- Von Juliana Demski
- 20.04.2021 um 17:47
Zwei Mal im Jahr legen die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute die sogenannte Gemeinschaftsdiagnose vor – darin enthalten ist unter anderem ihre Konjunkturprognose für die jeweils kommenden Monate. Für das Jahr 2021 korrigierten sie diese nun nachträglich nach unten: Statt mit einem Plus von 4,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) rechnen sie nun nur noch mit 3,7 Prozent.
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Und auch für 2022 rechnen sie mit einer eher mauen Entwicklung nach oben auf 3,9 Prozent. Hauptgrund dafür ist vor allem die Corona-Krise, die der Wirtschaft in den vergangenen Monaten vieles abverlangt hat. „Aufgrund des anhaltenden Shutdowns dürfte die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal um 1,8 Prozent gesunken sein“, wird Torsten Schmidt, Konjunkturchef des RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, im „Tagesspiegel“ zitiert.
Immerhin: Ab Mitte des zweiten Quartals gehen die Ökonomen von ersten Lockerungen aus; und für das Ende des dritten Quartals sagen sie sogar das gänzliche Ende aller Beshränkungen voraus. „Im Zuge der Lockerungen erwarten wir für das Sommerhalbjahr eine kräftige Ausweitung der Wirtschaftsaktivität, vor allem bei den von der Pandemie besonders betroffenen Dienstleistungsbereichen“, so Schmidt weiter.
„Eleganteste Lösung wäre eine langsame, schrittweise Erhöhung des Renteneintrittsalters“
Neue Hilfsmaßnahmen der Politik seien deshalb erstmal nicht nötig – vielmehr müsse es darum gehen, dass die Wirtschaft sich erhole. Denn genau hier liegt laut den Wirtschaftsexperten das große Problem. Nach der Pandemie sei es die Herausforderung der Wirtschaftspolitik, „die Staatsfinanzen wieder auf eine solide Basis zu stellen“, schreiben die Ökonomen in ihrem Diagnosebericht. Um dies zu erreichen, schlugen sie eine erneute Anhebung des Rentenalters vor.
„Die eleganteste Lösung wäre eine langsame, schrittweise Erhöhung des Renteneintrittsalters“, sagte Oliver Holtemöller vom Institut für Wirtschaftsforschung (IWH) laut „Tagesspiegel“. Ein höheres Rentenalter könne die Staatsfinanzen stützen, ohne dass wichtige Zukunftsinvestitionen aufgeschoben werden müssten.
Sorge vor Covid19-Mutationen
Nach wie vor sei die Lage im Zuge der Pandemie aber schwer einzuschätzen, räumten die Ökonomen ein. „Nach wie vor kann es bei der Lieferung von Impfstoffen und Tests zu Engpässen und Verzögerungen kommen“, heißt es dazu in dem Gutachten. Und auch neue Covid19-Mutationen könnten beispielsweise für erneute Lockdown-Schritte und eine weitere Schwächung der Wirtschaft führen, so der Einwand der Wissenschaftler.
Auf der anderen Seite, so die Ökonomen weiter, könne sich die Situation aber auch schneller verbessern als erwartet – zum Beispiel, wenn private Haushalte ihre in der Pandemie gesammelten finanziellen Rücklagen in den kommenden Monaten stärker als erwartet in den Konsum steckten. Die aufgestaute Kaufkraft für die Jahre 2020 und 2021 schätzen die Ökonomen auf insgesamt über 200 Milliarden Euro.
Und auch wenn die Verbraucher sich wohl auf Lockerungen und offene Geschäfte freuen dürften, müssen sie laut dem Gutachten auch mit gestiegenen Preisen rechnen. Stichwort: Inflation. Hier gehen die Wirtschaftsexperten von 2,4 Prozent aus; in der zweiten Jahreshälfte dürften es laut ihrem Gutachten sogar 3 Prozent werden. Immerhin: Für 2022 gehen die Experten dann davon aus, dass diese Zahl sich bei 1,7 Prozent einpendeln wird – wenn denn alles gut geht.
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