- Von Sabine Groth
- 01.09.2021 um 11:16
Wie viel Fluktuation ist für ein mittelständisches Unternehmen gesund?
Gunther Wolf: Bei Fluktuation ist nicht Quantität, sondern Qualität entscheidend. Gut ist, wenn inkompetente, leistungsunwillige Mitarbeiter gehen und engagierte, kompetente neue Leute kommen. Wenn ich aber nur gute Leute habe und diese dort einsetze, wo sie sich am besten entfalten können, kann man auf Fluktuation verzichten. Frischen Wind können auch motivierte Mitarbeiter ins Unternehmen bringen.
Eine Null-Fluktuationsrate hat in der Realität aber wohl kaum ein Unternehmen. Welche Rolle spielt der Fachkräftemangel?
Der Fachkräftemängel ist gerade für kleine und mittelständische Unternehmen, die KMU, existenzgefährdend. Es treten schon jetzt viel mehr Menschen aus dem Arbeitsmarkt aus als ein. Das wird sich verschärfen, wenn die geburtenstärksten Jahrgänge in rund zehn Jahren in Rente gehen. Derzeit haben wir 1,5 Millionen offene Stellen, Tendenz steigend. Der Wettbewerb um die besten Kräfte wird mit immer härteren Bandagen geführt. Wer kein engagiertes Personal findet, verärgert eventuell Kunden durch Qualitätsmängel oder muss Aufträge ablehnen. Aktuelle Umfragen zeigen, dass große Unternehmen und auch die öffentliche Hand hoch in der Gunst der Bewerber stehen. Konzerne haben allein durch Verrentung hohen Nachbesetzungsbedarf und können eine ganze Region leersaugen. KMU werden wohl zu den Verlierern zählen.
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Was können Mittelständler tun?
Zumindest regional eine hohe Attraktivität als Arbeitgeber erwerben. Das Potenzial dazu hat jedes KMU. Unternehmen legen oft Wert auf Mitarbeitergewinnung, Fluktuationsraten zu begrenzen ist nicht so sexy. Diese Einstellung kostet viel Geld.
Wie teuer ist Fluktuation?
Hierzu machen wir regelmäßig Studien, bei denen Unternehmen mithilfe eines Online-Tools die bei ihren Fluktuationsfällen entstandenen Kosten erfassen. In der aktuellen Studie, die demnächst veröffentlicht wird, liegen die Mindestkosten für einen Fluktuationsfall im Schnitt bei knapp 50.000 Euro.
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