- Von Juliana Demski
- 25.08.2021 um 07:12
Der Wirtschaftsprüfer Deloitte hat 400 deutsche Führungskräfte sowie 100 Landtagsabgeordnete zu ihrer Sicht in Sachen Cyber-Sicherheit befragt. Das Ergebnis: 77 Prozent bewerten Datenbetrug als größtes Cyber-Risiko, gefolgt von Computerviren und Schadsoftware mit 76 Prozent. Fragt man jedoch nur die Wirtschaftsvertreter, so ist die Risikoeinschätzung tendenziell noch etwas höher.
„Cyber-Risiken können existenzvernichtend sein“
Gelassenheit beim Thema Homeoffice
Corona hat das Risikobewusstsein gestärkt. Denn mit der hohen Anzahl der IT-Systeme im Homeoffice, ihrer Verbindung miteinander und mit dem Unternehmensnetz sowie mit der verstärkten Nutzung von Kollaborationstools wächst auch der Bedarf an wirksamem Schutz. 34 Prozent der befragten Wirtschaftsführer geben an, die Cyber-Sicherheit habe durch die Corona-Krise in ihrem Unternehmen an Bedeutung gewonnen.
82 Prozent der Wirtschaftsvertreter und 52 Prozent der Abgeordneten berichten davon, spezielle IT-Sicherheitsmaßnahmen im Homeoffice getroffen zu haben. Dazu gehören beispielsweise die Durchführung von Schulungen, die Installation spezieller Sicherheitssoftware oder die Sperrung bestimmter Anwendungen für die Mitarbeitenden. Das Risiko, das von Beschäftigten im Homeoffice ausgeht, wird insgesamt als eher gering eingeschätzt. 71 Prozent der Führungskräfte aus der Wirtschaft und 84 Prozent der Abgeordneten halten die Risiken für weniger groß oder sehen kein zusätzliches Risiko. Gleichzeitig haben 34 Prozent der Wirtschaftsführer und 22 Prozent der Abgeordneten Zweifel am Risikobewusstsein ihrer Mitarbeitenden.
In Sachen Videokonferenztools beurteilen 67 Prozent der Wirtschaftsführer und 59 Prozent der Abgeordneten das Risiko als weniger groß oder gar nicht groß. Allerdings bestehen bei 56 Prozent der Abgeordneten und bei 48 Prozent der Führungskräfte aus der Wirtschaft Vorbehalte gegenüber Videokonferenztools aus den USA hinsichtlich des Datenschutzes und der Datensicherheit.
Kooperation zwischen Unternehmen und Politik ist gewünscht
Angesichts dieser Situation wünschen sich sowohl die Unternehmen als auch die Politiker im Bereich Cyber-Sicherheit eine stärkere Zusammenarbeit. Knapp 80 Prozent sind der Meinung, der Austausch sei nicht ausreichend. Fast drei Viertel der Wirtschaftsführer (71 Prozent) fordern deshalb eine stärkere Zentralisierung staatlicher Stellen beim Thema Cyber-Sicherheit. Insbesondere große Unternehmen mit 1.000 und mehr Mitarbeitenden halten eine zentrale Anlaufstelle für wichtig oder sehr wichtig.
Die Wirtschaft sieht ihre Bedürfnisse durch die Politik im Bereich der Cyber-Sicherheit zudem nur ungenügend berücksichtigt; das geben gut zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) an. Aber auch ein Großteil der Abgeordneten (58 Prozent) fühlt sich nur weniger gut oder gar nicht gut über die Bedürfnisse der Wirtschaft informiert. Auskünfte zu Fragen der Cyber-Sicherheit erhalten die befragten Abgeordneten aus ihrem eigenen Umfeld. Sie verlassen sich daher insbesondere auf Informationen von Behörden, vom wissenschaftlichen Dienst des Bundestags oder aus den Fraktionen.
„Der derzeit noch nicht ausreichend funktionierende Austausch zwischen Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Forschung ist alarmierend“, betont Peter Wirnsperger von Deloitte Deutschland. „Nur mittels einer produktiven Kooperation können Risiken effektiv begegnet, etwaige Anreizsysteme und Förderprogramme attraktiv gestaltet und die Innovationskraft der Unternehmen und des Standorts Deutschland gestärkt werden.“
Soziale Medien mehrheitlich positiv bewertet
Weiter zeigt die Studie, dass die Führungskräfte aus mittleren und großen Unternehmen den sozialen Medien mehrheitlich positiv gegenüber stehen (58 Prozent). Und auch die Mehrheit der Abgeordneten (60 Prozent) sieht darin eher Chancen als Risiken für die Unternehmen beziehungsweise für die Politiker.
Weitere 15 Prozent sagen zudem, dass ihre Unternehmen bereits Opfer eines Shitstorms geworden sind. Überdurchschnittlich häufig betroffen sind große Unternehmen mit 1.000 und mehr Mitarbeitern (22 Prozent). Trotzdem verfolgen nur 55 Prozent aller befragten Unternehmen systematisch, was in entsprechenden Medien über sie berichtet wird. Bei Unternehmen, die in sozialen Medien eher Risiken als Chancen sehen, ist dies unterdurchschnittlich häufig der Fall (40 Prozent).
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