Magen- und Darmprobleme beieinflussen auch die seelische Gesundheit eines Menschen. © Copyright: Panthermedia
  • Von Joachim Haid
  • 29.10.2019 um 09:36
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lesedauer Lesedauer: ca. 07:30 Min

Im dritten und letzten Teil dieser Reihe begeben wir uns an einen dunklen, geheimnisvollen Ort, der in den vergangenen Jahren immer mehr Aufmerksamkeit erhalten hat: den Darm. Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Darm und Gehirn und was hat das alles mit unserem Immunsystem zu tun?

Folgen einer Störung der Darmbalance

Wie bereits in dem Beitrag Schädliches bekämpfen oder Gutes stärken beschrieben, sollten wir uns von der Vorstellung von „bösen“ und „guten“ Darmbakterien lösen. Es geht vielmehr um die Balance dieser Bakterien, die in uns leben. Eine der bekanntesten Bakterienarten des Darms ist Escherichia coli (E. coli). Zu einem bestimmten Grad ist deren Vorhandensein im gesunden Darm völlig normal. Liegt jedoch eine Fehlbesiedlung vor und ist deren Zahl zu hoch, so kann es zu allergischen Beschwerden kommen. Denn E. coli kann Histamin produzieren.

Gleiches gilt, wenn im Darm zu viele Clostridien vorkommen. War man bisher völlig frei von Unverträglichkeiten und treten diese nun plötzlich auf, oder verstärken sich vorhandene, so muss es nicht unbedingt am Genuss von zu viel Rotwein, Tomaten oder lang gereiftem Käse liegen (beides histaminhaltige Lebensmittel), sondern möglicherweise an einer Fehlbesiedlung im Darm. Hier gilt es, die Balance wiederherzustellen.

Milchsäurebakterien

Ebenfalls sehr bekannt sind die Bifodibakterien und die Lactobacilli. Hierbei handelt es sich um Milchsäurebakterien, die als Probiotika in Joghurt, Kefir und milchsauer vergorenen Lebensmitteln wie Sauerkraut, Miso und ähnlichem vorkommen. Diese Bakterienarten dichten die Darmschleimhaut durch Bildung einer Barriere ab. Damit reduziert sich das oben erwähnte Risiko eines leaky gut. Weiterhin senken diese Mikroben den PH-Wert im Dickdarm ab, wodurch Salmonellen und Fäulnisbakterien zurückgedrängt werden.

Bifidobakterien schütten Bifidin aus. Dabei handelt es sich um ein Toxin, welches das Wachstum von Listerien und Clostridien reduziert. Letztere wurden oben im Zusammenhang mit Histamin bereits erwähnt. Befidobakterium infantis kann sogar Tryptophan herstellen. Dies ist die Vorstufe für die Produktion des oben erwähnten Serotonins im Gehirn. Somit können Darmbakterien also direkt Einfluss auf unsere Psyche nehmen und mit wie viel Elan wir unser Leben meistern. Über 90 Prozent des im Körper vorkommenden Serotonins wird jedoch nicht im Gehirn produziert, sondern im Darm. Dieser benötigt es unter anderem für die Darmbewegung, welche den Speisebrei fortbewegt. Ist nun jedoch zu wenig Serotonin im Darm vorhanden, wird dieser träge, wodurch pathogene Erreger langsamer ausgeschieden werden und sich stärker vermehren können. Damit erhöht sich auch das Risiko, dass die Erreger durch die Darmschleimhaut gelangen können.

Darm, Mikrobiom und Immunsystem

Sind zu viele Krankheitserreger im Verdauungsstrakt, oder ist die Darmbesiedlung aus dem Gleichgewicht geraden, können Immunzellen des Darms Zytokine produzieren. Diese steuern Entzündungsprozesse im Körper. Werden nun viele proentzündliche Zytokine ausgeschüttet, kann das wieder zu den oben erwähnten stillen Entzündungen führen. Über Jahre hinweg können so die heutigen Zivilisationskrankheiten entstehen. Bauch- und Kopfhirn stehen über den Vagusnerv im direkten Kontakt. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Immunzellen vom Darm aus über diesen Vagusnerv direkt in das Gehirn gelangen können. Hier vermutet man einen der möglichen Auslöser der bei Alzheimer vorkommenden Amyloid-Plaques. Dabei könnte es sich auch um Abfallstoffe entzündlicher Abläufe im Gehirn handeln. Das ist noch nicht abschließend erforscht.

Tipps für ein gesünderes Leben

Wie wir gesehen haben, besteht ein großer Zusammenhang zwischen Darm, Mikrobiom und unserem Immunsystem. Folgende Tipps können Ihnen dabei helfen, sich möglichst darmgesund zu verhalten:

  • Gut gekaut, ist halb verdaut. Wird der Speisebrei bereits im Munde gut zerkleinert, können Nährstoffe im Anschluss im Magen und Darm besser aufgenommen werden.
  • Mindestens 30 Minuten vor und nach dem Essen nichts trinken. Getränke verdünnen die Magensäure, was Eiweiß schlechter verdaulich macht. Eiweißreste im Darm sind jedoch wieder Nährstoff für Bakterien, von denen wir nicht zu viele im Verdauungstrakt haben wollen.
  • Kein Alkohol zum oder nach dem Essen. Alkohol reduziert die Verdauungsprozesse.
  • Reduzierter Stress und Entspannungstechniken sind förderlich für die ausgewogene Darmbesiedlung, ebenso wie ausreichend Schlaf.
  • Den Zuckerkonsum möglichst reduzieren, da dieser Futter für die eher ungünstigen Darmbakterien ist, die sich sonst stark vermehren können.
  • Vermeiden Sie möglichst industriell gefertigte Lebensmittel, da diese oft Zusatzstoffe enthalten, die unser Mikrobiom schädigen können.
  • Sofern keine Fehlbesiedlung mit Firmicutes oder Bacteroidetes vorliegt, erhöhen Sie den Anteil an Ballaststoffen. Darüber freuen sich die förderlichen Darmbakterien. Bei einer bestehenden Divertikulose Flohsamenschalen vermeiden und besser auf lösliche Ballaststoffe setzen.
  • Sofern Sie nicht an einer Histaminunverträglichkeit leiden, essen Sie regelmäßig milchsauer vergorenes wie Sauerkraut, sauer eingelegtes Gemüse und Kimchi.
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Joachim Haid

Joachim Haid ist Gründer des Gesundheitsprogramms PaleoMental®, zudem Gesundheitscoach und Heilpraktiker in Ausbildung.

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