©
  • Von Lorenz Klein
  • 08.01.2020 um 11:46
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 01:25 Min

Besserverdienende sollen höhere Beiträge in die Rentenversicherung zahlen, schlägt der neue SPD-Vorsitzende Norbert Walter-Borjans vor. Der Plan würde allerdings zu neuen Verwerfungen in der gesetzlichen Rentenversicherung führen und den Sozialversicherungsgedanken in Frage stellen, kritisiert Jochen Pimpertz vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) anhand von vier Punkten.

Der neue SPD-Vorsitzende Norbert Walter-Borjans hat vorgeschlagen, dass Besserverdienende höhere Beiträge in die Rentenversicherung zahlen sollen. Dazu will er die Beitragsbemessungsgrenze anheben und die Beitragspflicht auf Kapitaleinkünfte ausweiten (wir berichteten).

Mehr zum ThemaMehr zum Thema
bAV statt Riester und Rentenpflicht für alle

Das plant die SPD bei Rente und privater Vorsorge

Jochen Pimpertz, Leiter des Kompetenzfelds Öffentliche Finanzen, Soziale Sicherung, Verteilung am Institut der Deutschen Wirtschaft (IW), hält das für keine gute Idee. Der Plan Walter-Borjans würde „zu neuen Verwerfungen“ in der gesetzlichen Rentenversicherung führen – was der Ökonom damit konkret meint, skizziert Pimpertz anhand von vier Punkten, die Pfefferminzia nachfolgend im Wortlaut wiedergibt:

  1. Wer während seines Erwerbslebens höhere Beiträge zahlt, erhält im Alter eine im Vergleich zu den übrigen Beitragszahlern höhere Rente – so die Logik der beitragsbezogenen Rente. Nach dem Vorschlag des SPD-Vorsitzenden droht dann aber künftig ein stärkeres Auseinanderklaffen in der Versorgung gesetzlicher Rentner zwischen ehemaligen Geringverdienern und Besserverdienern.
  2. Für junge und nachfolgende Beitragszahler wäre damit noch nichts gewonnen. Denn entweder steigt die Rentenlast in der Zukunft unverändert, weil die Besserverdiener einen größeren Anteil an dem künftig zu verteilenden Kuchen erhalten. Für die ehemaligen Geringverdiener bliebe dann noch weniger. Oder die Rentenlast steigt noch stärker als ohnehin und das auf Kosten der nachfolgenden Generationen.
  3. Was bisher nicht explizit genannt wurde, aber in dem Vorschlag mitschwingt: eine Kappung der Rentenansprüche für Besserverdiener. Damit ließe sich ein Anstieg der künftigen Rentenlast begrenzen. Die gesetzliche Rente würde damit aber zu einem stärker umverteilenden Alterssicherungssystem umgebaut – das Ende der ursprünglichen Sozialversicherungsidee.
  4. Dann aber stellen sich neue Fragen: Warum überhaupt noch eine Beitragsbemessungsgrenze? Warum sollen nur Kapitaleinkünfte mit Beiträgen belastet werden und nicht auch Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung, selbständiger Nebentätigkeit oder Land- und Forstwirtschaft?

Pimpertz‘ Fazit: Die Finanzierung der gesetzlichen Rente würde damit einen zunehmend steuerähnlichen Charakter erhalten, die gesetzliche Rente im Zweifel zunehmend zu einer Fürsorgeleistung degenerieren. „Welchen Sinn macht es aber, einen neuen Umverteilungsmechanismus im Rahmen der Alterssicherung zu schaffen, wenn dafür mit dem allgemeinen Steuer- und Transfersystem bereits ein funktionierendes System besteht?“, gibt der IW-Wissenschaftler zu bedenken.

autorAutor
Lorenz

Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Pfefferminzia Logo rgb
Suche
Close this search box.
Zuletzt hinzugefügt
Wie die Zukunft der bAV aussieht
Handelsblatt Jahrestagung bAV 2024

Wie die Zukunft der bAV aussieht

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden
AfW-Vermittlerbarometer: Nachhaltigkeit

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden

Skip to content