- Von Redaktion
- 25.03.2014 um 13:44
Pfefferminzia: Die Axa hat 2010 das Programm „Focus2Perform“ ins Leben gerufen. Es soll bis 2015 Kosten in Höhe von 328 Millionen Euro sparen und die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Wie läuft’s denn?
Patrick Dahmen: Das ist ein sehr wichtiges Thema für uns, da Wettbewerbsfähigkeit gerade jetzt in der Lebensversicherung eine entscheidende Rolle spielt. Kosten und Kosteneffizienz nehmen an Bedeutung zu, wenn Anlageergebnisse wie jetzt im Niedrigzinsumfeld zurückgehen.
Wir sehen uns auf einem guten Weg. Wir haben uns die gesamte Wertschöpfungskette genau angesehen – angefangen beim Kundenkontakt über den Vertriebspartner, den Innendienst und die Steuerung intern – und haben uns gefragt, wo wir uns verbessern und verschlanken können und in welchen Bereichen uns eine verstärkte Digitalisierung hilft.
Pfefferminzia: Und?
Dahmen: Wir haben zum Beispiel damit begonnen, die Zahl der Produktvarianten deutlich zurückzufahren. 2007 haben wir die DBV Winterthur in den Axa-Konzern integriert und hatten seitdem ein DBV-Produktportfolio und ein Axa-Produktportfolio. Da gibt es natürlich einige Doppelungen.
Hier wollen wir effizienter werden und haben daher zum Beispiel die Anzahl der Produkte im Neugeschäft reduziert. Ein anderes wichtiges Thema für uns ist das sogenannte Lean Management. Das kommt ursprünglich aus der Automobilindustrie und ist nun im Konzern eingeführt.
Pfefferminzia: Was versteht man darunter?
Dahmen: Lean Management setzt nicht vorrangig bei den großen IT- und Prozessthemen an, sondern startet stärker von der Perspektive der Einzelprozesse und der Mitarbeiter.
So gehen wir in die einzelnen Bereiche, etwa die betriebliche Altersvorsorge oder die Leistungsprüfung; dort überprüft ein Team von sogenannten Lean Navigatoren, wie die Prozesse laufen und wo Ansatzpunkte zur Verbesserung sind. Das ist ein Themenfeld. Ein zweites ist: Was sind relevante Kennzahlen, mit denen wir die Bereiche effizient steuern können?
Und der dritte, wesentlichste Punkt ist: Wie können wir uns im Team stärker austauschen? Dazu setzen wir uns einmal pro Tag zusammen, schauen uns die Kennzahlen an und überlegen, wo wir eingreifen sollten beziehungsweise wo die Prioritäten angepasst werden müssen.
Hierüber erzielen wir Produktivitätsverbesserungen von 10 bis 15 Prozent – und eine deutliche Steigerung, was das Engagement der Mitarbeiter angeht, weil sie über den Prozess direkt einbezogen sind und selbst Ideen einbringen können.
Pfefferminzia: Ist noch etwas Großes geplant?
Dahmen: Ja, wir sind gerade dabei, ein neues Bestandsführungssystem einzuführen. Wir kommen aus einer Welt mit unterschiedlichen Systemen unterschiedlicher Versicherer und wollen diese jetzt in einer Standardsoftware des Anbieters COR&FJA bündeln. Wir starten Anfang 2015 mit dem Neugeschäft, danach geht es an die Migration der Bestände. Das wird die Effizienz auch noch einmal erhöhen.
Pfefferminzia: Schaut man sich die Lebensversicherung an, sind die Zahlen nicht dolle. Laut Jahresabschluss 2012 stagnierte das Neugeschäft gegen laufende Beiträge und sank deutlich bei den Einmalbeiträgen. Dadurch hat die Axa 2012 Marktanteile von 0,4 Prozent eingebüßt auf 2,23 Prozent. Wie wollen Sie hier wieder wachsen?
Dahmen: Tatsache ist, dass wir Marktanteile verloren haben, und hier wollen wir gegensteuern. Dabei haben wir zwei wesentliche Schwerpunkte: Altersvorsorge und Biometrie.
