- Von Andreas Harms
- 30.11.2022 um 13:19
Steigt die Inflation „immer höher“? Nein, tut sie nicht. Tatsächlich legen einige Nachrichten nahe, dass der Höhepunkt jetzt oder demnächst erreicht ist. Wir wollen einige von ihnen hier aufzählen.
Inflation im November: 10,0 Prozent
Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat die vorläufige Inflationsrate für den November bekanntgegeben – sie liegt bei 10,0 Prozent. Im Vergleich zum Oktober gingen die Preise sogar um 0,5 Prozent zurück.
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Damit ist der starke Preisauftrieb zunächst gestoppt. Wichtige Gründe dürften sein, dass Erdöl, aber auch Erdgas auf den Weltmärkten wieder deutlich unter ihren Höchstständen notieren. Beispielsweise kostete ein Fass Erdöl (159 Liter) der Nordseesorte Brent im Juni noch in der Spitze fast 125 US-Dollar. Heute sind es nur noch 85 Dollar. Das ist fast ein Drittel weniger. Ähnlich – Engpässe hin oder her – sieht es auch beim Erdgas auf dem Weltmarkt aus.
Die Zahlen von Destatis bestätigen das zwar nicht direkt. Aber sie besagen, dass die Energiepreise im Oktober noch um 43,0 Prozent höher lagen als im Vorjahresmonat. Im November waren es 38,4 Prozent, dann aber gegenüber dem Vorjahres-November. Das lässt den Schluss zu, dass sie von Oktober bis November sogar gefallen sind. Destatis hingegen schreibt von einer „leichten Entspannung“.
Die Produktion hat diese Entspannung übrigens schon erreicht. Die Erzeugerpreise waren schon im Oktober gegenüber September um enorme 4,2 Prozent gesunken. Das liegt insbesondere eben an jenen Energiepreisen.
Sinkende Kaufkraft dämpft Nachfrage
Ein weiterer Grund für die aktuelle Entspannung sind normale wirtschaftliche Mechanismen (mehr dazu hier). Zum Beispiel, dass die gestiegenen Preise die Nachfrage dämpfen. Die Menschen kürzen zwangsläufig ihre Ausgaben, weil ihre Kaufkraft sinkt. Und wenn man das mal ganz plump auf die Angebots- und Nachfragekurve überträgt, heißt das, dass bei gleichbleibendem Angebot der Preis sinken muss. Frei übersetzt: Wer sein Zeug nicht loswird, muss mit dem Preis runtergehen.
Nun bleibt das Angebot aber nicht gleich, sondern sinkt auch (Anbieter verlassen ja auch den Markt). Gleichwohl hat sich das Gesamtverhältnis zumindest entspannt.
Reale Löhne und Gehälter sinken seit vier Quartalen
Passend dazu meldet Destatis, wie sehr die Kaufkraft in Deutschland gesunken ist. Zwar stiegen Löhne und Gehälter in reinen Zahlen im dritten Quartal um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Doch die Inflation fraß das auf, sodass die realen Einkommen um 5,7 Prozent sanken. Das ordnen die Statistiker so ein:
Damit mussten die Beschäftigten in Deutschland bereits im vierten Quartal in Folge einen Reallohnverlust hinnehmen, nachdem die Reallöhne bereits im 2. Quartal 2022 um 4,4 Prozent, im 1. Quartal 2022 um 1,8 Prozent und im 4. Quartal 2021 um 1,4 Prozent gegenüber dem jeweiligen Vorjahresquartal gesunken waren.
Damit sinken die realen Löhne nunmehr so lange und so stark wie noch nie seit Beginn dieser Statistik im Jahr 2008. Es wundert nicht wirklich, dass sich das auf die Nachfrage auswirkt.
Seite 2: Der zweite Fehler der Zentralbanken
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