- Von Achim Nixdorf
- 27.11.2020 um 12:06
Menschen, die künftig in Ruhestand gehen, müssen sich auf schlechtere Zeiten und weniger Geld im Alter einstellen. Ableiten lässt sich diese Prognose aus dem Rentenversicherungsbericht 2020, den das Bundeskabinett jetzt beschlossen hat. Demnach sinkt das Rentenniveau von heute 48,2 Prozent auf voraussichtlich 46 Prozent im Jahr 2034. Das Rentenniveau zeigt die Relation zwischen der Höhe einer Rente (nach 45 Jahren durchschnittlicher Beitragszahlung) und dem durchschnittlichen Lohn eines Arbeitsnehmers. Bis 2023 dürfte das Niveau zunächst noch leicht steigen, bevor es danach kontinuierlich sinkt.
Hauptgrund dieser Entwicklung ist vor allem der demografische Wandel: Immer weniger junge Beschäftigte müssen immer mehr Rentner finanzieren. Die Modellrechnungen der Bundesregierung gehen daher auch von steigenden Renten-Beiträgen aus: von derzeit 18,6 Prozent auf 19,9 Prozent in den Jahren 2024 und 2025.
Fast jeder fünfte Rentner von Altersarmut betroffen
Altersvorsorge-Institut übt scharfe Kritik an der Grundrente
Rentenversicherung droht „massive Unterdeckung“
Auch die Corona-Pandemie hat einen negativen Einfluss auf die gesetzliche Rentenversicherung. Sie drückt auf die Löhne und die Beitragseinnahmen. Die Reserven sind bereits deutlich zurückgegangen. Für Ende 2020 wird eine Nachhaltigkeitsrücklage von 36,3 Milliarden Euro erwartet – ein Minus von 4,2 Milliarden Euro im laufenden Jahr.
Rentner in Westdeutschland müssen sich daher für 2021 auf eine Nullrunde einstellen. Denn die Entwicklung der Renten orientiert sich an der Entwicklung der Löhne im Vorjahr. Die Bezüge der Ostrentner steigen zum 1. Juli 2021 dagegen voraussichtlich um 0,7 Prozent – Hintergrund ist die stufenweise Anhebung auf Westniveau.
Noch geht es den Rentnern gut
Noch geht es den meisten Rentnern in Deutschland gut. Die Haushaltsnettoeinkommen aller Ehepaare und Alleinstehenden im Alter ab 65 Jahren sind von 2015 bis 2019 um 14 Prozent gestiegen, die Preise für die Lebenshaltung im gleichen Zeitraum nur um 5,3 Prozent, was einen realen Einkommenszuwachs bedeutet. Laut Bundesregierung erreichen Ehepaare in Deutschland ein durchschnittliches Netto-Gesamteinkommen aus Alterssicherungsleistungen und zusätzlichen Einkommen in Höhe von 2.907 Euro im Monat. Unter den alleinstehenden 65-Jährigen und Älteren beziehen Männer im Schnitt 1.816 Euro, bei Frauen sind es 1.607 Euro.
„Die Alterssicherung in Deutschland ist gut aufgestellt“, meint Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Die positive Wirtschaftsentwicklung der vergangenen Jahre sei auch bei der älteren Bevölkerung angekommen. Experten rechnen gleichwohl mit einer Zunahme von Altersarmut. So meldete das Statistische Bundesamt erst kürzlich, dass die sogenannte Armutsgefährdungsquote von 2005 bis 2019 um 4,7 Prozent gestiegen sei. Derzeit sind rund 3 Prozent der über 65-Jährigen auf Grundsicherung im Alter angewiesen.
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