- Von Redaktion
- 28.09.2021 um 09:11
Wenn in der Bewältigung der Corona-Pandemie die Aufrufe zur Solidarität bei den bisher Ungeimpften nicht ausreichen, müssten Versicherer darüber nachdenken, „möglicherweise Tarife nach Impfstatus“ unterscheiden. Das jedenfalls kann sich Norbert Rollinger, Vorstandsvorsitzender der R+V Versicherung, vorstellen, wie er in einem Interview mit dem Online-Portal T-Online sagt (wir berichteten).
Den BU-Leistungsfall durch Präventionsbausteine vermeiden
Warum Fett nicht fett macht
Doch genau das ist der falsche Weg, entgegnet Gesundheitsexperte Joachim Haid in einem Kommentar. „Grundsätzlich und nicht erst beim Thema Impfen empfehle ich, gesundheitsbewusstes Verhalten zu belohnen, statt ungesundes zu sanktionieren. Dabei besteht gesundheitsbewusstes Verhalten aus viel mehr als dem Impfstatus.
In der Krankenversicherung nicht länger den BMI nutzen
Zum Beispiel berücksichtigen Versicherer noch immer den Body-Mass-Index (BMI), ohne die eigentliche Körperzusammensetzung zu beachten. Dabei weiß doch mittlerweile jeder, dass im Vergleich zweier Menschen mit dem gleichen BMI nicht beide die gleichen gesundheitlichen Risiken tragen. Der eine erreicht bei einer bestimmten Körpergröße dieses Gewicht durch Muskeln. Er achtet auf sich und seine Ernährung.
Der andere bewegt sich kaum, ernährt sich eher ungesund und bringt aufgrund von mehr Fett das gleiche Gewicht bei gleicher Körpergröße auf die Waage. In der Betrachtung der Versicherer werden jedoch beide gleichbehandelt. Das ist ein bereits lange bestehender Miss-Stand, über den die Vorstände der privaten Krankenversicherer vor einer Sanktion gegen Impfverweigerer nachdenken sollten. Die Folgekosten von Übergewicht sind hinlänglich bekannt.
Blutfettwerte sind nicht gleich Blutfettwerte
Eine weitere Idee wäre, bei Blutuntersuchungen nicht nur das Gesamtcholesterin und den Triglyzeridwert heranzuziehen. Wie wäre es stattdessen, das Verhältnis der Fettsäuren zueinander zu beachten. Denn wie die Cholsterinwerte HDL und LDL, LDLox und die LDL-Unterfraktionen sich zueinander verhalten, ist hinsichtlich der Einschätzung der Risiken von kardiovaskulären Erkrankungen viel aussagekräftiger als das Gesamtcholesterin.
Zudem wird die individuelle Nährstoffversorgung bei Krankenversicherungen überhaupt nicht berücksichtigt – auch nicht, wie sich eine schlechte Versorgung auf das Impfen auswirken könnte. Denn ohne entsprechende Versorgung des Immunsystems mit Eiweiß, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen, können Impfungen gar nicht optimal wirken. Für die Produktion und Ausbildung von Antikörpern und T-Zellen, die wiederum das Ziel einer Impfung sind, sind die Mikronährstoffe essenziell.
Andersherum ist mit einer optimalen Versorgung das Immunsystem insgesamt bereits deutlich kompetenter gegenüber Viren, ganz unabhängig vom Impfstatus. Hier könnte beispielsweise ein Bonus-System eingeführt werden: Wer den Nachweis einer optimalen Versorgung erbringt, erhält einen deutlich spürbaren Prämiennachlass. Belohnungen wirken in der Regel deutlich besser und nachhaltiger als Strafen.“
0 Kommentare
- anmelden
- registrieren
kommentieren