Martin Jörgens, Zahnarzt Dental Specialists ©
  • Von René Weihrauch
  • 05.05.2021 um 09:00
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lesedauer Lesedauer: ca. 02:30 Min

Für eine optimale Vorsorge reichen die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in der Regel nicht aus – das gilt auch für Kinder. Worauf Makler Eltern beim Thema Zusatzversicherung hinweisen sollten, erklärt Zahnarzt Martin Jörgens auf Basis seiner Praxis-Erfahrungen im Interview.

Herr Jörgens, in welchem Alter muss Zahnprophylaxe bei Kindern beginnen?

Martin Jörgens: Erste Früherkennungsuntersuchungen sollten zwischen dem 6. und 30. Lebensmonat regelmäßig stattfinden. Unbeobachtet können schon bei kleinen Kindern kariöse Schäden entstehen, die leicht zu späterem Zahnverlust führen. An diese Früherkennungsuntersuchungen schließen sich vom 6. bis 17. Lebensjahr individualprophylaktische Leistungen, kurz: IP-Leistungen an, deren Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Für eine wirklich gründliche Prophylaxe reichen sie aus meiner Sicht aber nicht aus.

Warum nicht?

IP-Leistungen sind in vier Klassen aufgeteilt: IP1, 2, 4 und 5. Die ersten beiden Klassen beschränken sich auf die Erstellung eines Mundhygienestatus und sowie die Aufklärung der Eltern über Putz- und Pflegetechniken, neue Erkenntnisse zur Mundhygiene, Ursachen von Erkrankungen und Ähnliches. IP4 und IP5 beinhalten eine Fluoridierung der Zähne zur Kariesvorbeugung sowie eine Versiegelung der Fissuren, also der kleinen Vertiefungen in den Kauflächen von Zähnen – allerdings nur der beiden hinteren Backenzähne. Dringend zu empfehlen ist aber eine Versiegelung auch weiterer Zähne mit lichthärtenden Kunststoffen. Dies ist in den IP-Leistungen der GKV nicht enthalten. Außerdem erstattet sie lediglich die Kosten einer einfachen und keiner professionellen Zahnreinigung. Es ist aber ein Unterschied, ob Sie eine 20-minütige, einfache Zahnsteinentfernung bekommen oder ob speziell ausgebildete Fachkräfte eine professionelle Reinigung vornehmen, inklusive Erhebung von Entzündungsindizes und anderer Leistungen.

Welche Kosten kommen da auf Eltern zu, sofern sie keine Zahnzusatzversicherung abgeschlossen haben?

Die Kosten für eine professionelle Zahnreinigung schwanken in Deutschland je nach Region und Stadt – grob gesagt – zwischen etwa 120 und 250 Euro. Bei einer Fissurenversiegelung müssen sie mit 35 bis 40 Euro pro Zahn rechnen.

Abgesehen von der Vorsorge – was sind die wichtigsten Zahnbehandlungen bei Kindern und Jugendlichen?

Als erstes muss man da sicherlich Füllungen nennen. Die gesetzlichen Leistungen decken lediglich einfache Zementfüllungen ab. Hochwertige Lösungen, zu denen ich dringend rate, verursachen erhebliche Kosten. Nehmen Sie zum Beispiel eine Milchzahnwurzelfüllung, mit der ein erkrankter Milchzahn erhalten werden kann. Das ist deshalb sinnvoll, weil er unter anderem als Platzhalter für den späteren, bleibenden Zahn dient. Entsteht hier eine Lücke, kann es sein, dass kieferorthopädische Maßnahmen nötig werden. Eine solche Milchzahnwurzelfüllung kostet 600 bis 800 Euro, die nicht von der GKV übernommen werden. Einige private Zusatztarife decken diese Kosten dagegen ab.

Sie erwähnten gerade kieferorthopädische Maßnahmen. Mit welchen Kosten müssen Eltern in einem solchen Fall rechnen?

Das kann richtig ins Geld gehen. Die Spannbreite reicht von einigen tausend Euro bis in den fünfstelligen Bereich. Die gesetzlichen Kassen leisten ja nur bei schweren Fehlstellungen. Optische Gesichtspunkte, etwa bei Zahnspangen, spielen überhaupt keine Rolle. Deshalb rate ich allen Eltern, möglichst früh eine Zahnzusatzversicherung für ihre Kinder abzuschließen.

Worauf müssen sie dabei achten?

Die Versicherung sollte auf jeden Fall Mehrkosten für hochwertige Füllungen übernehmen. Außerdem ist eine ausreichende Deckung bei Prophylaxe und Kieferorthopädie wichtig. Meine Empfehlung: Entscheiden Sie sich für einen möglichst hochwertigen Tarif, der zum Beispiel auch moderne 3-D-Diagnostik abdeckt. Übrigens kann auch eine zusätzliche Unfallversicherung nicht schaden, die beispielsweise Zahnschäden nach einem Sturz vom Fahrrad abdeckt.

Von unserer zahnmedizinischen Versorgung können Menschen in anderen Teilen der Welt nur träumen. Deshalb engagieren Sie sich ehrenamtlich in Ihrem Projekt „Daktari for Maasai“. Was hat es damit auf sich?

Zusammen mit mehreren Kolleginnen und Kollegen kümmern wir uns um die mobile, zahnmedizinische Versorgung in einigen Regionen Tansanias. Dort haben viele Menschen überhaupt keinen Zugang zu einem Zahnarzt, selbst in manchen Großstädten nicht. Das Projekt gibt es bereits seit 10 Jahren, 2016 haben wir den gemeinnützig anerkannten Verein

Daktari for Maasai e.V. mit Sitz in Düsseldorf gegründet. Vor Corona waren wir zwei bis drei Mal im Jahr in Tansania unterwegs und wollen das in Zukunft auch wieder aufnehmen. Inzwischen haben wir bereits rund 8.000 Patienten behandelt.

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René

René Weihrauch

René Weihrauch arbeitet seit 35 Jahren als Journalist. Einer seiner Schwerpunkte sind Finanz- und Verbraucherthemen. Neben Pfefferminzia schreibt er für mehrere bundesweit erscheinende Zeitschriften und international tätige Medienagenturen.

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