- Von Joachim Haid
- 01.06.2021 um 11:36
In den ersten beiden Teilen haben wir uns mit psychischen Erkrankungen sowie Rücken- und Skelettproblemen beschäftigt. In heutigen dritten Teil kommen wir auf Übergewicht und Diabetes zu sprechen. Auch wenn der Body-Mass-Index (BMI) nicht die Körperzusammensetzung berücksichtigt, liegt es im Versicherungsbereich selten an einer zu hohen Muskelmasse, wenn der Antragssteller zu klein für sein Gewicht ist. In der Regel ist der Körperfettanteil zu hoch. Spätestens ab einem BMI von 30, wenn Adipositas erreicht ist, reagieren die Versicherer sensibel. Durchaus berechtigt.
Denn Adipositas und das daraus resultierende zu hohe Körpergewicht, bedeuten nicht nur ein erhöhtes Risiko für Rückenschmerzen und Gelenkserkrankungen wie Arthrose, sondern auch für Zivilisationskrankheiten wie Herzkreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall und Diabetes. Bereits im Jahr 2015 kumulierten sich die Krankheitskosten für diese Erkrankungen in Deutschland auf rund 72 Milliarden Euro! Die Tendenz ist jährlich steigend.
Wie man sein Immunsystem optimal unterstützen kann
Ist der Body-Mass-Index noch zeitgemäß?
Gefährlich, oder lebensnotwendige Energiespender?
Diabetes Typ II
Bei Diabetes muss zwischen den primären Formen Typ I und Typ II unterschieden werden. Während es sich beim Typ I um eine Autoimmunerkrankung handelt, ist Typ II in den meisten Fällen eine erworbene Stoffwechselkrankheit, bedingt durch den persönlichen Lebensstil. In Deutschland gibt es etwa 10 Millionen Diabetiker, davon fallen 90 bis 95 Prozent in den Typ II, im Folgenden Diabetes genannt. Mögliche Auslöser für diese Erkrankung ist meist Übergewicht, welches wiederum verursacht wurde durch:
- Hyperkalorische Ernährung – auch wenn eine Kalorie nicht gleich eine Kalorie ist, irgendwann wird es dann einfach zu viel
- Zu hoher Konsum von schnellen Kohlenhydraten und Haushaltszucker
- Auch wenn Fett nicht per se fett macht, ist ein zu hoher Konsum ungünstiger Fette gesundheitlich problematisch
- Zu hoher Fruktosekonsum, vor allem in flüssiger Form
- Zu viel Alkohol
- Zu wenig Bewegung und Sport
In der Folge kann es zu einer nicht alkoholischen Fettleber und einer Hyperglykämie kommen. Davon spricht man, wenn der HbA1C-Wert, das sogenannte Zuckergedächtnis, einen Wert von 6,5 Prozent übersteigt. Jedoch sollten bereits ab Werten größer 5,5 Prozent die Alarmglocken klingen. Bevor eine Hyperglykämie eintritt und sich damit der Diabetes beginnt zu manifestieren, tritt praktisch immer eine Insulinresistenz auf. Das bedeutet, dass die Zellmembranen nicht mehr richtig auf das Insulinsignal ansprechen. Das Hormon Insulin öffnet, bildhaft gesprochen, die Zellmembranen wie ein Schlüssel in einem Schloss, sodass der Zucker in die Zellen und den dortigen Zellkraftwerken, den Mitochondrien, gelangen kann.
Je mehr Zucker im Blut ist, desto mehr Insulin wird von der Bauchspeicheldrüse ausgeschüttet. Das stresst die Rezeptoren, in unserem Bild sind das die Schlösser, sodass diese immer weniger auf das Insulin (den Schlüssel) reagieren. In der Folge erhöht sich der Blutzuckerwert, was das Gehirn wiederum veranlasst die Bauchspeicheldrüse noch mehr Insulin produzieren zu lassen. Der Stress auf unsere Zellmembranen erhöht sich somit weiter und diese reagieren immer schlechter auf das Insulin. Die durchgehend hohe Produktion dieses Hormons, was jedoch immer weniger erfolgreich ist, führt nun dazu, dass die Bauchspeicheldrüse regelrecht ausbrennt. Bildhaft gesprochen könnten wir sagen: Die Bauchspeicheldrüse bekommt einen Burnout und die insulinproduzierenden Beta-Zellen sterben ab. Spätestens jetzt wird der Diabetes-Patient insulinpflichtig.
