Michael Heinz ist Präsident des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute (BVK). © BVK
  • Von Lorenz Klein
  • 07.06.2021 um 06:17
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lesedauer Lesedauer: ca. 03:25 Min

Die Wogen zwischen dem Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) und dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) schlagen derzeit so hoch wie lange nicht. Im Interview mit Pfefferminzia bekräftigt BVK-Präsident Michael Heinz seine scharfe Kritik an GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen – und sagt, worum es in dem Konflikt aus seiner Sicht geht.

Pfefferminzia: Auf Ihrer Online-Fachtagung in Hamburg Ende Mai ging es richtig zur Sache. Ich denke da zunächst an den Streit zwischen Ihrem Verband und der Versicherungswirtschaft – in Funktion des GDV. Was werfen Sie dem GDV konkret vor – können Sie unsere Hörerinnen und Hörer hier mal auf den aktuellen Stand bringen?

Michael Heinz: Das mache ich gerne – ja, was werfe ich wem vor? Das war sicherlich auch ein Thema, mit dem wir uns in der Podiumsdiskussion intensiv beschäftigt haben – und insbesondere habe ich das in meinem Eingangsstatement gesagt: Wenn der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft durch seinen Sprecher und Vorstand, Herrn Asmussen, mitteilen lässt, dass bestimmte Versicherungsprodukte – hier festgemacht am Thema Riester-Rente – in Zukunft digital, sprich ohne Vermittler und die dazugehörigen Vermittlungskosten, vertrieben werden sollen, dann habe ich in Hamburg gesagt: Man soll ja mit dem Begriff Kriegserklärung vorsichtig sein, aber es ist zumindest schon mal eine Erklärung zum Kampf. Und wenn Herr Asmussen diesen Kampf möchte, bekommt er ihn vom BVK.

Und ich glaube, ich spreche auch für andere Vermittlerverbände und Menschen in unserer Branche, die nicht organisiert sind. Wir können ein solch komplexes Produkt nicht, in Analogie eines Zigaretten- oder Kaugummi-Automaten, irgendwo aus dem Netz ziehen, zwei Fragen beantworten und glauben wir haben dann möglicherweise der Sache genüge getan.

>>> Das ungekürzte Interview mit Michael Heinz können Sie sich hier im Podcast anhören

Es geht hier nicht darum, primär versicherungsvermittelnden Berufen die Auskömmlichkeit zu sichern, sondern es geht zum einen um Verbraucherschutz – der Verbraucher muss geschützt werden vor Fehlentscheidungen – und es geht um Nachhaltigkeit. Und Nachhaltigkeit heißt in unserem Selbstverständnis: Der Kunde hat ein Recht darauf, von einem Vermittler begleitet zu werden, um Veränderungen in den Lebenszyklen zu begleiten und den Vertrag entsprechend anzupassen – das können Sie keiner Maschine anvertrauen und das ist der entscheidende Punkt.

„In meinem Verband würde man so nicht sprechen“
Pfefferminzia: Oliver Brüß, Vertriebsvorstand der Gothaer und im Nebenberuf Mitglied im GDV-Vertriebsausschuss, nahm ja auch als Gast und Diskussionspartner an Ihrer Fachtagung teil – und versuchte die Wogen zu glätten, nach dem Motto: Alles halb so wild. Wörtlich sagte Herr Brüß, er wolle eine „Lanze für Herrn Asmussen und den GDV brechen“, denn tatsächlich sei Herr Asmussen missverstanden worden. Weiter sagte Herr Brüß: „Wir sind der festen Überzeugung im GDV, dass Produkte so gebaut werden müssen, dass Kunden selber entscheiden können, über welchen Weg sie kaufen.“ Richtig beruhigen konnte er Sie mit dieser Aussage aber nicht, oder?

