- Von René Weihrauch
- 11.08.2020 um 12:26
Pfefferminzia: Wie groß schätzen Sie das Marktpotenzial im Bereich der betrieblichen Krankenversicherung ein?
Kabil Azizi: Das Potenzial ist enorm. Inzwischen bieten mehr als 10.000 Unternehmen in Deutschland ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit, eine bKV zu nutzen. Das klingt erstmal viel. Wenn man aber bedenkt, dass es hierzulande etwa 373.000 Unternehmen mit mehr als 10 Mitarbeitern gibt, erkennt man, dass bisher nicht einmal 3 Prozent des Marktes ausgeschöpft sind.
Außerdem ist die bKV durch eine steuerliche Änderung jetzt noch attraktiver. Beiträge, die der Arbeitgeber für seine Beschäftigten zahlt, gelten nicht mehr als Barlohn, sondern als Sachlohn. Damit sind sie bis zu einer Grenze von 44 Euro steuer- und abgabenfrei. Voraussetzung ist allerdings, dass die Leistung des Arbeitgebers ausschließlich als Versicherungsschutz gewährt wird. Ein Geldzuschuss müsste als Barlohn weiterhin versteuert werden.
Die Corona-Krise hat viele Branchen wirtschaftlich schwer getroffen. Hat sich das auch auf die Nachfrage nach der bKV ausgewirkt?
Interessanterweise nicht. Die Zahlen sind weiter stabil. Wir gehen davon aus, dass viele Menschen durch die Krise ein stärkeres Gesundheitsbewusstsein entwickelt haben. Deshalb wird das Bedürfnis nach einer möglichst guten Absicherung im Krankheitsfall künftig eher noch steigen. Natürlich können wir nicht absehen, wie viele Unternehmen als Folge von Corona insolvent werden. Ich bin aber davon überzeugt, dass das Markpotenzial unabhängig von einer eventuellen Insolvenzwelle riesengroß bleibt. Für Makler ergeben sich daraus enorme Chancen. Die Gothaer bietet in diesem Zusammenhang zum Beispiel ein spezielles Beratungstool. Außerdem führen wir im Oktober 2020 in der arbeitgeberfinanzierten bKV mit Flex-Select einen einfachen, attraktiven Kompakttarif ein.
Welche Rolle spielt bei all dem die demografische Entwicklung?
Die Alterung der Gesellschaft kommt der bKV natürlich zugute. Heute liegt das Durchschnittsalter der Beschäftigten in deutschen Unternehmen bei 47 Jahren. In Zukunft wird es deutlich höher sein. Dadurch steigt für den Arbeitgeber das Risiko krankheitsbedingter Ausfälle. Mit einer betrieblichen Krankenversicherung kann er hier wirksam gegensteuern, unter anderem weil Beschäftigte dank der bKV im Krankenhaus die bestmögliche Versorgung erhalten und so schneller wieder am Arbeitsplatz sind.
Die 7 wichtigsten Gründe für eine betriebliche Krankenversicherung (bKV)
Bundesbürger nehmen in der Corona-Pandemie zu
Welche weiteren Vorteile ergeben sich für Arbeitgeber?
Neben der Reduzierung der Krankheitstage ist die bKV ein ausgezeichnetes Instrument zur Mitarbeitergewinnung und -bindung. In Zeiten des Fachkräftemangels kann das ein Riesenvorteil sein. Eine aktuelle Studie hat ergeben, dass die Mehrzahl der Beschäftigten eine bKV attraktiver findet als zum Beispiel einen Dienstwagen oder ein Diensthandy. Darauf sollten Makler im Beratungsgespräch hinweisen. Es kommt aber noch etwas anderes hinzu: Eine betriebliche Krankenversicherung in Höhe der bereits erwähnten 44-Euro-Grenze bindet den Arbeitnehmer emotional viel stärker an den Betrieb als etwa eine Gehaltserhöhung von 44 Euro. Erstens kommt von einer solchen Erhöhung netto nur die Hälfte auf dem Konto an – und zweitens ist sie nach einigen Monaten vergessen. Die bKV vermittelt dagegen langfristig ein starkes Vorteilsempfinden. Die Beschäftigten genießen ja bei jedem Arztbesuch die Vorteile einer privaten Krankenversicherung.
Vorteile, die ihnen sonst wohl verwehrt blieben…
Genau. Die bKV bietet überall da umfassenden Schutz, wo die gesetzliche Krankenversicherung Lücken aufweist: bei alternativen Heilmethoden, im Krankenhaus, beim Zahnarzt, bei der Vorsorge, um nur einige zu nennen. Bei der Gothaer bieten wir übrigens einen weiteren Vorteil, indem wir auch laufende oder angeratene Behandlungen ohne Gesundheitsprüfung und Wartezeit mitversichern. Ein Arbeitnehmer, der etwa an einer Krebserkrankung leidet, kann ab dem Tag des Vertragsbeginns die bKV-Leistungen nutzen – und sich beispielsweise eine Spezialklinik aussuchen. Hinzu kommen die günstigen Tarife der Gruppenversicherung. Auch hier ein Beispiel: Der Krankenhaustarif mit Chefarztbehandlung und Unterbringung im Zweibettzimmer kostet bei der Gothaer unter 20 Euro monatlich. Am freien Markt müsste man dafür teilweise das Doppelte oder Dreifache bezahlen.
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