- Von Redaktion
- 27.01.2015 um 15:39
Pfefferminzia: Wie sieht die perfekte Vorsorgeberatung für die Zielgruppe 50plus aus?
Michael Hauer: Die Beratung sollte in erster Linie von der bestehenden Absicherung ausgehen. Die Masse wird bereits eine Grundsicherung mitbringen. Durch eine qualifizierte Ruhestandsberatung können dann Lücken aufgezeigt und geschlossen werden. Ebenso kann sich die Beratung auf Kostenblöcke stützen. So können die Kosten für Mobilität, Freizeit oder auch die Nebenkosten durch eine Leibrente finanziert werden.
Sind staatlich geförderte Riester- und Rürup-Produkte zu berücksichtigen?
Es wird immer wieder behauptet, dass diese Produkte in der derzeitigen Niedrigphase keinen Sinn machen. Das widerspricht den objektiven Tatsachen. Gerade in der Niedrigzinsphase ist eine staatliche Förderung wichtig.
Ein Beispiel: Gehen wir mal von einem Marktzins von 4 Prozent aus und einer staatlichen Förderung, die 2 Prozentpunkte ausmacht. Dann hat man insgesamt 6 Prozent Rendite. Davon macht die staatliche Förderung ein Drittel aus. Sinkt der Marktzins von 4 auf 2 Prozent, bleibt die Förderung aber gleich. So habe ich insgesamt 4 Prozent Rendite, und die staatliche Förderung macht die Hälfte am Ergebnis aus. Umso niedriger der Marktzins, desto mehr lohnt sich also die staatliche Förderung. Denn das ist der Hebel für Rendite.
Spüren Sie die fortschreitende Branchenregulierung bereits beim Know-how Ihrer Akademie-Teilnehmer?
Ja, wir stellen einen Umbruch fest. Die Berater legen mehr Wert auf Fort- und Weiterbildung. Gleichwohl ist dies ein langer Prozess, da die Gesetzgebung – etwa durch das Alterseinkünftegesetz – und die fortlaufend weiterentwickelten Produkte in den letzten Jahren die Anforderungen an die Berater gewaltig erhöht haben.
Den Beratern ist jedoch klar, dass sie langfristig nur durch Qualifizierung ihre sehr wichtige Rolle in der Finanzdienstleistung erfüllen können.
Inwiefern berücksichtigen Sie Marktschwankungen in Ihren Ratings?
Die Datenaufnahme ist immer auf dem aktuellen Stand. Veränderungen bei den Tarifen werden zeitnah berücksichtigt. Aktuelle Schwankungen der Wertpapiermärkte gehen aber nicht sofort in die Bewertung mit ein, da wir bei Hochrechnungen Zeiträume von 20, 30 und mehr Jahren annehmen.
Das LVRG gilt als Schreckgespenst der Versicherungsbranche. Zu Recht?
Keiner freut sich über Regularien, vor allem dann nicht, wenn sie in relativ kurzer Zeit umzusetzen sind. Die Versicherer stehen daher vor großen Herausforderungen. Ob der Gesetzgeber auf diesem Weg die mit dem LVRG verbundenen Ziele erreicht – nämlich mehr Transparenz und weniger Kostenbelastung –, ist fraglich.
Wünschenswert wäre zukünftig mehr Zeit, in der der Gesetzgeber, unabhängige Experten und die Versicherer gemeinsam Überlegungen anstellen könnten, wie die Themen Transparenz und Kosten angegangen werden können.
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