Die Teilnehmer der Diskussionsrunde von unten nach oben: Oliver Kieper, Netfonds; Oliver Pradetto, Blau Direkt; Stefan Heisig, Condor/R+V und Karen Schmidt, Pfefferminzia. © Florian Sonntag
  • Von Redaktion
  • 27.07.2016 um 08:22
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Wie steht es in Zeiten der Nullzinsen um das Potenzial der Fondspolice? Kommt jetzt der große Boom? Wir sprachen darüber mit Vertretern von Maklerpools und Versicherern.

Es disuktierten Oliver Kieper, Vorstand Netfonds; Oliver Pradetto, Kommanditist Blau Direkt und Stefan Heisig, Leiter der Vertriebsdirektion Makler Personen bei R+V.

Pfefferminzia: Die Klassik steckt in Schwierigkeiten, der Garantiezins sinkt auf 0,9 Prozent ab 2017. Erhalten Fondspolicen jetzt Auftrieb?

Oliver Kieper: Grundsätzlich ist das Thema Garantieverzinsung in der konventionellen Rentenversicherung natürlich eine Herausforderung in der jetzigen Situation. Staatlich garantiert gibt es auf zehn Jahre nur noch minus 0,1 Prozent Zinsen. Dass wir aus Verbrauchersicht aber eine Nachfrage nach Fondspolicen sehen werden, halte ich für unwahrscheinlich. Ich glaube eher, dass Vermittler in diese Richtung gehen und Kunden Alternativen zu traditionellen Produkten vorstellen werden.

Oliver Pradetto: Diese Einschätzung teile ich. Auch wenn ich selbst ein Fan der klassischen Police bin. Das ist vielleicht das größte Missverständnis in unserer Branche überhaupt, plötzlich über Renditen zu reden. Das ist in Ordnung für Banker – also für Leute, die Kapitalanlagen verkaufen. Und eine Zeit lang hat die Versicherungsbranche aus purer Gier versucht, diesen Markt auch noch mitzunehmen. Wir sind aber Versicherer. Eine Altersvorsorge ist eigentlich eine Altersversicherung. Als Arbeitnehmer ist mit 67 Jahren Schluss mit arbeiten – das ist nichts anderes als ein rechtlich geregelter Fall von Berufsunfähigkeit. Da muss das Einkommen garantiert in einer bestimmten Höhe zur Verfügung stehen. Und da liefert die klassische Rentenversicherung von allen Produkten immer noch die höchste Garantie mit der vergleichsweise besten Rendite.

Man muss den Kunden also nicht zu mehr Risikobereitschaft erziehen?

Pradetto: In dem Moment, in dem wir Sicherheit aufgeben, hören wir auf, Versicherer zu sein. Im Wettstreit um Kapitalanlagen mit Vermögensverwaltern und Banken werden wir immer den Kürzeren ziehen. Wir sind für die Basis zuständig, dafür, dass Leute im Alter auch ihre Miete noch zahlen können. Fondsgesellschaften und Banken können dann gerne die Bonbons liefern.

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Immer mehr Versicherer ziehen sich aber aus der Klassischen zurück.

Stefan Heisig: Wir nicht.

Das stimmt. Sie halten an dem Produkt fest. Was sagen Sie zum Argument Ihrer Versicherungskollegen, Garantien seien vor dem Hintergrund etwa von Solvency II nicht mehr finanzierbar?

Heisig: Das ist sicherlich abhängig davon, um welchen Versicherer es geht. Im Gegensatz zu anderen Anbietern im Markt bietet unser Haus auch weiterhin klassische Lebens- und Rentenversicherungen mit festen Garantien über die gesamte Laufzeit an. Wir halten Garantien in Form eines gleichbleibenden Garantiezinses, aber auch in Form von Rentengarantiefaktoren zu Rentenbeginn und einer garantierten lebenslangen Auszahlung für sinnvoll. Ich glaube trotzdem, dass Fondspolicen an Bedeutung zunehmen werden.

Es gibt ja nicht nur ungesicherte Fondspolicen, sondern Varianten, die etwa über Strategieportfolios, Indexfonds oder Trendfolgemodelle auch Lösungen für Kunden bieten, die sich weniger Volatilität wünschen oder zum Beispiel dynamische Hybridprodukte, die auch Beitragsgarantien beinhalten. Ganz allgemein haben wir uns als Branche aber in der Beratung zu lange auf den Ansparprozess konzentriert. Dass wir das Risiko der Langlebigkeit absichern, müssen wir viel stärker in den Vordergrund der Beratung stellen.

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