- Von Joachim Haid
- 20.11.2019 um 11:27
In Deutschland gibt es aktuell etwa 7,5 Millionen Menschen, die an Diabetes erkrankt sind. Das ist jeder elfte Deutsche! Die Dunkelziffer liegt deutlich höher, da die Erkrankung oftmals erst diagnostiziert wird, wenn Beschwerden vorliegen. Zu Beginn der Erkrankung müssen jedoch nicht umgehend Symptome wahrgenommen werden. Man vermutet deshalb, dass bis zu 2 Millionen zusätzliche Personen in Deutschland an Diabetes erkrankt sind oder kurz davor stehen, es aber noch gar nicht wissen.
Im neuen Atlas der „International Diabetes Federation (IDF)“ werden noch dramatischere Zahlen präsentiert. Hier wird die Zahl der Erkrankten inzwischen auf 9,5 Millionen und die Dunkelziffer auf zusätzliche 4,5 Millionen Erkrankte geschätzt! Deutschland liegt damit weltweit auf Platz 8.
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Bei Diabetes Typ I handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Das eigene Immunsystem greift Zellen der Bauspeicheldrüse an, wodurch diese zerstört werden. In der Folge kann das Organ nicht mehr ausreichend Insulin produzieren und der Körper den Blutzuckerspiegel nicht mehr regulieren. Der Patient wird insulinpflichtig. Etwa 5 Prozent aller an Diabetes erkrankten Personen in Deutschland leiden am Typ I. Meist bricht die Erkrankung bei Kindern oder Erwachsenen bis etwa zum 30. Lebensjahr aus. Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2018 kam zum Ergebnis, dass immer mehr Erwachsene jenseits der 30 an Typ I erkranken.
Bei Diabetes Typ 2 wurde früher vom Altersdiabetes gesprochen. Er trat primär im höheren Alter auf. Leider erkranken heute immer mehr jüngere Menschen, häufiger auch Kinder und Jugendliche. Bei Typ 2 handelt es sich um die erworbene Zuckerkrankheit. Primärer Auslöser ist eine Ernährung mit zu hohem Anteil an schnellen Kohlenhydraten, zu denen auch Zucker gehört. Grob vereinfacht gesprochen, lassen die schnellen Kohlenhydrate wie Zucker in fester und flüssiger Form, Getreide, Kartoffeln, Nudeln und Reis den Blutzuckerspiegel sehr schnell ansteigen. Deshalb spricht man von schnellen Kohlenhydraten.
Der starke Anstieg des Zuckergehalts im Blut führt nun dazu, dass die Bauchspeicheldrüse entsprechend viel Insulin ausschüttet, oftmals zu viel. Das Insulin sorgt dafür, dass der Zucker aus dem Blut in die Zellen kommt. Es wirkt wie ein Schlüssel im Schloss auf Rezeptoren der Zellwände, sodass der Zucker in die Zelle gelangen kann. Sinkt nun aber der Blutzuckerspiegel durch eine massive Insulinausschüttung zu stark ab, schlägt das Gehirn Alarm: Achtung – ich verhungere gleich. Es verfügt nur für kurze Zeit über Energiereserven, verbrennt primär Glukose und ist deshalb auf einen bestimmten Mindestwert des Blutzuckers angewiesen. An alle die sich ketogen ernähren: Ja, das Gehirn kann auch Ketonkörper nutzten, das ist jedoch ein anderes Thema.
Bei zu stark gesunkenem Wert sendet das Gehirn deshalb Hormone aus, die uns hungrig machen und uns veranlassen, den Blutzuckerwert möglichst schnell wieder auszugleichen. Wie geht das am schnellsten? Genau, mit schnellen Kohlenhydraten. So entsteht unter anderem der Heißhunger auf Süßes. Isst man diese nun, schnellt der Blutzuckerspiegel wieder in die Höhe und das Spiel beginnt von vorne – ein Teufelskreis. Das ständig auf die Zellen einströmende Insulin aufgrund der häufigen Blutzuckerspitzen stresst die Zellen. Diese reagieren immer träger auf das Hormon – eine Insulinresistenz entsteht. Die Bauchspeicheldrüse versucht dem durch immer mehr Ausschüttung von Insulin entgegenzuwirken, denn zu viel Zucker im Blut kann zu ernsthaften Schäden führen. Beispielsweise an den feinen Äderchen im Auge; ein Grund dafür, weshalb viele Diabetiker im Laufe der Jahre zu erblinden drohen. Da die Bauchspeicheldrüse nun immer mehr Insulin ausschütten muss, wird auch diese gestresst. Im schlimmsten Fall gibt sie erschöpft auf und stellt die Insulinproduktion ein. Der Diabetes Typ 2 hat sich nun manifestiert.
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