- Von Redaktion
- 29.07.2019 um 09:20
Wie wichtig sind Insurtechs für die Entwicklung von Plattformen und Ökosystemen?
Van den Brulle: Wir sind davon überzeugt, dass Insurtechs unverzichtbare Partner sind. Sie machen viele Dinge besser, sind oft fokussierter und gehen mehr in die Tiefe. Vor einigen Jahren haben wir sie noch als digitale Kundenschnittstelle für das Versicherungsgeschäft betrachtet. Aber wenn man noch einmal auf das Konzept der fragmentierten Wertschöpfungskette zurückkommt, gibt es inzwischen sehr viele unterschiedliche Technologiepartner, die einen Beitrag zu Kundenlösungen leisten können. Einige kaufen wir, mit anderen gehen wir Partnerschaften ein und finanzieren sie mithilfe von Risikokapital. Wir versuchen dabei möglichst intelligent vorzugehen, um zu verstehen, wie wir das Service-Angebot, das wir den Kunden präsentieren, am besten erweitern und verbessern können. Das ist inzwischen eine wesentlich komplexere Herausforderung, als noch vor wenigen Jahren.
Woran liegt das?
Van den Brulle: Das liegt daran, dass sich die technologische Entwicklung so stark beschleunigt hat, und dass wir inzwischen ganze Wertschöpfungsketten digitalisieren, und nicht nur den Teil, in dem die direkte Kundeninteraktion stattfindet. Es macht aber auch ganz erheblichen Spaß, die neue Wertschöpfungskette zu betrachten und alle Teile zusammenzuführen. Wir sehen das positiv, allerdings ist es eine Herausforderung für uns, stets an der Spitze der Entwicklung zu bleiben. Man muss viel mehr tun und braucht dafür ganz andere Leute. Wir befinden uns inzwischen in einem echten Kampf um die besten Nachwuchskräfte; das ist wahrscheinlich etwas, das wir noch vor einigen Jahren gar nicht so wahrgenommen haben.
Welche Erkenntnis ist nach Ihrer Erfahrung die Wichtigste in Bezug auf die Entwicklung und Pflege von Ökosystemen?
Van den Brulle: Nun, meine Erkenntnis lautet, dass wir den Mut aufbringen müssen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Wenn wir zum Beispiel Internet of Things und die Auswirkungen betrachten, die es auf die Schadenhäufigkeit haben wird, dann ist die Risikoprävention das Gebiet, auf dem wir unsere Rolle ausweiten können. Wir kennen uns mit Risiken aus. Wir wissen, wo und wie sie entstehen, wie sie sich entwickeln und was man dagegen tun muss. Stellen Sie sich vor, Sie säßen einem Risikomanager eines Industrieunternehmens gegenüber. Wahrscheinlich würde er in schallendes Gelächter ausbrechen, wenn Sie ihm sagten, wie wenig Risiko wir zu übernehmen bereit sind. Angesichts all der Daten, die wir sammeln, müssen wir mutiger werden und auf das Gebiet der Leistungen zur Risikoprävention vordringen und diesen Unternehmen Lösungen bieten, die für sie und die Realität ihrer Industrie eine höhere Relevanz besitzen.
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