- Von Lorenz Klein
- 22.02.2021 um 11:51
Wofür soll er sich nur entscheiden: Die 61.000 Euro aus seiner Unfallversicherung sofort aufs Girokonto überweisen lassen oder besser lebenslang 680 Euro im Monat kassieren? Mit dieser Frage wandte sich ein 73-jähriger Mann an den Finanz-Journalisten Daniel Mohr.
Die Antwort gab der Experte in seiner Rubrik „Frag den Mohr?“, die am vergangenen Sonntag in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS) erschienen ist. „Schon nach acht Jahren würden die Rentenzahlungen den Einmalbeitrag übertreffen“, hält Mohr zunächst fest. Andererseits liebäugelt der Versicherte auch damit, die Einmalzahlung in Aktien-ETFs anzulegen, was ihm gleich zu Beginn ordentliche Renditen bescheren könnte.
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Eine Einmalzahlung könne „schnell verpuffen für Autos, Reisen oder im Börsen-Crash untergehen“, gibt Mohr zu bedenken. Hingegen decke eine regelmäßige Rente „das Langlebigkeitsrisiko, wie Finanzmenschen das gerne nennen“, am besten ab. Sie sei daher die „vernünftigste Variante“ – zumal der Versicherte angibt, dass seine Mutter 97 Jahre alt ist und sein Vater 95 Jahre alt wurde. Der Mann bringt also gute erbliche Voraussetzungen mit, ebenfalls noch sehr lange zu leben.
Vernunft sei nicht alles
„Immer vernünftig sein“, sollte bei der Entscheidung allerdings nicht das Leitmotiv sein, betont Mohr. Das wäre nicht nur langweilig, sondern habe auch mit der Frage zu tun, ob der Betroffene konkrete Lebensträume habe, die er sich endlich erfüllen wolle. Das könne beispielsweise ein Geld-Geschenk an die drei minderjährigen Enkel sein, was der Versicherte ebenfalls in Betracht zieht. „Deren Freude und Dankbarkeit könne jede Aktienrendite locker übertreffen“ schreibt Mohr.
Apropos Aktienrendite: Von der Überlegung des Versicherten, den Einmalbeitrag in einen Aktien-ETF einfließen zu lassen, rät der Experte ab. „Dann lieber die Rente nehmen und das Geld regelmäßig in einen Aktien-ETF-Sparplan stecken.“ Das sei risikoärmer und renditestärker als die Einmalanlage – und zahle sich im Langlebigkeitsfall „so richtig gut aus“.
Was der Beitrag nicht verrät
Was der Beitrag allerdings nicht beantwortet, ist die Frage, ob der Versicherte das Geld nicht am ehesten für sich persönlich benötigt, statt es zu verschenken? Schließlich bezieht der Mann die Leistung aus einer Unfallversicherung und nicht zum Beispiel aus einer Kapitallebensversicherung.
Insofern möchte man als oberschlauer Leser der Rubrik gerne ergänzen: Bevor die Gelder an die Enkel fließen, doch bitte vorher einmal schauen, wie viel Kapital man möglicherweise selbst benötigt, um das eigene Wohnen alterssicher zu gestalten – insbesondere dann, wenn man dort möglichst noch zwei Jahrzehnte lang leben will, bis hoffentlich 95 oder über 97 Jahre hinaus, wie es den eigenen Eltern des FAS-Lesers möglicherweise vergönnt war.
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