- Von Lorenz Klein
- 29.06.2021 um 14:40
„In Krisenzeiten nehmen Betrugsversuche deutlich zu“, lautet das Fazit von Jochen Haug, Schaden-Vorstand der Allianz Versicherungs-AG, in einer Mitteilung der Allianz von Dienstag. Seit Beginn der Pandemie sehe man einen Anstieg der versuchten Betrügereien von rund zehn Prozent, so Haug. Allerdings unterscheiden sich die Bereiche teils deutlich.
So waren zum Beispiel Meldungen über zweifelhafte Raub- oder Einbruchdiebstahlschäden rückläufig, bei gewerblichen Leitungswasserschäden verzeichnete die Allianz hierzulande hingegen eine Zunahme von rund 25 Prozent. Im letzteren Fall lautet ein beliebtes Motiv für Betrug so: Wasser hat vorgeblich Saisonware zerstört, die aufgrund der Corona-Beschränkungen in den Läden nicht verkauft werden konnte. Auch in der Kfz-Versicherung wurde nach Angaben des Versicherers ein Anstieg der Betrugsversuche von rund zehn Prozent festgestellt – in der Allgemeinen Haftpflicht ist sogar die Rede von rund 20 Prozent.
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Insgesamt entfallen mehr als 50 Prozent der aufgedeckten Betrugsversuche auf den Kfz-Bereich, gefolgt von der Sachversicherung mit rund 30 Prozent sowie der Haftpflichtversicherung mit gut 20 Prozent. „Nach wie vor beliebt bei den Betrügern sind abgesprochene oder provozierte Verkehrsunfälle“, schildern die Schadenexperten der Allianz. Auch mittels digitaler Technik gelinge es den hauseigenen Betrugsabwehrspezialisten allerdings immer öfter, einen provozierten Unfall nachzuweisen und so den ehrlichen Kunden zu entlasten.
Wie Manipulationsversuche aufgedeckt werden
„Durch das Auslesen und die Auswertung elektronischer Fahrzeugdaten wie zum Beispiel den Lenkwinkel oder die Geschwindigkeit können absichtlich herbeigeführte Unfälle erkannt werden“, erklärt Christoph Lauterwasser, Geschäftsführer des Allianz Zentrum für Technik (AZT). Das Zentrum dient nicht zuletzt dafür, die Betrugsaufklärung mit technisch-wissenschaftlichen Methoden zu verbessern. Neben den Daten aus den Fahrzeugsteuergeräten können beispielsweise auch Bild- und Videodateien herangezogen werden, um den Unfallhergang zu rekonstruieren und Manipulationsversuche aufzudecken.
Ein wachsendes Problem für die Versicherer besteht darin, dass das Fortschreiten der digitalen Technik nicht nur bei der Betrugsabwehr hilft – sie öffnet auch Betrügern „völlig neue Möglichkeiten der Schadenmanipulation“, wie es bei der Allianz heißt. Zum Beispiel könne durch den Einsatz von Bildbearbeitungsprogrammen oder von digitalem Identitätsmissbrauch ein Schaden konstruiert werden, der in der Realität nie so entstanden sei. „Das Betrugsgeschehen wird sich daher immer mehr in den virtuellen Raum verlagern“, erwartet Allianz-Vorstand Haug. Er geht daher davon aus, „dass bis 2030 jeder fünfte Versicherungsbetrug virtuell stattfinden wird“.
Sorge vor wachsendem virtuellen Betrug
„Versicherer müssen sich daher noch stärker mit virtuellem Betrug auseinandersetzen“, lautet eine Erkenntnis der Münchner. Die Allianz habe deshalb schon vor zwei Jahren das Team der Betrugsabwehrspezialisten erweitert. „In 2020 konnten wir unrechtmäßige Auszahlungen im dreistelligen Millionenbereich verhindern“, berichtet Allianz-Mann Haug. Die regelmäßige interne und externe Fortbildung mit kriminologisch geschulten Experten sowie ein länderübergreifender Austausch zur Betrugserkennung sicherten Haug zufolge „den hohen Spezialisierungstand der Betrugsabwehr in der Allianz Deutschland“.
Zugleich betont er, dass Versicherungsbetrug kein Kavaliersdelikt sei, sondern eine Straftat gegen die der Versicherer mit einer „Null-Toleranz-Strategie“ vorgehe. Umgekehrt gilt, dass die Kunden der Allianz „bis auf ganz wenige Ausnahmen“ ehrlich seien, so Haug. Und die ehrlichen Kunden erwarteten im Schadenfall „eine schnelle und unkomplizierte Zahlung, aber auch eine funktionierende Betrugsabwehr“.
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