Risikoreich oder nicht? Laut Ankenbrand bewerten Anleger das eigene Risikoempfinden und somit auch ihre Investmententscheidungen grundsätzlich unterschiedlich. © Getty Images
  • Von Redaktion
  • 16.03.2015 um 14:37
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Wenn Anleger heute nach Sicherheit suchen, greifen manche zu Garantieprodukten. Doch der Versuch, sich dadurch einer risikofreien Sicherheit anzunähern, muss häufig teuer bezahlt werden, weiß Risikoforscher Bernd Ankenbrand und wagt einen Blick hinter die Kulissen der Verhaltensökonomie.

Je größer die Chance auf Rendite, desto mehr Risiko besteht und folglich desto weniger Sicherheit. Mit dieser Grundregel des Marktes schlagen sich Kapitalanleger seit jeher herum. Lange Zeit war es kein Problem, ein ausreichendes Angebot an risikolosen Kapitalanlagen zu finden, die eine Rendite weit oberhalb der Inflation gewährleisten. Diese Zeiten sind aber offenbar vorbei – zumindest für längere Zeit, wie Experten meinen. Die andauernde Niedrigzinsphase und zuletzt der über das Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) herabgesetzte Garantiezins für Lebensversicherungen haben viele herkömmliche Spar- und Anlageformen unattraktiv werden lassen.

Die Menschen sind indes nicht risikoaffiner geworden, der Wunsch nach absoluter Sicherheit ist geblieben. „Das ist eine zutiefst menschliche Sehnsucht, die auch nachvollziehbar ist. Wir würden am liebsten gar kein Risiko eingehen – insbesondere natürlich bei unserer eigenen Altersvorsorge“, erklärt Bernd Ankenbrand, Professor an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. Manchmal greift der Anleger greift denn auch zu Garantieprodukten, die ihnen die Angst vor vermeintlichen Verlusten nehmen soll.

Die Sehnsucht nach dem Nullrisiko

„Mit Garantien möchten wir vor allem das Unbekannte vermeiden. Das ist nach der Angst der zweitgrößte Aspekt, der unsere Risikowahrnehmung treibt. Zudem sind die „Kontrollierbarkeit“ und auch die „Verlustaversion“ weitere Motivationen, die eine wichtige Rolle spielen“, zeigt Ankenbrand die Risikowahrnehmung vieler Anleger auf.

Verhaltensökonomische Experimente zeigen eine weit verbreitete Irrationalität, die „Zero-Risk-Bias“ genannt wird. „Wir bewerten das Nullrisiko übermäßig. Oft sind wir bereit, für eine Risikoreduktion, die zum Nullrisiko führt, deutlich mehr zu zahlen, als für einen deutlich größeren Zugewinn an Sicherheit, der aber nicht das Risiko komplett eliminiert“, so Ankenbrand. Jeder Versuch, sich einer verführerischen, risikofreien Sicherheit anzunähern, muss teuer bezahlt werden. Bei der Kapitalanlage geschieht dies häufig indirekt in Form von entgangener Rendite.

Auf dem Kapitalanlagemarkt gibt es neben Garantieprodukten durchaus auch entsprechende Vorsorgeprodukte, die auf eine andere Art und Weise Sicherheit vermitteln und dennoch Rendite versprechen. „Für den Berater ist es letztendlich wichtig die Sichtweise und das Risikoempfinden des Anlegers zu erfragen, sich ein Bild zu schaffen und daraufhin passgenaue Produkte anzubieten. Denn die Risikowahrnehmung und damit auch das Anlageverhalten sind immer subjektiv“, schließt der Risikoforscher. Die Aufgabe der Berater ist es also auch verhaltensökonomische Aspekte in die Beratung mit einzubeziehen und somit einen ganzheitlichen Ansatz in die Beratung zu bringen.

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