- Von Lorenz Klein
- 25.10.2019 um 17:23
Fahren Kunden automatisch schlechter, wenn ihre Verträge von ihrem Lebensversicherer an einen anderen Anbieter verkauft und dort weitergeführt werden? Diese Befürchtung von Run-Off-Gegnern auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen, hat sich die Ratingagentur Assekurata zur Aufgabe gemacht.
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Zunächst ein kurzer Marktüberblick: Derzeit befinden sich sieben deutsche Lebensversicherer im sogenannten externen Run-off. Deren Prämienvolumen liege bei insgesamt 4,1 Milliarden Euro, was einem Marktanteil von knapp 5 Prozent entspreche, so Assekurata. Sie verteilen sich auf folgende drei Plattformen:
- Viridium-Gruppe: Skandia Lebensversicherung AG, Heidelberger Lebensversicherung AG, Entis Lebensversicherung AG (ehemaliger Bestand der Protektor Lebensversicherungs-AG), Generali Lebensversicherung AG
- Frankfurter-Leben-Gruppe: Frankfurter Lebensversicherung AG (ehemals Basler Leben AG Direktion für Deutschland), Frankfurt Münchener Lebensversicherung AG (ehemals ARAG Lebensversicherungs-AG)
- Athora-Gruppe: Athora Lebensversicherung AG (ehemals Delta Lloyd Lebensversicherung AG)
Außen vor blieb bei dieser Untersuchung jedoch der Bestand der Generali Leben, da die Datenhistorie nach dem Run-off hier „für aussagekräftige Analysen noch zu kurz ist“, wie es heißt.
Um nun der Frage nachzugehen, ob Run-Off-Kunden durch einen Wechsel ihres Vertragspartners gewissermaßen kürzer gehalten werden, hat Assekurata die Verteilung des Rohüberschusses bei Run-off-Gesellschaften dem Marktdurchschnitt gegenübergestellt.
„Hierbei haben wir auch die Rechnungszinsen – also die jährlichen Garantiezinsen und Zuführungen zur Zinszusatzreserve (ZZR) – mit einfließen lassen“, erläutert Analyst Lars Heermann das Vorgehen. Das Ergebnis: Es lassen sich nur „marginale Unterschiede“ zwischen der Vergleichsgruppe der Run-off-Gesellschaften und dem Markt feststellen.
Der grüne Kundenanteil (siehe Grafik) beinhaltet demnach neben der Zuführung zur Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) auch die Direktgutschrift und den Rechnungszinsaufwand (gemäß Mindestzuführungsverordnung). Demgegenüber umfasst der graue Anteil den Jahresüberschuss sowie etwaige in den Konzern abgeführte Gewinne.
Allgemeingültige Aussagen schwierig zu treffen
Ohne Berücksichtigung der Garantiezinsen zeige sich ein anderes Bild: Dann sinkt der grüne Kundenanteil am Rohüberschuss im Zeitablauf bei den Run-off-Unternehmen wesentlich deutlicher als auf Gesamtmarktebene, so die Feststellung der Analysten.
Hieran werde deutlich, dass die Run-off-Versicherer durchschnittlich einen höheren Anteil des erzielten Rohüberschusses zu ihren Gunsten einbehalten als im Marktdurchschnitt üblich, zugleich aber auch, dass das Garantiezins-niveau bei der Gruppe der Run-off-Versicherer höher ausfallen dürfte als im Marktdurchschnitt.
Allerdings zeige sich hier zwischen den einzelnen Unternehmen in der Run-off-Vergleichsgruppe eine große Spreizung. Während etwa die Entis Leben 2018 mit 77 Prozent die höchste Ausschüttungsquote auswies, beteiligte die Victoria Leben ihre Kunden lediglich zu 33 Prozent am Rohüberschuss.
„Gerade aufgrund der Heterogenität der Geschäftsmodelle sowie des noch recht jungen Geschäftsfelds lassen sich schwer allgemeingültige Aussagen treffen“, warnt Lars Heermann daher vor voreiligen Schlüssen.
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