- Von Lorenz Klein
- 21.04.2017 um 09:29
Als Felix Hufeld seine traditionelle Ansprache zum Jahresauftakt hielt, wäre es einigen Zuhörern wohl nicht aufgefallen, wenn der Präsident der Finanzaufsicht Bafin versehentlich das Redemanuskript aus dem Vorjahr vorgelesen hätte. So kreisten seine Worte auch diesmal um ein Thema, das man, so Hufeld, „euphemistisch“ Niedrigzinsniveau nenne. „Mit der Zeit schlägt es immer stärker zu Buche“, warnte der Bafin-Chef.
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Gleichwohl hätten sich Deutschlands Lebensversicherer für „eine fortdauernde Zinsdurststrecke“ gerüstet, lobte er. So hätten die Gesellschaften ihre Eigenkapitalbasis gestärkt, ihre Überschussbeteiligung gesenkt und Produkte mit neuen Garantieformen im Angebot – man möchte hinzufügen: ihr Kapitalanlage- Know-how gestärkt.
Letzteres ist auch bitter notwendig, denn mit festverzinslichen Kapitalanlagen auf – Euphemismus hin oder her – Niedrigzinsniveau sind nur noch Mini-Renditen zu erzielen. Sollte es den Lebensversicherern nicht gelingen, einen Teil ihres rund 850 Milliarden Euro schweren Anlagebergs in attraktivere Renditeträger umzuschichten, wird die Überschussbeteiligung der Versicherten noch schneller unter Druck geraten, als es ohnehin schon der Fall ist.
So ist die durchschnittliche laufende Verzinsung der Lebensversicherer in der privaten Rente zwischen 2008 und 2016 von 4,39 Prozent auf 2,84 Prozent gefallen. Für 2017 sind es wohl nur noch 2,57 Prozent – und eine Zinswende ist bislang allenfalls schemenhaft in den Glaskugeln der Börsen-Experten zu erkennen.
„Im Niedrigzinsumfeld stehen institutionelle Anleger, die aufgrund ihrer Risikoaversion traditionell stark in Rententiteln engagiert sind, vor einer besonders großen Herausforderung“, sagt Martin Krause, Partner der globalen Rechtsanwaltskanzlei Norton Rose Fulbright in Frankfurt am Main.
Grund hierfür sei, dass risikoarme verzinsliche Anlagen für diese Unternehmen „kaum verfügbar“ sind. Wohin sollen die Lebensversicherer also ausweichen, um höhere Zinsen zu einem vertretbaren Risiko einzufahren?
Krause hätte da einen Vorschlag: „Senior Secured Loans bieten sich als natürliche Alternative an, denn sie generieren Zinsen und sind – gemessen am Ertrag – deutlich risikoärmer als andere Anlageformen.“ Dies erkläre das deutlich gestiegene Interesse institutioneller Anleger an dieser Kapitalanlageform, sagt Krause.
SSL – was ist das?
Was hat es mit den Senior Secured Loans – kurz SSL – auf sich? Bei dieser Anlageklasse handelt es sich um Unternehmenskredite, die nicht in den Mantel einer Anleihe gehüllt sind, sondern von Banken und Brokern im „Over-the-Counter- Geschäft“ (OTC) vertrieben werden.
Schaut man sich die Bonität der Schuldner an – darunter namhafte US-Konzerne wie Dell, American Airlines und Heinz –, so ähneln SSL dem Profil von Hochzinsanleihen. Allerdings ist der Zinssatz bei Senior Secured Loans variabel.
Er richtet sich bei Dollar-notierten Loans am Libor aus, bei Euro-notierten Loans ist es der Euribor. Zusätzlich müssen Heinz und Co. einen Risikoaufschlag (Spread) an ihre Gläubiger zahlen, der sich in erster Linie an der jeweiligen Schuldnerqualität bemisst.
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