- Von Lorenz Klein
- 27.11.2019 um 15:09
„Während einzelne Anbieter selbst mit negativen Nettoverzinsungen noch hohe Gesamtüberschüsse erzielen würden, benötigen andere Renditen von drei Prozent und mehr, um nicht in die roten Zahlen zu laufen“, lautet eine aktuelle Erkenntnis der Ratingagentur Assekurata zur Lage der Lebensversicherung basierend auf dem Geschäftsjahr 2018. Die Analysten haben zahlreiche Kennzahlen zu Ertrag, Sicherheit und Bestand von 74 Lebensversicherern untersucht und kommen dabei zu einem zweigeteilten Ergebnis.
Neuberechnung der Zinszusatzreserve stützt Solvenzquoten
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So stellen die Autoren in ihrer Studie Ertragskraft-Garantie-Check (EKG-Check) der deutschen Lebensversicherer, die nun zum vierten Mal veröffentlicht wurde, zunächst fest, dass die geänderte Berechnungsmethodik für die Zinszusatzreserve (Korridormethode) bei vielen Anbietern Positives bewirkt hat. So seien die Gesellschaften bei der Erfüllung der Garantiepflichten entlastet worden und konnten zugleich ihre Solvenzquoten erhöhen.
Aber: Dieser Effekt sei nur temporär spürbar, heißt es, die Entwicklung nicht nachhaltig. Der Grund: Das verschärfte Zinsumfeld der vergangenen Monate habe „absehbare Spuren“ in den Kennzahlen hinterlassen. Und: „Sollten die Zinsen so niedrig bleiben, wird dies auf Dauer nicht ohne neuerliche Bewertungsreserveauflösungen funktionieren“, prognostiziert Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata.
Zinszusatzreserve steigt schon 2019 wieder an
2018 hatten die Gesellschaften noch davon profitiert, dass sie statt 15 Milliarden Euro nur 6 Milliarden Euro für die Zinszusatzreserve abführen mussten. Bereits die für das laufende Jahr anfallende Zuführung dürfte aber laut Assekurata mit 9 Milliarden Euro wieder deutlich über dem Vorjahreswert liegen.
Zugleich gilt, dass einige Anbieter besser mit der Niedrigzinsphase zurechtkommen als andere. Branchenweit gebe es große Unterschiede zwischen den Unternehmen, stellen die Autoren fest – was insbesondere an der Zusammensetzung des jeweiligen Bestands der Versicherer liegen soll. „Häuser mit viel überschussberechtigtem Altgeschäft schneiden in den Auswertungen meist schlechter ab“, fasst Heermann zusammen.
Mit der gesunkenen Rechnungszinsanforderung sei 2018 bei nahezu allen Unternehmen die Eigenkapitalquote gestiegen. Für dieses Jahr erwartet Heermann, dass die Quote auf rund 400 Prozent absinkt. Das bedeutet, dass das Ertragspotenzial der Branche theoretisch noch ausreicht, um die Rechnungszinsanforderungen im Geschäftsjahr 2019 rund vier Mal zu finanzieren.
„Ein solcher Schritt würde aber die Überschussbeteiligung der Kunden massiv beeinträchtigen und gleicht daher einem Extremszenario“, so Heermann.
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