- Von Lorenz Klein
- 24.04.2020 um 13:05
In seinem Nachruf auf Norbert Blüm geht der „Spiegel“-Journalist Hans-Jürgen Schlamp erst kurz vor Schluss auf Blüms berühmtesten Ausspruch ein, den wohl die meisten Deutschen über 50 kennen dürften: „Denn eins ist sicher: Die Rente.“
„Jahrelang hatte er es verkündet und 1986 sogar auf Tausenden Plakaten überall im Lande aufgehängt“, schreibt Schlamp. Blüm tat dies in seiner Zeit als Minister für Arbeit und Soziales, das der CDU-Politiker 16 Jahre lang führte. Gelitten hat er an „dem Satz“ wohl deutlich länger. „20 Jahre später musste er widerrufen“, berichtet Schlamp. Denn so richtig sicher sei die Rente nicht mehr, so der Journalist, „wenn sie immer kleiner wird und für viele Senioren kaum noch den Lebensunterhalt deckt“.
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Dabei hatte Blüm auch einen ganz anderen Satz für die Ewigkeit formuliert, den heute traurigerweise kaum noch jemand kennt. „Herr Präsident, Sie sind ein Folterknecht“, sagte Blüm bei einem Empfang an General Augusto Pinochet gewandt. Blüm folgte 1987 der Einladung des chilenischen Diktators, der sich 1973 an die Macht putschte – und der dennoch beste Beziehungen zu Deutschland pflegte.
Das muss man sich mal vorstellen! Wird ein deutscher Politiker jemals wieder auf internationalem und von „wechselseitigen Interessen“ geprägtem Parkett solch einen Satz aussprechen? Die potenziellen Adressaten sind seither ja nicht weniger geworden – die Politiker mit geradem Rücken hingegen schon.
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Die Audienz beim General wurde jedoch nicht abgebrochen, stattdessen bekam Blüm eine Liste mit den Namen von 16 Todeskandidaten vorgelegt, die alle verschont würden, wenn Deutschland ihnen Asyl gewähre, wie sich der „Spiegel“-Autor erinnert. Und so kam es dann auch. „Sind Sie Herr Blüm? Ich bin einer der 16, die hingerichtet werden sollten“, fiel Blüm viele Jahre später ein fremder Mann in einer Markthalle in Santiago um den Hals.
Trotzdem erinnern sich hierzulande alle nur an das zurecht vermurkste Rentenversprechen, für das ihm viele Landsleute wohl eher an statt um den Hals gefallen wären. Ähnliches gilt für Blüms Verirrungen in Sachen Riester-Rente und privater Vorsorge, mit denen er im vergangenen Jahr den Ärger vieler Versicherungsvermittler auf sich zog.
Trotz alledem: „Der ,Nobby‘ war einzigartig, ob man ihn nun mochte oder nicht“, schreibt Hans-Jürgen Schlamp. Und dem ist nichts hinzuzufügen.
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