- Von Karen Schmidt
- 22.11.2019 um 14:48
48 Prozent aller Rechtsstreits hierzulande dauern mindestens zwölf Monate. Gegenüber 2017 hat sich die Zahl der langwierigen Streitfälle damit um 4,5 Prozent erhöht. Ein Grund dafür: Streitfälle werden eher vor Gericht ausgetragen und durch alle Instanzen gejagt.
Das sind Ergebnisse aus „Deutschlands großem Streitatlas 2019“, den die Generali Deutschland auf Basis der Daten ihres Rechtsschutzversicherers Advocard alle zwei Jahre erstellt.
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Die Dauer des Streits beeinflusst dabei natürlich auch die Kosten. Bei jedem zehnten Streit liegt der Streitwert bei mehr als 10.000 Euro. Im Vergleich zum vorherigen Streitatlas ist das ein Plus um 2,8 Prozent, wohingegen Auseinandersetzungen mit niedrigen Streitwerten (bis 2.000 Euro) am stärksten abgenommen haben (-3,1 Prozent).
„Unserer Erfahrung nach können die Verfahrenskosten ein Vielfaches des eigentlichen Streitwerts ausmachen. Daher ist es sinnvoll, so früh wie möglich eine einvernehmliche Einigung anzustreben – manchmal funktioniert es sogar, eine neutrale Person als Vermittler, beispielsweise einen Mediator, hinzuzuziehen und Streitigkeiten schnell abzuwenden“, so Peter Stahl, Vorstandssprecher der Advocard.
Mehr Streit bei vielen Menschen auf kleinerem Raum
Schaut man sich Streitfälle je Bundesland an, wohnen die größten Streithähne im Norden und Westen der Republik. Besonders streitlustig: die Stadtstaaten Berlin (29,2 Streitfälle pro 100 Einwohnern) und Hamburg (28,8) und das Bundesland Nordrhein-Westfalen (28,2). Stahl: „Viele Menschen auf vergleichsweise engem Raum steigern die Wahrscheinlichkeit, dass mehr Konflikte entstehen.“
Vor allem kommt es zu Konflikten im Privat- und Strafrecht – auf diese Kategorie entfallen rund 38 Prozent aller Streitfälle: Von Familienangelegenheiten bis hin zu Reisemängeln sind die Gründe sehr unterschiedlich. Knapp ein Drittel aller Streits findet rund um das Thema Straßenverkehr und Mobilität statt. Mehr als jeder Vierte (26,0 Prozent) liegt wegen vermeintlich ungerechtfertigtem Blitzen oder zu hohem Tempo im Clinch. Weitere konkrete Streitgründe sind Verkehrsunfälle (23 Prozent) oder Auseinandersetzungen wegen Mängeln beim neuen Fahrzeug (10 Prozent), Stichwort: Dieselskandal.
Das Arbeitsumfeld (13,1 Prozent) belegt den dritten Platz, auf Platz 4 landet der Bereich Wohnen und Miete (11,3 Prozent) und auf Platz 5 Behörden und Finanzen (7,3 Prozent). Im Arbeitsumfeld hängen die Gründe für Dispute häufig mit der Vergütung, Arbeitszeugnissen oder der Kündigung des Arbeitsverhältnisses zusammen. Die Vergütung ist dabei der Hauptgrund (30,9 Prozent). Allerdings ist der Anteil an Streitfällen zu Arbeitsthemen in diesem Jahr leicht rückläufig (-0,3 Prozent).
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