- Von Lorenz Klein
- 14.12.2020 um 13:09
„Ich finde, politische Orientierung im Geschäftsleben hat da eigentlich nichts zu suchen“, sagt Oliver Drewes, Geschäftsführer des Maklerpools Maxpool aus Hamburg, im aktuellen Podcast-Interview mit Pfefferminzia (hier geht es zum Gespräch). Nun könnte er das einfach so stehen lassen, nächste Frage bitte. Drewes spricht aber weiter. „Ich verkneife mir das auch vielfach. Einerseits. Andererseits habe ich mir selber geschworen – und da stehe ich auch zu –, dass ich mich nicht verbiege mit meiner Meinung.“
Dass Drewes speziell zur AfD eine sehr eindeutige Meinung hat, tat er zum Beispiel Anfang 2016 Kund. „Die AfD ist unanständig. Die AfD ist gefährlich“, erklärte er in einem Post auf seiner privaten Facebook-Seite, über den damals „Das Investment“ berichtete.
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Auf seine damalige Aussage im Hier und Heute angesprochen, spricht Drewes, der sich auf kommunaler Ebene für die FDP engagiert, erneut Klartext zur AfD: „Ich kenne da verschiedene Gestalten näher – und meine persönliche Meinung dazu ist eben wirklich: Das ist gefährlich.“
„Ich hab’s nie verstanden, wieso Menschen den Mund halten“
Er habe sich mit seiner Kritik an der AfD „schon häufiger Finger und Mund verbrannt, aber auch dazu stehe ich“, so der Maxpool-Chef. Zwar halte er in seinem Beruf „politische Orientierung schon raus“, aber wenn ihm manche Aussage von der AfD „zu doll auf den Fuß fällt“, dann könne er das auch nicht unkommentiert lassen, fährt der Träger des Bundesverdienstkreuzes fort – und erklärt auch, woher seine Leidenschaft rührt: „Ich hab’s nie verstanden, wieso Menschen den Mund halten“, berichtet er über „schlimme und tiefe Gespräche“ mit seinen Großeltern und Urgroßeltern über „damals, als es schon mal eine Entwicklung gab…“, wie er sagt.
Man könnte auch sagen: Die Gegnerschaft zur vermeintlichen „Alternative für Deutschland“ ist für Drewes alternativlos geworden – auch wenn ihm das nach eigener Aussage geschäftlich durchaus schon geschadet hat. So entgegnet er auf die Frage, ob ihm aufgrund seiner AfD-Kritik auch Geschäft verloren gegangen sei, folgendermaßen:
„Ja. Ich habe da auch wirklich persönlich beleidigende Mails gekriegt von irgendwelchen Menschen, auch Kooperationspartner, die dann natürlich Fan sind der Partei – und die sich über meine Äußerungen sehr gestört haben, mich persönlich beleidigt haben. Ich habe einen Fall direkt zur Anzeige gebracht. Und dann kündige ich halt die Zusammenarbeit. Meine Güte. Das muss man aushalten. Mache ich auch.“
Cash. im Shitstorm wegen AfD-Kritik
Aushalten musste auch Cash.-Redakteur Kim Brodtmann so einiges, nachdem er sich im Februar 2020 in einem Kommentar erschrocken darüber zeigte, dass die AfD unter den Versicherungsvermittlern in Deutschland eine Zustimmung von 14 Prozent genießt. So lautete zumindest das Ergebnis der „Sonntagsfrage“, die der AfW – Bundesverband Finanzdienstleistung damals im Rahmen seiner großen Vermittlerumfrage „Vermittlerbarometer“ an die rund 1.500 Teilnehmer richtete (wir berichteten).
„Das letzte was wir hier brauchen, sind politische Einflußnahmen von Cash Redakteuren, die glauben, uns ihre politischen Weisheiten aufzwingen zu wollen. Politische Propaganda ist hier eine Zumutung, wir sind damit schon durch die gleichgeschalteten Medien überversorgt!“, ärgerte sich sodann ein Leser in der entsprechenden Kommentarspalte, die auch dem Tenor der allermeisten Wortmeldungen entsprach.
Wobei es sich durchaus lohnt, die besagten 14 Prozent Zustimmung für die AfD unter Vermittlern hierzulande näher zu betrachten. Brodtmann hat zwar recht mit seiner Feststellung, dass die AfD auch bei den Vermittlern drittstärkste Partei in Deutschland wäre. Zugleich muss man aber schauen, wann die „Sonntagsfrage“ im Vermittlerbarometer denn eigentlich durchgeführt wurde – das war im November 2019. Um nun also festzustellen, ob die politische Meinung der befragten Vermittler deutlich vom „Durchschnittsbürger“ abweicht, braucht es eine Vergleichsmöglichkeit.
Seite 2: Sind Vermittler AfD-affiner als der Durchschnittsbürger?
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