- Von Achim Nixdorf
- 17.06.2021 um 16:07
Die Corona-Krise hat tiefe Löcher in die öffentlichen Kassen gerissen und vielen Unternehmen hohe Verluste beschert. Das arbeitgebernahe Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) regt deshalb in einer Studie an, die Arbeitsleistung zu steigern und dadurch die Wirtschaft anzukurbeln. Demnach sollen die Deutschen künftig 2 Stunden pro Woche mehr arbeiten und auf anderthalb Wochen Urlaub im Jahr verzichten.
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Vorbild für die IW-Ökonomen ist die Schweiz: „So arbeiten in der Schweiz Männer und Frauen pro Kopf nicht nur deutlich mehr Stunden pro Woche, sondern auch fast anderthalb Arbeitswochen mehr im Jahr als hierzulande“, heißt es dazu in der Studie.
BIP könnte um 6 Prozent steigen
Übertrage man die schweizerische Wochenarbeitszeit, die im Schnitt 2 Stunden höher als bei uns sei, und die Jahresarbeitswochen auf das deutsche Arbeitsmarktmodell, ergäbe sich ein Potenzial von 7,7 Milliarden Stunden, prognostiziert das IW. Das wiederum lasse das Bruttoinlandsprodukt (BIP) innerhalb von zehn Jahren um 6 Prozent steigen.
Das Potenzial könne „unter anderem durch den Abbau unfreiwilliger Teilzeit oder eine Angleichung der Wochenarbeitszeit der Frauen an die der Männer mithilfe gezielter Rahmenbedingungen wie eine verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie entsprechende Verbesserungen der Beschäftigungsanreize im Steuersystem mobilisiert werden.“
„Vorschlag ist unsolidarisch“
Ob mehr Arbeitsstunden wirklich die Produktivität nachhaltig erhöhen können, ist unter Wirtschaftsexperten umstritten. Die Gewerkschaften jedenfalls halten von solchen Plänen überhaupt nichts. Gegenüber der „Magdeburger Volksstimme“ fand Martin Mandel, Pressesprecher des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), deutliche Worte: Der Vorschlag des Instituts der Deutschen Wirtschaft ist seiner Meinung nach „nicht nur unkreativ und dreist, sondern in höchstem Maße unsolidarisch.“
Ende der „goldenen Dekade“
Fest steht: Im Corona-Jahr 2020 ist die Wirtschaftsleistung Deutschlands um knapp 5 Prozent gesunken und die Staatsverschuldung um über 14 Prozent gestiegen. Gleichzeitig schrumpfte die Erwerbstätigenzahl um über ein Prozent, und das Arbeitsvolumen brach um 4,7 Prozent ein. Das IW sieht deshalb ein Ende der „goldenen Dekade“ gekommen und fordert ein Gegensteuern.
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