- Von Juliana Demski
- 11.11.2020 um 16:21
Die Partnerbetriebe des Bundesverbands deutscher Versicherungsmakler (BDVM) haben sich im aktuellen Geschäftsjahr überwiegend gut behaupten können – darauf deuten zumindest die Ergebnisse der alljährlichen Mitgliederbefragung des Verbands aus Hamburg hin, an der sich 265 Maklerbetriebe beteiligten.
So gaben 95 Prozent (Vorjahr: 94,5 Prozent) an, dass die ersten acht Monate 2020 gut (56 Prozent; Vorjahr: 53,9 Prozent) oder befriedigend (39 Prozent; Vorjahr: 40,6 Prozent) für sie verlaufen waren.
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Grund dafür sind laut der Umfrage steigende Courtageeinnahmen bei 61,4 Prozent (Vorjahr: 54,7 Prozent) der teilnehmenden Unternehmen – im Wesentlichen lag die Steigerungsrate bei rund 7 Prozent. Wesentlicher Treiber dieser Entwicklung war der Anstieg bei den Sach-Courtageeinnahmen. Bei 31,8 Prozent der Makler sind hingegen die Courtageeinnahmen gesunken – und zwar vor allem in den Bereichen Leben und Kranken.
Tatsächlich traf die Krise vor allem die Lebensversicheurng besonders hart, wie die Umfrageergebnisse verdeutlichen:
Dort haben 40 Prozent (Vorjahr: 32,8 Prozent) der Makler gesunkene Courtageeinnahmen in den ersten acht Monaten gemeldet (siehe Grafik). Bei 35 Prozent (Vorjahr: 37,5 Prozent) sind die Courtageeinnahmen bei Leben konstant geblieben und nur bei 11 Prozent (Vorjahr: 19,9 Prozent) der Makler gestiegen. 14 Prozent (Vorjahr: 9,8 Prozent) der Teilnehmer haben hierzu keine Angaben gemacht.
Im Kompositbereich, in dem die Courtagen regelmäßig am Jahresanfang fließen, dürfte die Beobachtung der Zahlen im nächsten Jahr spannend werden. Die Makler befürchten diesbezüglich laut Umfrage eine signifikante Veränderung, wenn beispielsweise eine Vielzahl von Kunden etwa aufgrund von Insolvenzen ausfallen oder deren Geschäft nicht läuft.
Bei 40 Prozent (Vorjahr: 56,6 Prozent) der Unternehmen sind zudem höhere Personalkosten entstanden, 51 Prozent (Vorjahr: 43,8 Prozent) haben gleichbleibende Personalkosten gemeldet. Die Investitionsbereitschaft ist laut BDVM unverändert hoch, so haben 94,3 Prozent der Mitgliedsunternehmen im Durchschnitt 13,7 Prozent ihres Umsatzes der ersten acht Monate bereits investiert.
Gleichzeitig sorgt die Pandemie unter Maklern für sinkenden Optimismus:
Für das kommende Jahr erwarten 42 Prozent (Vorjahr: 57 Prozent) der Unternehmen weiter steigende Courtageeinnahmen. 30 Prozent (Vorjahr: 36,7 Prozent) rechnen mit gleichbleibenden Werten. Und: Mit 28 Prozent (Vorjahr: 6,3 Prozent) ist der Anteil der Firmen, die Einbußen erwarten, deutlich gestiegen.
Trotzdem: Die finanziellen Folgen der Krise halten sich in Maklerkreisen laut Umfrage noch in Grenzen. So beantworten die Frage, wie sich Covid-19 auf ihr Geschäft ausgewirkt hat, zwar 36 Prozent der Makler mit „negativ“, 58 Prozent jedoch mit „neutral“ und 7 Prozent mit „positiv“.
Von den Teilnehmern haben 78 Prozent der Maklerunternehmen kein Kurzarbeitergeld in Anspruch genommen. Nur 14 Prozent haben dieses beantragt und erhalten. Dementsprechend haben auch 88 Prozent der Makler keine staatlichen Corona-Hilfen in Anspruch genommen; bei 12 Prozent ist das der Fall. Von den Verbandsmitgliedern wird das Risiko einer gesamtwirtschaftlichen Pleitewelle insgesamt zu 42 Prozent als gering angesehen, eine Mehrheit von 58 Prozent sieht hier hingegen ein starkes Risiko.
