- Von Redaktion
- 19.12.2016 um 13:30
Nach dem Brexit und Donald Trumps Sieg bei der US-Wahl ist schwer zu sagen, wie, wann und wo sich die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft am stärksten zeigen werden. Sicher ist aber, dass vor allem Konjunktur, Finanzmärkte sowie die Versicherungswirtschaft betroffen sind – und genau diesen Themen möchte sich GDV-Chefvolkswirt Klaus Wiener in einem kleinen Ausblick für 2017 widmen. Hier sind seine sieben Thesen für die Entwicklungen im neuen Jahr.
These 1 – Wachstum: Der Aufschwung bleibt verhalten
Seit der Finanzkrise kommt die Weltwirtschaft nur langsam aus der Rezession wieder heraus. Mit nur leicht über 3 Prozent liegt sie seit Jahren nur unwesentlich über der Marke von 2,5 Prozent, die historisch die Grenze zur globalen Rezession markiert. Auch 2017 wird sich hier wohl eher wenig verändern.
In den USA wird sich das Wachstum dank Steuersenkungen und neuem Ausgabeprogramm beschleunigen. Im Euro-Raum hingegen wird sich das Wachstum eher verlangsamen, meint Wiener. Wahrscheinlich sei, dass die Wachstumsrate im Euro-Raum auf rund ein Prozent falle, nach gut 1,5 Prozent in diesem Jahr und 2,0 Prozent im Jahr 2014.
Ähnliches gilt auch für Deutschland: Nach 1,9 Prozent in diesem Jahr, werde sich das Wachstum im kommenden Jahr wohl auf 1,1 Prozent verringern. Die im Vergleich zum gesamten Euro-Raum leicht bessere Entwicklung basiere nämlich vor allem auf privatem Konsum.
These 2 – Inflation: Entfernung von der Nulllinie
Die Inflationsrate ist seit 2014 immer um und bei 0 Prozent zu finden. Für das Jahr 2016 wird die Teuerungsrate wohl etwa 0,3 Prozent erreichen, nach 0,0 Prozent und 0,4 Prozent in den beiden Jahren zuvor. Für das Jahr 2017 rechnet der Chefvolkswirt mit einem Preisauftrieb, der zum ersten Mal seit drei Jahren wieder eine „1“ vor dem Komma haben könnte (1,3 Prozent). Zum Jahresende 2017 könnte die Inflationsrate sogar die Marke von 1,5 Prozent erreichen. Grund ist vor allem der Ölpreis.
These 3 – Geldpolitik: Einstieg in den Ausstieg
Sieben Zentralbanken in Europa sowie auch aus Japan erheben derzeit negative Leitzinsen. Trotzdem zweifelt man nun mehr und mehr am Nutzen von Negativzinsen und Anleihekaufprogrammen. Denn: Vor allem die Altersvorsorge geht dadurch zunehmend den Bach runter.
Deshalb rechnet der GDV damit, dass 2017 eine Neuausrichtung der Geldpolitik ablaufen wird. Vor kurzem hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Ankaufprogramm noch einmal um weitere neun Monate bis Ende 2017 verlängert, gleichzeitig aber die Höhe der Käufe um 20 Milliarden Euro pro Monat reduziert. Trotzdem deutet das darauf hin, dass die EZB auch bald mit dem mit dem „Einstieg in den Ausstieg“ der lockereren Geldpolitik beginnen wird.
These 4 – Anleihemärkte: Abwärtstrend gebrochen
Was Ökonomen 2016 wohl mit am meisten überrascht hat, ist der starke Verfall der Renditen von Staatsanleihe aus dem Euro-Raum. So markiert der 14. Juni 2016 den Tag, an dem die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe zum ersten Mal in ihrer Geschichte negativ wurde. Seitdem gab es einen leichten Anstieg. War das etwa der Startschuss einer Zinswende?
Das moderate Wachstum, die geringe Inflation, die aufgeblähten Zentralbankbilanzen und nicht zuletzt die anhaltende „Flucht in die Qualität“ spreche dafür, dass die Zinsen auf den wesentlichen Staatsanleihemärkten nur begrenzt steigen könnten, erklärt Wiener.
These 5 – Finanzmärkte: Schwieriges Jahr
2017 wird ein verhaltenes europäisches Börsenjahr – zumindest sprechen die konjunkturellen, politischen und geldpolitischen Vorgaben laut Wiener dafür. Denn: Sie werden wohl ähnlich ausfallen wie schon 2016. Der leichte Anstieg der Kapitalmarktzinsen ist für die Versicherer indes zu begrüßen, so der GDV.
These 6 – Versicherungswirtschaft: Trotz Gegenwind stabil
Für die Versicherer sind die Voraussetzungen für das neue Jahr wohl eher zweigestellt. Die gedämpfte konjunkturelle Entwicklung lässt kaum Platz für viel Neues, der erwartete Renditenanstieg bei Anleihen werde aber trotzdem für eine Verbessrung im Finanzumfeld sorgen. Im Jahre 2016 war die Beitragsentwicklung im Großen und Ganzen stabil – und so erwartet Klaus Wiener das auch für 2017.
These 7: Versicherungswirtschaft: Marktveränderungen auch eine Chance
Trotz Finanzkrise hat sich die Geschäftsentwicklung in der Versicherungswirtschaft doch als recht robust erwiesen – auch 2016. Das durchschnittliche Beitragswachstum habe über die vergangenen zehn Jahre 1,9 Prozent betragen. Im Vergleich zum durchschnittlichen Wachstum des nominalen Bruttoinlandsprodukts (2,7 Prozent) sei das zwar eher wenig, trotzdem aber Kennzeichen für einen reifen Versicherungsmarkt, findet Wiener. Dinge wie zunehmender Absicherungsbedarf wegen des Klimawandels oder der politischen Risiken dürften im nächsten Jahr außerdem für Aufschwung sorgen.
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