Herr Hufeld, oberster Versicherungsaufseher der Bafin, hat vor einiger Zeit erklärt, dass das Angebot der Lebensversicherer ihn an einen Donut erinnere. Auf der einen Seite gebe es die konventionellen Lebensversicherungen und auf der anderen Seite die fondsgebundenen. Die Mitte aber sei weitgehend leer.
Diese Lücke wollen wir schließen und bieten daher seit Anfang des Jahres eine neue Rentenversicherung an – die Relax Rente. Wir haben uns bei den Überlegungen zum Produktdesign die Frage gestellt: Was wollen unsere Kunden? Sie wollen auf der einen Seite sicher sein, dass die eingezahlten Beiträge auf keinen Fall verloren gehen. Das ist ein ganz klares Grundbedürfnis.
Auf der anderen Seite wollen und vor allem brauchen sie aber auch die Chance auf Rendite. Denn bei Renditen von 2,0 oder 2,5 Prozent muss man sehr viel Kapital für eine auskömmliche Altersvorsorge zur Seite legen.
Die Roadshow 2014
Die Axa geht zum Thema neue Relax Rente derzeit auf Roadshow. Hier die Termine:
20. März in Hannover 25. März in Frankfurt 26. März in Stuttgart 02. April in Düsseldorf 04. April in LeipzigPfefferminzia: Die Kunden wollen also Sicherheit mit Chance auf Rendite. Dahmen: Richtig. Auch Flexibilität ist enorm wichtig. Ein Produktformat, das 30 Jahre lang unverändert bespart werden kann, entspricht nicht mehr der Realität. Biografien ändern sich, aber auch die Kapitalanlagesituation ändert sich.
Wir haben daher ein Produkt entwickelt, das sich an verschiedene Kundenbedürfnisse und veränderte Marktbedingungen anpassen lässt beziehungsweise sich selber anpasst.
Und es gewährleistet eine lebenslange Rente. Das war für uns ein wichtiger Punkt, denn lebenslange Absicherungen darstellen zu können, gehört zu den Kernkompetenzen eines Versicherers. Und damit heben wir uns klar von der Bankenwelt ab.
Pfefferminzia: Wie ist das Produkt im Detail aufgebaut?
Dahmen: Die Absicherung der Bruttobeiträge erfolgt über den klassischen Deckungsstock. Die erzielten Überschüsse werden genutzt, um an der Kursentwicklung des Euro Stoxx 50 zu partizipieren – allerdings mit Absicherung der Schwankungen. Seit der Lehman-Pleite sind die Schwankungen am Aktien-, aber auch am Anleihemarkt zum Teil enorm.
Deshalb haben wir einen Schwankungskorridor eingebaut. Ohne Schwankungen liegt die Rendite des Euro Stoxx 50 im langfristigen Mittel bei etwa 6 Prozent. Mit einem aktiven Management der Schwankung erzielen unsere Kunden eine Rendite von durchschnittlich 6,4 Prozent. Pfefferminzia: Wie federn Sie diese Schwankungen ab? Dahmen: Es gibt sogenannte Vol-Target-Fonds. Da kann man zum Beispiel bestimmen, dass der Index nicht mehr als 20 Prozent schwanken soll.
Wird dieser Wert überschritten, geht das Management ein Stück weit aus dem Aktienmarkt raus – nicht zu 100 Prozent, bei 20 Prozent Schwankung wären es vielleicht 5 Prozent – und investiert dieses Geld in festverzinsliche Papiere.
Die dritte Komponente des Produkts ist die freie Fondsauswahl. Der Kunde kann aus bis zu drei Investmentfonds ausgewählter Anbieter wählen, in die die Beitragsteile fließen, die nicht zur Erzeugung der Garantie benötigt werden. Das ist die Grundkonzeption. Darüber hinaus steuern wir die Anlage über das sogenannte Vertragsphasenkonzept.