Natürlich nicht. Das war pflichtbewusst. Herr Brüß braucht nicht Herrn Asmussen in Schutz zu nehmen. Herr Asmussen ist weder in der Ausbildung noch in der Probezeit – das ist ein gestandener, im politischen Geschäft erfahrener Mann. Und wenn Herr Asmussen eine solche Aussage in einem Medium bei Herrn Fromme (Herausgeber von „Versicherungsmonitor“ und Korrespondent der „Süddeutschen Zeitung“, Anm. d. Red.)  tut, dann weiß er, was er sagt. Und die Reaktionen – das möchte ich unseren Hörern hier und heute auch klar und deutlich sagen – waren ja von Seiten der Versicherungsvorstände mir gegenüber entsprechend.

Und Herr Asmussen ist ja dann in einer zweiten Stellungnahme ein Stück weit zurückgerudert, hat aber gegenüber protestierenden Versicherungsvorständen, die sich – teilweise durch uns initiiert – an Berlin gewandt haben, dann wohl sinngemäß gesagt: Er sei nicht den Versicherungsunternehmen verpflichtet, sondern dem Präsidium des GDV, was ihn sozusagen bestellt, also den Arbeitsplatz besorgt hat und auch bezahle. Ich halte das natürlich für eine verwegene Äußerung, habe sie aber ansonsten nicht zu kommentieren, weil es ja nicht mein Verband ist. In meinem Verband würde man so nicht sprechen.

„Zünde mal die Bombe und achte auf die Reaktion“
Pfefferminzia: Oliver Brüß betonte auch in der Diskussion, dass der Direktvertriebsanteil in der Lebensversicherung/Altersvorsorge kleiner als 3 Prozent sei und im letzten Jahr sogar zurückgegangen sei. Das unterstreiche noch mal, dass der Vermittler angesichts der Komplexität des Themas weiter gefragt sei. Sind sie da nicht bei ihm?

Absolut. Aber wenn dem so ist, wie er sagt – dann brauchen wir doch gar nicht das Fass „Wir wollen zukünftige Vorsorgeprodukte ohne Vermittlung“ aufmachen, um es vereinfacht auszudrücken. Und ich sage Ihnen klar und deutlich: Das war kein Zufall, das war nicht etwas leichtfertig Erzähltes, sondern das entspricht einer gewissen Strategie bestimmter Versicherer im Präsidium des GDV – die hier ganz klar, auch in Absprache mit Herrn Asmussen, sagen – ich sage das mit meinen Worten: „Zünde mal die Bombe und achte auf die Reaktion.“

Das ist ja nicht so, als wenn ich in einer Podiumsdiskussion vielleicht mal ein bisschen flapsig bin und hau mal einen Spruch raus. Nein, das ist hier sehr wohl überlegt – und ich weiß sehr wohl, wer im Präsidium des GDV sitzt, ich weiß sehr wohl, wer sozusagen die Fahne der Vermittler hochträgt. Ich bekomme natürlich auch aus dem Präsidium des GDV und aus der Geschäftsführung meine Informationen in Vertraulichkeit. Ich weiß genau, wie darüber diskutiert und abgesprochen wurde – und deshalb der Versuch, zu sagen: Naja, das war nicht so gemeint und das hat man so gesagt: Quatsch, unter uns.

Wie das Gespräch weitergeht – und mit welcher Erwartung Michael Heinz unter anderem auf die Bundestagswahl im Herbst 2021 schaut, erfahren Sie in Die Woche – der Pfefferminzia Podcast für Versicherungshelden.

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Lorenz

Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

kommentare
Max Makler
Vor 3 Jahren

Wie wäre es, wenn die Gesellschaften mal die tatsächlichen Kosten einer Rentenversicherung offenlegen und den vernichtend geringen Anteil der Maklerprovisionen ins Verhältnis setzen?? Wer im Glashaus sitzt…

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Max Makler
Vor 3 Jahren

Wie wäre es, wenn die Gesellschaften mal die tatsächlichen Kosten einer Rentenversicherung offenlegen und den vernichtend geringen Anteil der Maklerprovisionen ins Verhältnis setzen?? Wer im Glashaus sitzt…

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