- Von Redaktion
- 04.08.2021 um 17:44
Bis zu 5 Milliarden Euro geschätzte Schadensumme, über 100.000 Schadenmeldungen und tausende Einzelschicksale: Das Hochwasser und die Unwetter im Juni und Juli haben Deutschland in einem lange nicht gekannten Ausmaß getroffen. Seit dem Hochwasser 2013 in Grimma hat kein Naturereignis für derart große Schäden gesorgt und seit 2002 gab es kein so schadenträchtiges Jahr.
Die Wetterextreme haben schon lange vorher zugenommen und die Auswirkungen des Klimawandels sind inzwischen auch in Europa spürbar: Ungewöhnlich trockene Sommer wechseln sich mit extrem feuchten ab. Zahlreiche vom Weltklimarat IPCC analysierte wissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass es zukünftig in vielen Regionen zu mehr Sturzfluten und Flussüberschwemmungen kommen dürfte.
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Die Versicherungsbranche gehört zum Krisenstab
Hochwasser und Waldbrände sind Phänomene, die schon immer passiert sind, sich aber mit steigendem CO2-Ausstoß häufen. Besonders betroffen sind Menschen, die an Flüssen, in Tälern oder in der Nähe von Waldgebieten Eigentum haben und dort leben. Ein potenzielles Risikogebiet. Dennoch haben nur rund 46 Prozent der Eigentümer in Deutschland eine Elementarversicherung abgeschlossen, die in solchen Schadenfällen hilft. Neben der Wohngebäude- und Haftpflichtversicherung, die einen Teil abdecken können, ist eine solche Versicherung oft die Rettung für Geschädigte.
Nicht zuletzt aufgrund der Häufigkeit von Extremwetter-Ereignissen wird aktuell über eine verpflichtende Elementarversicherung debattiert. Die Versicherungen sind logischerweise erster Ansprechpartner vieler Betroffener. Wenn ein Versicherungsschutz besteht, senden diese schnellstmöglich Hilfe. Die Versicherungen gehören somit also unvermeidlich zum Krisenstab und müssen eine reibungslose Infrastruktur aufsetzen, um ihrem Leistungsversprechen nachzukommen.
Analoge Arbeitsweise nicht ausgelegt für solche Ereignisse
Solche extremen Ereignisse stellen die Versicherungen und alle Beteiligten jedoch vor große Herausforderungen. Nicht nur durch den Zeitpunkt, sondern auch durch die benötigten Ressourcen. Es bedarf menschlicher Expertise in Form von Sachverständigen, Regulierern und Vertrieblern, um das Schadenbild zu erfassen und die Regulierung in diesen Schadenkategorien anzustoßen. Oftmals entscheiden die ersten 72 Stunden über das tatsächliche Ausmaß des Schadens – und über Sanieren oder Abreißen.
Die Vielzahl der Schäden in solch kurzer Zeit sorgt für eine erhöhte Nachfrage und gesteigerte Ansprüche aufgrund der außergewöhnlichen Situation bei den Versicherten. Schnelligkeit bei der Schadenaufnahme ist deshalb essenziell. Dazu gehört eine möglichst effiziente Einsatzplanung der Regulierer, eine gute Unterstützung bei der Schadenaufnahme und -kalkulation sowie die schnelle Übermittlung der aufgenommenen Daten. Oftmals hakt es aber aufgrund der analogen Arbeitsweise und der fehlenden Übersicht über die Regulierer gleich zu Beginn des Prozesses.
Digitale Lösungen können schnell helfen
Generell sollte in jedem Schadenfall eine schnelle und unbürokratische Hilfe angeboten werden können. Durch eine erhöhte Schadenfrequenz unter solch extremen Umständen mit Geschädigten, deren Häuser und Wohnungen gänzlich unbewohnbar geworden sind, ist es jedoch sogar die Pflicht der Versicherungen, diese sicherzustellen. Es beginnt mit einem schnellen Termin zur Schadenaufnahme. Durch gezielte Steuerung der Sachverständigen kann nicht nur Struktur hineingebracht, sondern auch mit der Schadensaufnahme schneller begonnen werden.
Mithilfe von mobiler Technologie kann effizienter gearbeitet werden, Regulierer und Sachverständige können direkt mehrere Schäden am Tag aufnehmen. Die Verarbeitung der standardisierten digitalen Schadenberichte wird beschleunigt und so auch die Rückmeldung an den Versicherten. In der Folge können eine erste Vorauszahlung oder erste Handwerksarbeiten schneller veranlasst und so den Geschädigten verbindliche Hilfe zugesprochen werden.
Je komplexer und größer die Herausforderung, umso wichtiger ist eine digitale Infrastruktur und Arbeitsweise, die den zuständigen Personen die Möglichkeit gibt, sich auf ihre Kernkompetenz zu fokussieren. Innovative Technologie hilft bei der schnelleren Abwicklung von Schäden, sorgt für eine bessere Verfügbarkeit von Expertise für Endkunden und ermöglicht, die Vielzahl an Schäden mit hoher Qualität zu verarbeiten. So kann die Versicherung zukünftig ihrem Leistungsanspruch und ihrer Rolle als Mitglied des Krisenstabs gerecht werden und zuverlässig und kompetent agieren, um einen echten Mehrwert zu liefern.
Der Autor:
Nils Mahlow ist Geschäftsführer und Gründer des Software-Unternehmens Claimsforce. Das Hamburger Insurtech hat sich auf „Smart Claims Management“ spezialisiert. Das Unternehmen bildet nach eigenen Angaben Prozesse des Schadenmanagements digital ab und sorgt für den effizienten Einsatz der Regulierer. Gleichzeitig würden durch die Analyse von Schadendaten Kosten optimiert. Das Unternehmen verfügt über ein eigenes Regulierer-Netzwerk und ist Kooperationspartner im Bereich Expert-Schäden verschiedener Versicherungsunternehmen.
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