Rechtzeitige Diagnose könnte die meisten Fälle verhindern
Nun wird es nicht nur für den Bereich der Versicherer und der Vermittler interessant, sondern auch für jeden, der das Risiko dieser Stoffwechselerkrankungen rechtzeitig erkennen möchte, um die Erkrankungen verhindern zu können. Bevor sich Diabetes Typ II manifestiert, tritt fast immer die oben genannte Insulinresistenz auf. Das ist meist Jahre, manchmal sogar Jahrzehnte vor der Diagnose einer Hyperglykämie der Fall. Nun kommt die gute Nachricht: Ob die Zellen noch optimal auf Insulin reagieren, der Verdacht auf eine mögliche Insulinresistenz vorhanden ist, oder diese bereits sehr wahrscheinlich vorliegt, kann mit dem HOMA-Index ermittelt werden. Um diesen berechnen zu können, werden lediglich zwei kostengünstige Blutwerte benötigt: Nüchternglukose und Nüchterninsulin. Diese beiden Werte verursachen Laborkosten in Höhe von rund 16 Euro. Dennoch gehören sie im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen nicht zum Standardprogramm und werden auch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen im Rahmen der Prophylaxe erstattet.
HOMA-Index | Stadium | Wahrscheinlichkeit Insulinresistenz |
< 2,0 | 1 | Unwahrscheinlich |
2,0 – 2,5 | 2 | Mögliche Insulinresistenz |
2,5 – 5,0 | 3 | Wahrscheinlich |
Ø 5,0 | 4 | Insulinresistenz vorhanden |
Lange, bevor der Arzt auf Verdacht den Langzeitblutzuckerwert HbA1c bestimmen lässt und dieser eventuell größer 6,5 Prozent ist, könnte mit dem HOMA-Index also bereits erkannt werden, ob der Patient dazu neigt, einen Diabetes zu entwickeln. Kennen Sie Ihren HOMA-Index? Wenn nicht, investieren Sie doch einmal diese rund 16 Euro bei der nächsten Vorsorgeuntersuchung.
Therapie von Diabetes Typ II
Fast alle künftigen Fälle von Diabetes wären also vermeidbar. Was viele nicht wissen ist, dass selbst bei bestehender Erkrankung diese in über 60 Prozent der Fälle geheilt werden kann und sogar rund 94 Prozent aller Patienten von den Diabetesmedikamenten wegkommen könnten. Selbst wenn die Krankheit also bereits eingetreten ist, muss sie kein lebenslanges Schicksal bleiben. Ich selbst habe Kunden, die ihren Diabetes überwinden konnten. Neben Bewegung und Sport spielen natürlich die Ernährung und die Mikronährstoffversorgung dabei eine entscheidende Rolle. Ob nun eine Ernährung mit möglichst wenig Kohlenhydraten oder Fetten die individuell richtige ist, hängt unter anderem vom jeweiligen Status der Insulinresistenz ab.
Fazit
Jedes Jahr werden rund 500.000 neue Diagnosen bezüglich Diabetes Typ II gestellt. Damit verbunden sind nicht nur große gesundheitliche Risiken für die Patienten, sondern auch erhebliche Kosten. Jedes Jahr kommt es allein in Deutschland auf Grund von Diabetes zu 50.000 Amputationen und über 5.000 Erblindungen. Hinzu kommen die Arzt- und Behandlungskosten, sowie Medikamente wie Metformin und Insulin. Alles das müsste in den meisten Fällen nicht sein und könnte mit den oben genannten Maßnahmen verhindert werden.
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