Makler verärgert über BSV-Ärger
Außerdem wollte der BDVM von seinen Maklern wissen, wie sie die Leistungsabwicklung der Versicherer in Bezug auf Betriebsunterbrechungs- beziehungsweise die Betriebsschließungsversicherung bewerten. Das Ergebnis: Nur 3 Prozent der Mitglieder finden das Verhalten gut. Dabei geht den Maklern vor allem die unzureichende Kommunikation der Unternehmen gegen den Strich.
Ein weiteres Thema der Befragung war die Digitalisierung innerhalb der Branche:
Den Stand ihrer eigenen Digitalisierung bewerten nunmehr 35 Prozent (Vorjahr: 29 Prozent) der Unternehmen mit sehr gut beziehungsweise gut. Immerhin 32 Prozent (Vorjahr: 43,8 Prozent) bewerten den Zustand noch mit befriedigend, weitere 17 Prozent (Vorjahr: 20,3 Prozent) hingegen mit ausreichend. Rund 7 Prozent sind indes der Ansicht, dass ihr Stand mangelhaft ist.
Eine Schlüsselrolle kommt laut Umfrage den Maklerverwaltungsprogrammen (MVP) und deren technischer Entwicklung zu, die für 63 Prozent (Vorjahr: 57Prozent) der Unternehmen sehr wichtig und für 28 Prozent (Vorjahr: 32,8 Prozent) wichtig sind. Für unverändert knapp 91 Prozent sind MVP ein wichtiger Schlüssel für den Digitalisierungsfortschritt.
Gleichzeitig halten nahezu unverändert circa 72 Prozent der Unternehmen die Thematik der digitalen Schadensprozesse für sehr wichtig beziehungsweise wichtig. Die Sensibilität bei Datenschutzthemen hat dagegen etwas abgenommen. Datenschutzthemen halten aber immer noch 71 Prozent (Vorjahr: 81,6 Prozent) für unverändert sehr wichtig beziehungsweise wichtig.
Es gibt aber auch andere Themenbereiche, die laut dem BDVM bisher noch keinen besonders großen Zuspruch erhalten haben:
Dazu gehören unter anderem digitale Kundenportale, die bisher nur 52 Prozent (Vorjahr: 52,3 Prozent) der Befragten als sehr wichtig beziehungsweise wichtig ansehen. Bei Cloud Services ist der Wert zwar etwas gestiegen (auf 42 Prozent; Vorjahr: 39,1 Prozent) und bei der Online-Beratung beziehungsweise Video-Chats sogar noch mehr (48 Prozent; Vorjahr: 34,4 Prozent). Schlusslicht beim Wert ist die Zustimmung zur Frage, wie wichtig Soziale Medien für das Unternehmen sind. Nur 29 Prozent (Vorjahr: 26,9 Prozent) halten diese für sehr wichtig beziehungsweise wichtig, wobei der Wert für sehr wichtig mit 3 Prozent auch in diesem Jahr unverändert auf einem sehr geringen Niveau bleibt.
Das Fazit des Verbands:
Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage verdeutlichten, „dass die Makler sehr robust durch diese Zeit kommen und unsere Mitglieder zum Glück weit entfernt von wirtschaftlich sehr starken Beeinträchtigungen sind“, fasst Hans-Georg Jenssen, geschäftsführender Vorstand des BDVM, die aktuelle Lage am Dienstag im Rahmen eines virtuellen Pressegesprächs zusammen. Dies gebe auch für das nächste Jahr Anlass, „mit einem gewissen Optimismus der Entwicklung entgegen zu sehen“.
Zu dieser Sichtweise trägt laut dem BDVM auch bei, dass viele Mitglieder verdeutlicht haben, „dass die überwiegende Mehrzahl der Kunden in der Krise sehr froh gewesen ist, sich an ihren Sachwalter in Versicherungsdingen wenden zu können“.
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