- Von Sabine Groth
- 17.08.2020 um 11:45
Und was kommt dabei später einmal raus? Das möchten viele Kunden bei Abschluss einer Anlage und Fondspolicen für ihre Altersvorsorge gern wissen. Auch für Berater ist das nicht unwichtig, soll doch das Produkt und Fonds häufig die spätere Rentenlücke des Kunden möglichst gut schließen. Dass jedoch selbst Ablaufleistungen von klassischen Lebensversicherungen mit Garantieverzinsung und Überschussbeteiligung nur schwer über mehrere Jahrzehnte hochzurechnen sind, bekam so mancher Versicherte in den vergangenen Jahren schmerzlich zu spüren.
Bei reinen Fondspolicen ist eine langfristige Hochrechnung durchaus komplex. Viele Unbekannte fließen ein: die Entwicklung der Kapitalmärkte allgemein und die der gewählten Fonds im Speziellen, ebenso die Kostenentwicklung auf Fonds- und Versicherungsseite. Die Stellschrauben für die Modellrechnung lassen sich also – je nach Wunsch – anziehen oder lockern. Doch nicht nur sie können das Ergebnis beeinflussen, auch die Vorgehensweise bei der Hochrechnung beeinflusst die potenzielle Ablaufleistung. Ob die Bruttomethode angewendet oder netto gerechnet wird, kann bei gleichen Annahmen zu unterschiedlichen Ergebnissen führen.
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„Der Unterschied liegt in der Behandlung der Verwaltungskosten des Fonds. Bei der Bruttomethode werden diese Kosten von der angenommenen Wertentwicklung in Abzug gebracht. Die Nettomethode vernachlässigt im Vergleich zur Bruttomethode diese vollständig“, erklärt Michael Hauer, Geschäftsführer des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP). Konkret: Bei der Bruttomethode werden von der unterstellten jährlichen Wertentwicklung (beispielsweise 6 Prozent) zunächst die Fondskosten abgezogen (bei aktiv gemanagten Aktienfonds sind das meist 1,5 Prozent bis 2 Prozent oder auch mal mehr), die Kickbacks werden wieder dazugerechnet und schließlich die Kosten der Versicherung abgezogen. Bei der Nettomethode werden nur die Kickbacks addiert und die Versicherungskosten subtrahiert.
Bruttomethode oder netto – Performance wichtiger als Kosten
Tatsächlich ist in der letzten Zeit in der Branche eine Verlagerung von der Nettomethode zur Bruttomethode erkennbar. Aber ist die Nettomethode wirklich so schlecht? Man könne die beiden Methoden schlicht nicht vergleichen, ist Guntram Overbeck, Leiter der Helvetia Leben Akademie, überzeugt. Die einzelnen Hochrechnungsarten dienen verschiedenen Zwecken, meint er. „Die Bruttomethode eignet sich gut für Vergleiche unterschiedlicher Tarife. Allerdings muss dabei bei allen Angeboten mit dem gleichen Fonds und der gleichen Tranche gerechnet werden“, sagt der Leiter der Helvetia Leben Akademie. Im Vertrieb hingegen, also beim Gespräch mit dem Kunden, sieht er klare Vorteile in der Nettomethode.
Warum? Bei der Bruttomethode besteht laut Overbeck vor allem das Problem, dass die falsche Rendite als Basis herangezogen wird. In dieser Variante werde mit der Bruttorendite hochgerechnet, die man von den Fondsgesellschaften aber nicht bekomme. Berater und Kunden müssen sie sich quasi selbst herleiten.
Beispiel DWS Deutschland: Der Fonds hat seit Auflegung pro Jahr ca. 7,78 Prozent Rendite erwirtschaftet, die Gesamtkostenquote (TER) liegt bei ca.1,4 Prozent. Addiert man nun die Performance und die TER kommt man auf 9,18 Prozent pro Jahr Bruttorendite. Richtig? Falsch, sagt Overbeck. „Denn in der TER sind nicht alle Kosten enthalten.“ Die wahre Brutto-Rendite kennen also weder Berater noch Kunde.
Die Netto-Renditen von Fonds seien dagegen bekannt, so der Experte weiter. Denn die Wertentwicklung von Fonds wird nach Standard des Fondsverbands BVI immer netto ausgewiesen. Die Performance-Zahlen, die der Kunde aus den Medien oder den Factsheets der Fondsanbieter kennt, zeigen den Zuwachs oder Verlust an, den der Kunde tatsächlich erzielt – also das Nettoergebnis. Die laufenden Kosten des Fonds sind hier bereits abgezogen. „Die Bruttoperformance spielt für den Anleger also eigentlich gar keine Rolle, und das ist auch gut so“, meint Overbeck.
Bei der Hochrechnung der möglichen Ablaufleistung von Fondspolicen nach der Bruttomethode würden Fonds mit geringeren Kosten außerdem automatisch besser abschneiden, zum Beispiel ETFs oder Geldmarktfonds – während sie in der Nettovariante gleichbehandelt würden. Nicht zwingend seien Fonds wegen ihrer niedrigeren Gebühren die bessere Wahl für den Kunden. „Höhere Kosten müssen nicht unbedingt nachteilig sein, wenn der Fondsmanager eine überdurchschnittliche Leistung erzielt. Wichtig ist, was nach Kosten rauskommt“, erklärt Overbeck. „Die Bruttomethode ist daher aus meiner Sicht beim Kunden nicht einsetzbar“, so das Fazit des Experten.
Joachim Haid
Vor 4 JahrenEntscheidend bei der Nettomethode ist jedoch weniger das dargestellte Renditethema der Fonds, sondern die Höhe der Versicherungskosten. Die größte Herausforderung ergibt sich dadurch, dass einige Anbieter die Nettomethode sehr gerne verwenden, um ihre voraussichtlichen Ablaufleistungen und Rentenhöhen zu tunen.
Rolf Halwe
Vor 2 JahrenDas sehe ich komplett anders als Herr Overbeck. Die Versicherungs-und insbesondere die bisher nicht verpflichtend anzuzeigenden Transaktionskosten können den Gewinn erheblich schmälern. Sobald der Fondsmanager aktiv tätig wird, fallen im Hintergrund weitere Kosten an. Bei einem ETF ausgerichtet1600 Titeln kann man nicht viel falsch machen. Die Index-Linien laufen inzwischen fast parallel. Ein Manager ist hier auch kaum besser, kann auch schlechter sein. Und die Kosten bleiben bei ca. 1,5%.
2 Kommentare
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kommentierenJoachim Haid
Vor 4 JahrenEntscheidend bei der Nettomethode ist jedoch weniger das dargestellte Renditethema der Fonds, sondern die Höhe der Versicherungskosten. Die größte Herausforderung ergibt sich dadurch, dass einige Anbieter die Nettomethode sehr gerne verwenden, um ihre voraussichtlichen Ablaufleistungen und Rentenhöhen zu tunen.
Rolf Halwe
Vor 2 JahrenDas sehe ich komplett anders als Herr Overbeck. Die Versicherungs-und insbesondere die bisher nicht verpflichtend anzuzeigenden Transaktionskosten können den Gewinn erheblich schmälern. Sobald der Fondsmanager aktiv tätig wird, fallen im Hintergrund weitere Kosten an. Bei einem ETF ausgerichtet1600 Titeln kann man nicht viel falsch machen. Die Index-Linien laufen inzwischen fast parallel. Ein Manager ist hier auch kaum besser, kann auch schlechter sein. Und die Kosten bleiben bei ca. 1,5%.