- Von Lorenz Klein
- 13.06.2017 um 16:55
Pfefferminzia: Die Versicherungswirtschaft hat sich lange gegen ein Garantieverbot in der betrieblichen Altersversorgung gewehrt. Nachdem es nicht dazu gekommen ist, hat man den Eindruck, dass die Branche aus der Not eine Tugend machen wolle, wie beispielsweise die Gründung der Konsortiallösung „das Rentenwerk“ aus fünf Versicherern vermuten lässt. Sie sehen dieses Modell eher kritisch – warum?
Fabian von Löbbecke: Wir sind als HDI grundsätzlich ein Freund von Konsortien und haben damit gute Erfahrungen gemacht, aber beim Sozialpartnermodell ist das eigentlich nicht zielführend. Ein Konsortium macht höchstens bei der Kapitalanlage Sinn, aber nicht bei der Risikotragung. Beim Sozialpartnermodell gilt ein Garantieverbot. Das heißt, es gibt kein nennenswertes Risiko zu tragen. Wenn man Sozialpartnermodelle über einen Pensionsfonds anbietet, so wie wir als HDI das machen werden, ist man frei in der Kapitalanlage und kann somit auch in chancenreichere Titel anlegen. Genau das war der Gedanke des Gesetzgebers. Wer jetzt die Kapitalanlage ausschließlich über die Sicherungsvermögen von Lebensversicherern abwickeln will, zeigt nur, dass er in alten Mustern denkt und wird angesichts der Niedrigzinsphase nicht das Optimum für die Kunden herausholen können.
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Auch HDI hat sich nach der bAV-Reform in Stellung gebracht, indem Sie erklärten, einer der wenigen Versicherer zu sein, die hierfür Lösungen bieten werden. Was genau meinen Sie damit?
Die Produktlösung für Sozialpartnermodelle muss kostenarm, effizient und digital sein. Um beim Sozialpartnermodell als bAV-Anbieter erfolgreich zu sein, benötigt man einen Zugang zu den Tarifparteien, die richtige Technik und die Bereitschaft zu investieren. Wir haben als HDI einen guten Draht zu Großunternehmen und der deutschen Industrie. Zudem haben wir in den letzten zwei Jahren signifikant in die Digitalisierung unserer bAV-Verwaltung investiert. Mit dem „HDI bAVnet“ haben wir ein Online-Portal entwickelt, mit dem Arbeitgeber die bAV-Verträge ihrer Mitarbeiter schnell und kostengünstig verwalten können. Hierfür haben wir 2015 den „Digitalen Leuchtturm“ der Süddeutschen Zeitung und Google erhalten. Digitalisierte Prozesse sind beim Sozialpartnermodell unverzichtbar. Wenn eine Branche ein solches Modell einführt, müssen auf einen Schlag hunderttausende Verträge verarbeitet werden. Das schaffen nur große Anbieter mit einem leistungsfähigen IT-System. Das „HDI bAVnet“ ist eine gute Ausgangsbasis, die wir weiter ausbauen werden.
„Wenn die Arbeitnehmer ein bAV-Angebot in Anspruch nehmen, kommt es ihnen in erster Linie auf Sicherheit an – gegebenenfalls auch zulasten einer größeren, aber risikobehafteten Rendite“, heißt es in einer aktuellen Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte. Werden sich die Menschen vor diesem Hintergrund für eine nicht garantierte Zielrente überhaupt erwärmen können?
Wer heutzutage nur auf Garantien setzt, wird Schwierigkeiten haben, eine auskömmliche Rendite erzielen. In Zeiten von Niedrigzinsen weiterhin nur in Anleihen anzulegen wäre ein Fehler. Zumal die Euro-Krise gezeigt hat, dass Staatsanleihen auch nicht risikofrei sind. Das hat auch der Gesetzgeber erkannt und setzt deshalb bewusst auf Zielrenten. Bei diesem Modell gibt es eine feste Beitragszusage, es wird aber keine bestimmte Rente garantiert, sondern nur gewissenhaft geschätzt. Dies ermöglicht ein breiteres Investment und damit die Chance auf höhere Renditen für die Betriebsrentner. Ich finde sie eine gute Idee, zumal die klassische bAV mit Garantien ja weiterhin parallel angeboten werden kann. Letzteres ist vom Gesetzgeber ja sogar explizit gewünscht. Es ist aber auch an der Zeit, dass wir Deutschen endlich umdenken und etwas wagen.
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