- Von Redaktion
- 09.05.2016 um 11:37
Das zentrale Problem der Lebensversicherer sei nicht eine Garantieverzinsung von 1,25 Prozent oder bald 0,9 Prozent. „Die nehmen sich noch luxuriös aus im Vergleich zu den 0,01 Prozent Zinsen, die viele Sparkassen oder die Deutsche Bank ihren Kunden aktuell zahlen“, schreibt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur von Finanztip, in seiner Kolumne für Spiegel Online.
Vielmehr seien die Kosten der Produkte und die Art ihrer Abrechnung das Problem. Wegen der Zillmerung würde das richtige Sparen fürs Alter erst nach einigen Jahren beginnen. Die Branche begründe das Verfahren damit, dass der Hauptteil der Arbeit der Vertriebsleute am Anfang erforderlich sei „also um ihnen die Verträge aufzuquatschen“, wie Tenhagen schreibt.
Trotzdem geht er dann, nach langem Zillmerungs-Bashing, darauf ein, was Kunden angesichts der Senkung des Garantiezinses auf 0,9 Prozent tun sollten.
Auf die Lebensversicherung verzichten?
Kunden sollten auf die Lebensversicherung verzichten, findet er. Sowohl auf klassische Policen mit Mini-Garantien, aber auch auf Produkte mit Neuen Garantien à la Allianz, Axa und Ergo. „Ein Vertrag, bei dem der Kunde deutlich in den Miesen anfängt, muss schon ganz schön frisiert sein, damit der Kunde ihn überhaupt erwägt“, schreibt Tenhagen. Im Moment seien nur Versicherungsverträge mit staatlicher Förderung attraktiv, da sie die Nachteile in der Produktgestaltung wettmachen könnten.
Wer auf Fondspolicen gesetzt hat, müsse sich wegen der Senkung nicht grämen. Tenhagen: „Die Garantien ziehen dort ohnehin nicht. Genau genommen handelt es sich bei der fondsgestützten Versicherung nur um ein teures Chassis, unter dem die Fonds als Motor die Arbeit der Kapitalvermehrung übernehmen. Das Risiko, ob das klappt, liegt allein beim Kunden.“ Sie sollten sich die ausgewählten Fonds also genau anschauen und gegebenenfalls in Indexfonds umtauschen, um „Loser-Produkte“ zu ersetzen.
Geld verbrennen könne man auch auf der Trabrennbahn
Am Ende geht Tenhagen nochmal auf die Abschlusskosten von Lebensversicherungen ein. „Die Bemühungen der Branche in den vergangenen zwei Jahren, auf Druck des Gesetzgebers die Abschlusskosten von Lebensversicherungen zu senken, reichen nicht“, sagt Tenhagen. Solange es die Versicherungswirtschaft nicht schaffe, die Kosten für Beratung und Verkauf von Lebens-und Rentenversicherungen, deren Qualität sich erst nach 10 oder 30 Jahren zeige, auch auf den Zeitraum gleichmäßig zu verteilen, sollten Kunden neue Kapitallebensversicherungen und Rentenversicherungen meiden.
Tenhagen: „Geld verlieren kann man anderswo besser gestalten – etwa auf der Trabrennbahn.“
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