- Von Joachim Haid
- 10.02.2020 um 11:47
Im Alltag hetzen wir viel zu oft von einer Aufgabe zur nächsten. „Muss nur noch kurz die Welt retten. Danach flieg ich zu dir. Noch 148 Mails checken. Wer weiß was mir dann noch passiert, denn es passiert so viel.“ So lautet der Refrain des Liedes „Nur kurz die Welt retten“ von Tim Bendzko. Und auch in diesem Song finden wir einen Bezug zum Essen: „Irgendwie bin ich spät dran. Fang‘ schon mal mit dem Essen an. Ich stoß‘ dann später dazu.“ Genau so geht es vielen von uns immer wieder einmal. Noch schnell auf Facebook etwas posten, noch einen Anruf erledigen und dann los zum nächsten Termin. Viel zu oft haben wir keine Zeit, in Ruhe etwas zu essen, oder gar etwas Gesundes selbst zu kochen. Wobei, die Zeit hätten wir eigentlich schon. Wir nehmen sie uns nur nicht. Wie so oft ist das eine Frage der Prioritäten.
Die Darm-Hirn-Connection
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Bewusst genießen geht auch mit einem Snack
Dabei könnten wir selbst unterwegs mit einem Snack, Salat, Obst oder einer Handvoll Nüsse zumindest für ein paar Minuten innehalten und bewusst genießen. Aus vielen Gründen ist das wichtig. Es vermeidet die Entstehung von Krankheiten und erhält die Gesundheit. Wenn wir bewusst Nahrung aufnehmen, löst das bereits Verdauungsprozesse im Körper aus. Die visuelle Wahrnehmung von Lebensmitteln kann die Speichelproduktion steigen lassen. Wir kennen das von den Pawlow‘schen Hunden, bei denen am Ende der Konditionierung bereits der Klang von Glocken zum Speichelfluss führten. Wem ist nicht schon beim Anblick eines leckeren Essens das Wasser im Mund zusammengelaufen? Auch der Geruch und der Geschmack von Essen kann über den Vagus Nerv (Parasympathikus) die Belegzellen zur Magensaftproduktion anregen. Es kommt weiterhin zur Freisetzung von Gastrin, einem Hormon, welches unter anderem die Bauspeicheldrüse (Pankreas) dazu anregt, in Erwartung auf zuckerhaltiges Essen schon einmal Insulin auszuschütten. Das wird kephale Phase genannt.
Mit bewusster Nahrungsaufnahme unterstützen wir also unsere Verdauung. Das reduziert das Risiko von Magendrücken und saurem Aufstoßen (Reflux), welches häufig nicht durch zu viel Magensäure, sondern durch zu geringe Magensäureproduktion ausgelöst werden kann. Gerade bei eiweißhaltigen Speisen ist eine ausreichende Magensaftproduktion sehr wichtig, damit die Eiweiße aufgespalten werden. Erfolgt das nicht, könnten unverdaute Eiweißbestandteile in den Darm gelangen und dort zu einer Fehlbesiedlung und erhöhten Eiweißrückständen im Stuhl führen. Eine Dünndarmfehlbesiedlung wiederum kann zur Gasproduktion führen, die von unten auf den Magen drücken kann. Dieser Druck kann ebenfalls Reflux auslösen.
In diesen Fällen wären Magenschutztabletten, so genannte Protonenpumpeninhibitoren, nicht hilfreich. Deren primäre Wirkung ist es, die Magensäureproduktion herunter zu fahren. So entstünde in diesem Fall ein Teufelskreislauf. Im Dickdarm können die unverdauten Nahrungsbestandteile außerdem zu unangenehmen Blähungen führen. Eine gestörte Besiedlungsbalance im Darm kann außerdem zur Folge haben, dass in größerer Menge eher unerwünschte Darmbakterien überhand nehmen. Das kann letzten Endes wieder Krankheiten begünstigen.
Bewusstes Essen hilft beim Gewichtsmanagement
Beim achtsamen Essen nehmen wir die Speisen bewusst wahr, die wir aufnehmen. Wir kauen intensiver, was ebenfalls förderlich für die Verdauung ist und außerdem bereits erste Sättigungssignale auslöst. Wir essen damit insgesamt weniger, da wir früher satt werden. So kann bewusste Nahrungsaufnahme auch beim Gewichtsmanagement helfen. Sehen, riechen, schmecken und hören gehören zu einem genussvollen Essen mit dazu. Nicht umsonst gibt es bei Lebensmittelkonzernen Food-Designer, die ähnlich wie beim Automobilbau auf den Klang achten (kross). Bevor Sie also beim Autofahren, beim Fernsehen, oder am Computer essen, weil sie noch 148.713 Mails checken müssen, nehmen Sie sich zumindest ein paar Minuten Zeit und genießen Sie Ihre Nahrung mit allen Sinnen. Ihre Gesundheit wird es Ihnen danken.
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