Die Bekanntheit des Zweitmarktes ist noch ausbaufähig. © Policen Direkt
  • Von Redaktion
  • 08.04.2015 um 16:53
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Lebensversicherungen stehen wegen ihrer niedrigen Renditen immer wieder in der Kritik. Das liegt auch daran, dass so viele Policen vor ihrem eigentlichen Ablauf gekündigt werden, glaubt Matthias Wühle vom Policenhändler Policen Direkt. Viel eher würde sich statt einer Kündigung aber der Verkauf der Versicherung lohnen. Wie das funktioniert und welche Vorteile Kunde und Versicherer haben, erklärt er in seinem Gastbeitrag.

Die Lebensversicherung ist die konservativste Form der Altersvorsorge, denn sie ist die einzige Anlageform, die dem Sparer eine Garantieverzinsung verspricht. Auch wenn diese in den vergangenen Jahren immer wieder auf mittlerweile 1,25 Prozent abgesenkt worden ist, stellt es immer noch eine Zinsgarantie dar, die kein anders Anlageprodukt bietet.

Dennoch steht ausgerechnet die Lebensversicherung bei Verbraucherschützern immer wieder in der Kritik. Wie ist das möglich? Das hat vor allem damit zu tun, dass die Verbraucherzentralen immer noch die Rendite in den Fokus ihrer Kritik stellen – Sicherheitsaspekte, die Geld kosten, wie beispielsweise die Zinsgarantie, jedoch weniger wertschätzen. Der Versicherungsverband GDV ist daher bemüht, den für die Altersvorsorge wichtigen Sicherheitsaspekt mehr in den Vordergrund zu stellen.

Umdeckung sorgt für Kritik

Nicht zuletzt wird in der deutschen Rechtsprechung die sogenannte Umdeckung von Lebensversicherungen – also die Kündigung von laufenden Policen bei gleichzeitigem Investieren des Rückkaufswerts in „alternative“ Anlageformen – nach Paragraf 826 BGB als sittenwidrig bezeichnet. So hatte das Landgericht München einem Kläger einen Anspruch auf Schadensersatz zugesprochen, der auf diese Weise zu einer Kündigung der Police genötigt worden war (Aktenzeichen: 34 O 25826/12).

Die kollektive Form des Sparens macht eigentlich unmöglich, mit der Lebensversicherung Verluste zu machen – es sei denn, sie wird vor Ablauf gekündigt. Genau darauf – auf die vorzeitige Kündigung zielt die Kritik der Verbraucherschützer. Die Renditekritik bezieht sich also auf den „Normalfall der Kündigung“, wie es Axel Kleinlein, Vorsitzender des Bundes der Versicherten (BdV) einmal gegenüber dem Handelsblatt ausdrückte, weshalb er auch auf seiner Webseite auf die Möglichkeit des Verkaufs hinweist.

Vorzeitige Kündigung ist kein Normalfall

Mit anderen Worten: Die vorzeitige Kündigung ist also alles andere als ein „Normalfall“. Dennoch werden nach Angaben des GDV jährlich Policen im Gesamtwert von 14 Milliarden Euro gekündigt – trotz aller Warnungen der Verbraucherschützer. Dem Verbraucher bringt es eben nichts, auf die Nachteile der Kündigung hingewiesen zu werden, nämlich auf die hohen Stornokosten und den Verlust des Versicherungsschutzes, wenn ihm keine Alternativen dazu genannt werden. Zu wenige Verbraucher wissen von der Möglichkeit des Verkaufs. In Großbritannien gibt es daher bereits seit 2001 eine Informationspflicht für den Zweitmarkt.

Den Zweitmarkt für Lebensversicherungen kann man sich als eine Art Recycling-Prozess vorstellen, der die Lebensdauer von Produkten verlängert und damit die Ressourcen schont. In Großbritannien ist die Erkenntnis, dass Kreislaufwirtschaft auch auf dem Gebiet der Finanz- und Versicherungswirtschaft angewendet werden kann schon älter. In Deutschland gibt es den Zweitmarkt erst seit etwa zehn Jahren.

So funktioniert der Zweitmarkt für Lebensversicherungen

Das Zweitmarktprinzip ist denkbar einfach: Der Versicherte verkauft seine Lebensversicherung, anstatt sie zu kündigen, auf dem Zweitmarkt. Der Investor führt die Police an Stelle des Versicherten weiter. Das beinhaltet auch die Weiterzahlung der Prämien.

Der Versicherte erhält seine gewünschte Liquidität durch die Kaufpreisauszahlung, wobei der Vorteil zwischen 2 bis 4 Prozent, in Einzelfällen auch 15 Prozent über Rückkaufswert betragen kann. Gleichzeitig bleibt ihm durch die Weiterführung der Police ein Rest-Versicherungsschutz erhalten, der im Kündigungsfall entfallen wäre. Die Versicherungsgesellschaft ist dadurch in der Lage, ihre Stornorate zu senken – immerhin ein wichtiger Indikator für die Rating-Unternehmen.

Für den nachhaltig orientierten Investor bietet sich somit eine interessante Anlageperspektive, weil der Zweitmarkt ihm ermöglicht, Ansprüche gegen bonitätsstarke Versicherungsunternehmen zu erwerben, die ihm zu sicheren Renditeaussichten bei niedrigen Kosten verhelfen. Denn einerseits sind auf dem Zweitmarkt die Abschlusskosten bereits durch den ursprünglichen Versicherungsnehmer getilgt und zweitens bietet sich durch die Möglichkeit des Direktinvestments eine kostengünstige Anlageform, weil sie ohne die Kosten und Risiken auskommt, die beispielsweise durch eine Fondsbeteiligung auskommt.

Die Policen können in einem Webshop nach bestimmten Parametern, wie Restlaufzeit, Kaufpreis und Garantiezins ausgewählt werden.

Über den Autoren:

Matthias Wühle (Foto) ist Pressereferent bei Policen Direkt. Das Unternehmen wurde im Jahr 2004 mit Sitz in Frankfurt am Main gegründet und ist Marktführer im Zweitmarkt für Lebensversicherungen in Deutschland und Österreich. Die Policen Direkt Gruppe kauft, verkauft und verwaltet Lebensversicherungspolicen für private und institutionelle Investoren.

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