- Von Manila Klafack
- 07.05.2020 um 16:04
Viele Pensionskassen werden aufgrund der anhaltend niedrigen Zinsen und der steigenden Lebenserwartung finanzielle Probleme bekommen, warnen aktuell die Aktuare des Instituts der Versicherungsmathematischen Sachverständigen für Altersversorgung (IVS), einem Zweigverein der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV). IVS-Vorstandsvorsitzender Friedemann Lucius rät zu „mehr Risikotragfähigkeit“, um diese Herausforderungen meistern zu können.
Diese sieben Pensionskassen kürzen ihre Leistungen
„Die meisten Pensionskassen werden die Niedrigzinsphase überstehen“
Leistungskürzungen in Millionen-Höhe wegen Sanierung
Der vornehmliche Grund für die Situation liege im Geschäftsmodell der Pensionskassen. Das sei darauf ausgerichtet, aus den Beiträgen des Kollektivs möglichst effizient hohe Leistungen mit der erforderlichen Sicherheit des Kollektivs zu finanzieren. Gewinne seien eher zugunsten von Leistungserhöhungen verwendet worden als zum Aufbau freier Eigenmittel.
„Entweder die Pensionskassen senken ihre Annahmen darüber, was sie künftig am Kapitalmarkt erwirtschaften können. Dann müssen sie zwangsläufig die Reserven für die vorhandenen Garantiezusagen in erheblichem Umfang anheben. Oder sie gehen in den Kapitalanlagen höhere Risiken ein, um dauerhaft Erträge erwirtschaften zu können, wie sie in der ursprünglichen Tarifkalkulation einmal unterstellt worden waren“, sieht Aktuar Lucius die beiden Optionen.
Eigenmittel müssen bei Pensionskassen vorhanden sein
Um die damit verbundenen Schwankungsrisiken aufzufangen, benötigten die Pensionskassen freie, unbelastete Eigenmittel. „Wenn diese nicht vorhanden sind, müssen sie von außen bereitgestellt werden. Beide Varianten kosten Geld“, so Lucius.
Der Experte sieht die Arbeitgeber in der Pflicht, einzugreifen. „Aus aktuarieller Sicht kann ich den Trägerunternehmen nur dringend empfehlen, dem Beispiel vieler Firmen zu folgen, die sich bereits zu dieser Verantwortung bekannt und für ihre Pensionskassen zusätzliche Mittel bereitgestellt haben“, betont Lucius.
Leistungskürzungen sind der schlechteste Weg
Eine Sanierung durch Leistungskürzungen sei der schlechteste Weg und gehe in der Regel mit einem vollständigen Verbrauch der Eigenmittel und damit einem weitgehenden Verlust der Risikotragfähigkeit der Kasse einher. „Im schlimmsten Fall folgen ein Neugeschäftsverbot und die Abwicklung der Einrichtung. Das ist am Ende die teuerste Lösung für die Arbeitgeber“, erklärt Lucius. Welche Pensionskassen derzeit kritisch dastehen, hat vor kurzem eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung jüngst zutage gebracht (wir berichteten).
„Und wo es beispielsweise aufgrund von Insolvenzen keinen einstandspflichtigen Arbeitgeber mehr gibt, muss künftig der Pensions-Sicherungs-Verein einspringen“, führt der IVS-Vorstandsvorsitzende aus. Diese zusätzlichen Mittel müssten letztendlich von den Trägerunternehmen aufgebracht werden, da sie als Arbeitgeber für die Zusagen der Pensionskassen einstehen.
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