- Von Andreas Harms
- 07.10.2022 um 09:28
Gute Nachrichten für Lebensversicherte. Die Anbieter entsprechender Policen machen sich dank gestiegener Zinsen daran, ihre über Jahre aufgebaute Zinszusatzreserve (ZZR) abzubauen. Nach Prognosen des Branchenverbands GDV sinkt sie in diesem Jahr von 96 auf 93 Milliarden Euro. Das ist der erste Rückgang, seit die ZZR existiert.
Alle Lebensversicherer erfüllen Garantien – aber einige nur knapp
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Die ZZR ist ein Puffer, den die Branche im Jahr 2011 auf Anordnung der Finanzaufsicht Bafin hin aufzubauen begann. Die Rücklagen sollten dabei helfen, trotz damals schon empfindlich sinkender Zinsen Garantiezinsen aus älteren Verträgen noch zahlen zu können. Dafür stellten die Lebensversicherer zum Teil zweistellige Milliardenbeträge pro Jahr zurück.
Doch jetzt können sie die Reserve allmählich auflösen, sofern der Referenzzins stabil bleibt oder gar steigt. Und wenn sie das dann machen, müssen sie das Geld ihren Kunden geben – und nicht etwa sich selbst oder den Aktionären. Sie rechnen es entweder auf die Mindest-Überschussbeteiligung an oder stellen es für zukünftige Überschüsse der Kunden zurück. So beschreibt es der GDV.
Wie schnell das Geld fließen wird, hängt laut Verband von drei Faktoren ab:
- allgemeines Zinsniveau am Kapitalmarkt
- Höhe der garantierten Versicherungsleistungen mit einem Rechnungszins über dem Referenzzins
- Restlaufzeit des für die ZZR relevanten Vertragsbestands
Zwar müssen Lebensversicherer für Verträge mit Rechnungszins über dem Referenzzins noch immer Reserven aufbauen. Doch weil immer wieder Verträge fällig werden, schrumpft dieser Bestand. Laut GDV-Prognose überwiegt der zweite Effekt den ersten – und die ZZR kann sinken. Steigt der Zins am Markt weiter, sinkt auch die Zahl der Verträge, für die die Versicherer noch weiter Reserven aufbauen müssen. Sogar ohne dass sie fällig werden.
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