- Von Karen Schmidt
- 02.12.2021 um 07:54
Bis 2030 werden nach neuesten Hochrechnungen der Barmer 6 Millionen Menschen pflegebedürftig sein – also rund eine Million mehr als bisher angenommen. Und das wird Konsequenzen haben, warnt die Krankenkasse in ihrem Pflegereport 2021: Mehr als 180.000 Pflegekräfte werden bis dahin fehlen, zeigt die Berechnung weiter.
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Diese Pflegekosten sind steuerlich absetzbar
„Die Politik muss zügig gegensteuern, andernfalls bleibt die Pflege eine Großbaustelle auf schwachem Fundament. Im Koalitionsvertrag stehen dazu einige richtungsweisende Vorhaben. Das begrüßen wir ausdrücklich! Nun muss rasch die Umsetzung angegangen werden“, fordert Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer.
Allen voran müssten die Bundesländer „endlich ihrer Pflicht nachkommen“, die Investitionskosten für stationäre Pflegeeinrichtungen zu übernehmen, heißt es von der Krankenkasse. Dadurch würde bereits eine Entlastung bei den Eigenanteilen der Pflegebedürftigen erreicht.
Finanzielle Überforderung Pflegebedürftiger vermeiden
Um eine finanzielle Überforderung der Pflegebedürftigen zu vermeiden, sollten zudem die Leistungsbeträge der sozialen Pflegeversicherung einmalig angehoben und dann regelmäßig dynamisiert werden. Die für den Jahreswechsel geplante Anhebung der Pflegesachleistungsbeträge sowie die Einführung eines Leistungszuschlages bei vollstationärer Pflege seien erste wichtige Schritte, so die Barmer. Der ab dem kommenden Jahr vorgesehene jährliche Steuerzuschuss in Höhe von einer Milliarde Euro solle im Gleichschritt mit den jährlichen Ausgaben der Pflegeversicherung steigen.
„Die künftige Bundesregierung will die Pflegebedürftigen mittelfristig in Bezug auf die steigenden Eigenanteile in der stationären Pflege entlasten. Auch die Prüfung zur weiteren Senkung der Eigenanteile ist ein wichtiges Element“, so Barmer-Vorstandschef Straub.
Ausgaben für Pflege steigen auf 59 Milliarden Euro
Der Autor des Barmer-Pflegereports, Heinz Rothgang vom Socium – Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik an der Universität Bremen, weist auf einen deutlich größeren Finanzbedarf in der Pflege hin. Dieser werde ohne weitere Leistungsverbesserungen, die gleichwohl nötig seien, von 49 Milliarden Euro im Jahr 2020 auf 59 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 steigen.
„Neben den Herausforderungen bei der Finanzierung muss der Blick auch auf die Frage gerichtet werden, wer künftig die Pflegebedürftigen betreuen soll. Bereits heute fehlen tausende Pflegekräfte. Den Arbeitskräftemangel zu bekämpfen, muss ein zentrales Anliegen werden“, fordert Rothgang.
Den Report-Ergebnissen zufolge fehlten bis zum Jahr 2030 etwa 81.000 Pflegefachkräfte, 87.000 Pflegehilfskräfte mit und 14.000 Pflegehilfskräfte ohne Ausbildung. Der Pflegeberuf müsse vor diesem Hintergrund deutlich attraktiver werden. Daher sei es richtig, geteilte Dienste abzuschaffen und den Anspruch auf familienfreundliche Arbeitszeiten einzuführen. Außerdem müsse mehr getan werden, um die Belastungen dieser enorm anstrengenden Arbeit abzufedern.
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