Pfefferminzia: Worum handelt es sich dabei? Dahmen: Wir haben ein einfaches Börsenprinzip aufgegriffen – je länger der Anlagehorizont ist, desto stärker kann man in Aktien investieren. Zu Vertragsbeginn ist der Anteil der Aktienanlage im Produkt daher höher.
Alle fünf Jahre schichten wir sukzessive von Fonds in den Deckungsstock um. Das erfolgt automatisch bis fünf Jahre vor Vertragsende – dann ist das gesamte Vertragsvermögen in sichere Anlagen investiert. Dieses neue Produkt ist der erste Schwerpunkt unserer Wachstumsstrategie. Pfefferminzia: Und der zweite?
Dahmen: Das zweite Themenfeld ist die Biometrie, also Berufsunfähigkeits- und Risikolebensversicherungen. Zum einen ist es unser Ziel, dass wir uns preislich und bedingungsmäßig in den relevanten Berufen unter den Top-5-Anbietern bewegen.
Zum anderen werden wir das Thema Digitalisierung vorantreiben. So können die Vertriebspartner beispielsweise Gesundheitsfragen und Risikoprüfungen vor Ort beim Kunden finalisieren und der Kunde seine Unterschrift direkt auf dem Unterschriften-Pad abgeben.
Das forcieren wir derzeit sehr stark in unserer Ausschließlichkeitsorganisation. Für Makler haben wir hier in den vergangenen Jahren schon viel gemacht und die Kommunikation über Bipro standardisiert.
Pfefferminzia: Sind im BU-Bereich neue Produkte oder Produktmerkmale geplant?
Dahmen: Ja, neben der Überarbeitung der Richtlinien im Kollektivgeschäft bringen wir ab April 2014 ein neues BU-Produkt ohne Gesundheitsfragen, aber mit einer Wartezeit auf den Markt, bei dem die Altersvorsorgebeiträge im Fall einer Berufs-unfähigkeit weiter gezahlt werden. Dieses Produkt bieten wir in der bAV und im Bankenvertriebskanal an.
Pfefferminzia: Sie haben Ihre Überschussbeteiligung um 0,25 Prozentpunkte auf 3,4 Prozent gesenkt. Das ist Durchschnitt. Wird es so nicht schwierig, sich von den Wett-bewerbern abzuheben?
Dahmen: Wir wollen im Wettbewerb wieder punkten, ja. Da passen die 3,4 Prozent auf den ersten Blick nicht hinein. Bei der Überschussbeteiligung ist es für mich aber vorrangig, die Substanz unseres Unternehmens zu stärken – gerade in diesen Zeiten.
Die Absicherung des Bestandes und die Fähigkeit, Garantien nachhaltig bedienen zu können, stehen für mich an erster Stelle. Wir wollen außerdem die Solvabilitätsquote weiter leicht erhöhen.
Deshalb haben wir – wie auch der Gesamtmarkt – die Überschussbeteiligung abgesenkt. Wir forcieren kein Neugeschäft zulasten des Kollektivs. Das Neugeschäft fördern wir über neue Produktlösungen.
Der Garantiezins im Bestand liegt im Schnitt bei 3,4 Prozent – wenn Sie die Zinszusatzreserve mit einrechnen, bei 3,3 Prozent – und die laufende Verzinsung bei rund 4,0 Prozent. Wir haben also durchaus noch Luft.
Patrick Dahmen …
… ist Mitglied des Vorstands des Axa-Konzerns und der Axa Lebensversicherung. Nach der Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Commerzbank und dem betriebswirtschaftlichen Studium in Deutschland, Frankreich und Großbritannien verschlug es ihn 1999 zur Axa.
Über Stationen als Assistent des Vorstandsvorsitzenden, im Controlling der Axa-Gruppe in Paris und als Bereichsleiter „Planung, Bilanzierung, Reporting, Cash“ wurde Dahmen 2007 zum Finanzvorstand berufen. Seit September 2012 verantwortet der 40-Jährige im Konzernvorstand und im Vorstand der Axa Lebensversicherung das Geschäftsfeld Vorsorge, zu dem auch die Axa-Bank gehört.
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