Oliver Lang ist Geschäftsführer des digitalen Sachversicherers One Insurance © One
  • Von Redaktion
  • 24.04.2020 um 16:04
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 03:05 Min

Das Sammeln dynamischer (Schadens-)Daten und der Einsatz Künstlicher Intelligenz könnten Schäden verhindern und die Welt zu einem sicheren Ort machen, glaubt Oliver Lang, Geschäftsführer des digitalen Sachversicherers One Insurance. Wie das konkret geht und was Kaffee- und Taxi-Gutscheine damit zu tun haben, erklärt er in seinem Gastbeitrag.

Die Versicherungsindustrie war schon immer datengetrieben. Wir haben keine physischen Produkte – von Policen auf Papier mal abgesehen. Seither mussten wir auf Basis verwertbarer Daten das Risiko von Schäden abschätzen. Über Jahrhunderte haben wir hierfür statische Daten benutzt, die wir vornehmlich von den Versicherten abgefragt haben.

Auch heute besteht ein Großteil der Daten, die Versicherungen nutzen, aus statischen Daten, die vom Kunden erhoben werden. Dadurch entstehen schier endlose Antragsstrecken, die Maklern und Agenturen einen Abschluss erschweren. Einmal erhoben, werden nach Versicherungsbeginn jedoch kaum mehr Datensätze abgefragt.

Erst in der jüngsten Vergangenheit sind einige Versicherungen dazu übergegangen, dynamische Daten zu erfassen – auch nach Versicherungsbeginn. Natürlich können wir nicht ständig unsere Kunden nach neuen Daten fragen. Es mussten also andere Datenquellen her. Smartphones, Smartwatches, Fitnesstracker oder die Datenschnittstelle von Autos haben sich als gute erste Datenquellen bewiesen. So konnten massenhaft Daten erhoben werden, ohne Kunden oder Vertriebspartner zu belasten.

Das Ergebnis kennen Vertriebe und Kunden beispielsweise als Telematiktarife in der Kfz-Versicherung, Smart-Home-Tarife in Hausrat- und Wohngebäudeversicherungen oder als Smart-Health-Tarife im Krankenversicherungsbereich. Diese Produkte sind jedoch klar in der Minderheit.

Große Chancen bei Nutzung dynamischer Daten

Allerdings werden dynamische Daten bisher lediglich für die Preisfindung eines Versicherungsangebots genutzt. Man verspricht sich davon eine bessere Risikoselektion und einen höheren Gewinn, der letzten Endes aber nur von einer Versicherung zur anderen geschoben wird. Anbieter, die genauere Preise verlangen, erhöhen ihren Gewinn auf Kosten anderer Versicherungen. Erst wenn alle Versicherungen dynamische Daten in ähnlicher Form verwenden, werden die Preise risikogerecht. Erst dann reduziert sich die Quersubventionierung innerhalb der Versichertengemeinschaft. Das, was wir momentan sehen, sind Umverteilungseffekte. Einen echten Mehrwert hat die Nutzung dynamischer Daten bisher noch nicht geschaffen.

Dabei bieten sie eine große Chance, denn das eigentliche Potenzial dynamischer Daten liegt in der Risikoprävention. Durch eine zielgerichtete und optimierte Nutzung können Unfälle, Krankheiten, zu frühe Todesfälle, Einbrüche oder Elementarschäden um bis zu 30 Prozent reduziert werden. Das bedeutet 30 Prozent weniger Leid, weniger Trauer, weniger Schmerzen. Das klingt erstrebenswert, aber wie kann das funktionieren?

Das Prinzip ist einfach und funktioniert in zwei Schritten.

Im ersten Schritt sammeln und speichern Versicherungen zahlreiche dynamische Daten zu ihren Kunden. Wenn ein Kunde einen Schaden meldet, analysiert der Versicherer die Daten des Kunden in den Sekunden, Minuten, Tagen, Wochen oder Jahren vor dem Schaden. Im Falle eines Autounfalls sind die Daten der letzten Tage ausreichend. Bei einer schweren Erkrankung muss die Versicherung Jahre zurückgehen, um die Ursache für die Erkrankung zu finden. Solch eine Analyse wird nicht nur für den Einzelnen durchgeführt, sondern für alle Kunden, die einen ähnlichen Schaden gemeldet haben.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Pfefferminzia Logo rgb
Suche
Close this search box.
Zuletzt hinzugefügt
Wie die Zukunft der bAV aussieht
Handelsblatt Jahrestagung bAV 2024

Wie die Zukunft der bAV aussieht

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden
AfW-Vermittlerbarometer: Nachhaltigkeit

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden

Skip to content