Amazon gilt als Gold-Standard in Sachen Service und viele Verbraucher erwarten ein entsprechendes Service-Niveau auch in anderen Branchen. © picture alliance / STRF/STAR MAX/IPx | STRF/STAR MAX/IPx
  • Von Lorenz Klein
  • 21.08.2020 um 09:32
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Kunden in Deutschland sind nahezu in der Hälfte der Fälle von ihrer Altersvorsorgeberatung begeistert – 15 Prozent der Beratungen werden als mittelmäßig oder schlecht wahrgenommen, wie eine aktuelle Umfrage ergab. Demnach legen vor allem junge Leute „Amazon-Standards“ an ihre Beratung an.

Meist genutzter Beratungsort für die Altersvorsorge ist nach Angaben von Verbrauchern die Bank oder Sparkasse (40 Prozent). 34 Prozent der Beratungen in den letzten 24 Monaten haben mit einem Versicherungsvertreter stattgefunden, weitere 14 Prozent mit einem Versicherungsmakler – alle anderen Beratungsorte spielen nur eine untergeordnete Rolle.

Diese Ergebnisse hat das Marktforschungsunternehmen Sirius Campus in seinem Schwerpunktbericht „Altersvorsorge“ im Rahmen des „Kundenmonitor Assekuranz 2020“ in Kooperation mit der Aeiforia GmbH veröffentlicht – über einen ersten Teil der Ergebnisse hatte Pfefferminzia am Donnerstag berichtet.

Laut der Umfrage waren die Kunden in nahezu der Hälfte der Fälle von der Altersvorsorgeberatung begeistert, indem sie das Urteil „ausgezeichnet“ oder „sehr gut“ vergaben. 15 Prozent der Beratungen wurden hingegen als „mittelmäßig“ oder „schlecht“ wahrgenommen.

„Das größte Optimierungspotenzial für die Zufriedenheit mit der Vorsorgeberatung liegt vor allem in der Berücksichtigung aller Einkommensquellen des Kunden, der möglichst exakten Vorausberechnung der Altersbezüge sowie dem individuellen Zuschnitt des Altersvorsorgeprodukts“, schlussfolgert Christoph Müller, Geschäftsführer und Gründer der Sirius Campus GmbH. Würden diese Punkte in der Beratung berücksichtigt, käme es sicherlich zu besseren Vorschlägen, so Müller, die dann auch häufiger zum Abschluss führten.

Was eine zukunftsfähige Altersvorsorge erfordert

„Insbesondere junge Leute legen ‚Amazon-Standards‘ bei der Abwicklung von Geschäftsprozessen an“, kommentiert Martin Gattung, Gründer und Geschäftsführer der Aeiforia GmbH die Umfrageergebnisse. Damit Anbieter überzeugen könnten, müssten sie ihre Geschäftsprozesse entsprechend gestalten und „transparente, leicht verständliche Altersvorsorgeprodukte anbieten“. Die Prozesskette dürfe dabei nicht beim Kaufabschluss enden, sondern müsse die gesamte Vertragsverwaltung bis zur Leistungsphase abbilden, so Gattung.

„Wenn es Anbietern gelingt, Prozesse und Systeme kundenfreundlich zu gestalten – und das auch bei äußerst komplexen Prozessen in der Verwaltung von Riester-Verträgen – dann besteht die Chance, die Einstellung der Verbraucher zum Thema Altersvorsorge dauerhaft zu ändern“, so der Marktexperte weiter.

Weiter ergab die Umfrage, dass vier von zehn Versicherungsnehmern in Deutschland zwischen 18 und 60 Jahren für ihr Alter bereits ausreichend Vorsorge getroffen hätten. Im Vergleich zu 2017 bedeute das einen Rückschritt um drei Prozentpunkte, wie es seitens Sirius Campus heißt.

Besonders schlecht schneidet demnach untere Einkommensgruppe mit bis 2.000 Euro Haushaltsnettoeinkommen ab: Nur 21 Prozent dieser Gruppe haben für ihr Alter bereits ausreichend Vorsorge getroffen, während der Anteil unter den besser Verdienenden ab 3.500 Euro Haushaltsnettoeinkommen bei 56 Prozent liegt.

Stabil im Vergleich zur Umfrage im Jahr 2017 sei jedoch die Vorsorgebereitschaft. Jeder dritte Befragte gibt an, in den nächsten 12 Monaten etwas für seine Altersvorsorge tun zu wollen.

Aktienaffine Verbraucher regeln Vorsorge häufig selbst

Eine Beratung zur privaten Altersvorsorge ist laut Umfrage für 31 Prozent der 18- bis 60-Jährigen von Interesse. Unter jüngeren Kunden bis 30 Jahre sowie unter Kunden des persönlichen Versicherungsvertriebs sei das Interesse an Altersvorsorgeberatung mit 45 Prozent respektive 43 Prozent besonders hoch, wie es heißt.

Ebenfalls äußert der Kundentyp des Optimierers (45 Prozent) ein überdurchschnittlich hohes Interesse an einer Vorsorgeberatung. Zur Erklärung: Unter den sogenannten Select Typen – eine von Sirius Campus auf Basis von Behavioral Economics entwickelte Entscheidertypologie – sind die Optimierer diejenigen Kunden, die vom Vermittler einen fachlichen Austausch auf Augenhöhe erwarten und besondere Vorteile, wie zum Beispiel individuelle Anpassungen oder exklusive Zusatzleistungen, als Bedingungen für einen Abschluss machen, wie die Autoren erklären.

Die konservativen Partner halten an Garantien fest, achten aber wie auch die Optimierer auf eine nachhaltige Geldanlage. Vorsichtige benötigen den Anstoß von außen und präferieren dann bewährte und sichere Vorsorgeprodukte. Die scharf rechnenden Eigenständigen schließlich setzen auf Immobilien und Aktien, Versicherungsvermittlern gehen sie lieber aus dem Weg.

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Lorenz

Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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