- Von Manila Klafack
- 21.09.2021 um 14:23
Viele Selbstständige haben während der Corona-Krise Einkommen eingebüßt. Mehr als ein Drittel von ihnen ist laut einer aktuellen Befragung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung betroffen. Zudem sei der Anteil der Selbstständigen, die sich Sorgen um ihre Beschäftigung und wirtschaftliche Existenz machen, um rund 50 Prozent höher als unter abhängig Beschäftigten.
Altersvorsorge wird in der Corona-Krise zuerst gekürzt
Arbeitsminister Heil will Selbstständige besser absichern
„Corona wird eine nachhaltige Wirkung haben“
Insbesondere Solo-Selbstständige, die ohnehin oft unter prekären Bedingungen arbeiten, habe die Krise schwer belastet. „Die Erfahrung mit der Pandemie verdeutlicht, dass der Mangel an sozialer Absicherung für Selbstständige eine schwerwiegende und folgenreiche Lücke in den Sozialversicherungssystemen darstellt“, heißt es in der Studie.
Ein Drittel der Befragten habe den zeitlichen Umfang der Selbstständigkeit in der Corona-Krise reduziert. Über 40 Prozent der Betroffenen machen dafür „betriebliche Gründe“ verantwortlich, also zum Beispiel Auftragseinbrüche oder Lieferengpässe. Zwei Drittel derjenigen, die ihre selbstständige Tätigkeit zurückgefahren haben, führen, so die Umfrage, gesetzliche Vorgaben aufgrund der Corona-Pandemie an.
Corona-Krise führt bei Arbeitnehmern und Selbstständigen zu Einbußen
Mehr als jeder fünfte Selbstständige musste demnach wegen Corona-bedingter Einschränkungen seine Tätigkeit reduzieren. Demgegenüber blieb bei 55 Prozent der zeitliche Umfang ihrer Tätigkeit unverändert, 13 Prozent berichten von mehr Arbeit.
Dass sich die Corona-Krise negativ auf das Einkommen ausgewirkt hat, bejahen 21 Prozent der abhängig Beschäftigten und 37 Prozent der Selbstständigen in der Befragung des WSI. Unter den Solo-Selbstständigen seien es sogar 44 Prozent. Der Anteil derjenigen mit weniger als 1.500 Euro netto im Monat habe sich verdoppelt. Am stärksten betroffen seien hier solo-selbstständige Frauen, von denen aktuell 33 Prozent weniger als 1.500 Euro verdienen. Von den solo-selbstständigen Männern fallen 18 Prozent in diese Kategorie.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Corona-Krise die sozialen Nöte vieler Solo-Selbstständiger weiter verschärft hat, stellen die Autoren Karin Schulze Buschoff und Helge Emmler fest. Um diese Nöte zu lindern, plädieren sie dafür, eine „sozialversicherungsrechtliche Gleichbehandlung von Selbstständigen und abhängig Beschäftigten“ anzustreben.
Der Arbeitgeberanteil könnte aus Steuermitteln kommen
Konkret sei eine allgemeine Altersvorsorgepflicht dringend nötig, und zwar in der gesetzlichen Rentenversicherung. Der fehlende Arbeitgeberanteil bei Selbstständigen lasse sich zum Teil durch Zuschüsse aus Steuermitteln kompensieren, so der Vorschlag. Bei der Krankenversicherung brauche es Beiträge, die sich am realen Einkommen orientieren. Im Hinblick auf die Arbeitslosenversicherung wäre nicht nur eine weitere Öffnung für Selbstständige wünschenswert, sondern eine Versicherungspflicht, um eine „negative Risikoselektion zulasten der Versicherungsgemeinschaft“ zu verhindern.
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