- Von Hannah Dudeck
- 29.05.2020 um 10:55
Mehr Alte, weniger Junge: Nicht nur in Deutschland erleben wir einen demografischen Wandel. Der Anteil der Menschen ab 65 Jahren an der Weltbevölkerung wird Berechnungen zufolge von heute 9 Prozent bis zum Jahr 2050 auf 16 Prozent steigen – in Europa sogar auf 28 Prozent. Wie kann angesichts dieser Veränderung ein funktionierendes Rentensystem aussehen? Das hat die Allianz in ihren Global Pension Report untersucht. In die Auswertung eingeflossen sind die Rentensysteme in 70 Ländern. Neben der finanziellen und demografischen Ausgangssituation wurden auch Nachhaltigkeit und Angemessenheit untersucht, also wie die Länder auf demografische Veränderungen reagieren und wie großzügig die Rentenzahlungen sind.
BDA-Chef kritisiert Rentenerhöhung
„Altersvorsorge könnte in den Hintergrund geraten“
Das Ergebnis: Schweden, Belgien und Dänemark führen das Ranking an, gefolgt von Neuseeland und den USA. In der Top-Ten-Liste ist kein asiatisches Land vertreten, China kommt auf Platz 11. Deutschland belegt nur Platz 26. Der Auswertung zufolge schneidet die Bundesrepublik zwar bei Angemessenheit und Nachhaltigkeit gut ab. Negativ wirkt sich aber die Altersstruktur aus.
Gute Rentensysteme: Einheitsrenten und Fondssparen
Was macht laut dem Report ein gutes Rentensystem aus? In Schweden besteht das Rentensystem aus drei Säulen – öffentlicher Rente, betrieblicher Altersversorgung und privater Rentenversicherung. Ein Teil der öffentlichen Rente wird in Fonds angelegt. Oft handelt es sich dabei um Staatsfonds mit geringen Kosten für die Anleger. Dänemark dagegen setzt auf eine Einheitsrente, die unabhängig vom Einkommen gezahlt wird. Zusätzlich gibt es eine für Arbeitnehmer verpflichtende betriebliche Altersversorgung, die oft auch über den Kapitalmarkt läuft. Selbstständige können freiwillig einzahlen. Hinzu kommen freiwillige Zusatzversicherungen.
Besonders schlecht schneidet der Auswertung zufolge Frankreich ab. Das Land belegt nur Platz 51 hinter Ländern wie Russland, Ägypten und Indien. Das Rentensystem sei zwar großzügig, aber nicht tragfähig, so das Urteil der Ökonomen. Die Regierung in Paris sollte über ein höheres Rentenalter, vorzeitige Abzüge und einen demografischen Faktor in der Rentenformel nachdenken.
Zu wenig Diskussionen über Reformen
Trotz der Dringlichkeit werde zu wenig über Rentenreformen diskutiert, sagt Allianz-Chefvolkswirt Ludovic Subran: „Rentenreformen sind in den vergangenen Jahren in den Hintergrund gedrängt worden, erst von der Klimafrage, heute durch die Corona-Pandemie.“ Werde die Demografie ignoriert, drohe eine Rentenkrise. „Ohne Gerechtigkeit und Ausgleich zwischen den Generationen fehlen essenzielle Grundbedingungen für eine stabile Gesellschaft, die allen eine faire Chance gibt“, so Subran.
Mit der Corona-Pandemie habe sich die Situation durch neue Schulden noch verschärft. „Was es eventuell noch an finanziellen Spielräumen gab, ist unwiderruflich fortgespült worden“, urteilt Allianz-Ökonomin Michaela Grimm.
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