Mutter mit Kind: Am stärksten von Armut betroffen sind in Deutschland alleinerziehende Mütter © picture alliance / dts-Agentur | -
  • Von Sabine Groth
  • 25.06.2024 um 15:26
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Für alleinerziehende Familien ist das Armutsrisiko deutlich höher als für Paarfamilien. Das liegt allerdings nicht hauptsächlich daran, wie so mancher vielleicht denken mag, dass Alleinerziehende zu wenig arbeiten. Der Grund ist häufig ein anderer.

In Deutschland gab es 2023 rund 1,7 Millionen alleinerziehende Familien. 41 Prozent davon gelten als armutsgefährdet, zeigt das „Factsheet Alleinerziehende“ der Bertelsmann-Stiftung. Damit sind sie nach wie vor die am stärksten von Armut betroffene Familienform in Deutschland. Bei den Paarfamilien sind zwischen 8 Prozent (bei einem Kind) und 30 Prozent (bei drei und mehr Kindern) von Armut bedroht.

Knapp die Hälfte aller Kinder, die in einer Familie mit Bürgergeldbezug aufwachsen, lebt mit nur einem Elternteil zusammen. In Bremen ist der Anteil von alleinerziehenden Haushalten mit Bürgergeld mit 55 Prozent besonders hoch, in Thüringen ist er mit 27 Prozent am niedrigsten.

Das Factsheet zeigt ebenfalls, dass die Armutsgefährdung nicht auf mangelnde Erwerbstätigkeit zurückzuführen ist. Tatsächlich arbeiten 71 Prozent der alleinerziehenden Mütter und 87 Prozent der alleinerziehenden Väter. Das sind zwar jeweils etwas weniger als die Elternteile in Paarfamilien, allerdings arbeiten alleinerziehende Mütter deutlich häufiger in Vollzeit als Mütter in Paarfamilien.

Einen wesentlichen Beitrag zur schwierigen Finanzsituation der Alleinerziehenden liefern vielmehr ausfallende Unterhaltszahlungen. „Trotz einzelner sinnvoller Maßnahmen, wie Reformen des Unterhaltsvorschusses und des Kinderzuschlags, ist es noch immer nicht gelungen, die belastende Situation für viele Alleinerziehende entscheidend zu verbessern“, sagt Antje Funcke, Expertin für Familienpolitik bei der Bertelsmann Stiftung.

Acht von zehn Alleinerziehenden sind Frauen

Die meisten Alleinerziehenden sind nach wie vor Frauen, auch wenn der Anteil alleinerziehender Väter auf mittlerweile 18 Prozent gestiegen ist. Insgesamt sind sie deutlich häufiger von Armut betroffen, müssen öfter Sozialleistungen beziehen und haben ein höheres Risiko für Altersarmut.

Um die Lage für Alleinerziehende zu verbessern, empfiehlt die Bertelsmann Stiftung, ihnen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder Ausbildung zu erleichtern. Etwa durch gute Kita-Plätze und eine verlässliche Ganztagsbetreuung in der Schule, aber auch durch flexiblere Arbeitszeitmodelle. Zudem sollte die Politik Anreize für Väter erhöhen, mehr Verantwortung für ihre Kinder und Care-Arbeit zu übernehmen. Und schließlich brauche es eine wirksamere finanzielle Hilfe.

„In der jetzigen Form wird die Kindergrundsicherung bei Weitem nicht reichen, um alleinerziehende Familien aus der Armutsfalle zu befreien. Vielmehr sind erneut Verschlechterungen für Alleinerziehende zu befürchten“, so Sarah Menne, ebenfalls Expertin für Familienpolitik bei der Bertelsmann Stiftung.

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Sabine Groth

Sabine Groth schreibt seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig über Geldanlage sowie weitere Finanz- und Wirtschaftsthemen, seit 2009 als freie Journalistin. Zu ihren Auftraggebern zählen vor allem Fachmagazine und -portale.

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