- Von Lorenz Klein
- 16.11.2021 um 16:25
Jürgen Gros, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), hat es als „realitätsfremd“ bezeichnet, dass „Teile der künftigen Ampelkoalition“ planten, die Provisionsberatung durch die Honorarberatung zu ersetzen (wir berichteten). „Ein Ende der Provisionsberatung würde viele Sparerinnen und Sparer de facto von Beratungsleistungen ausschließen“, sagte Gros am Freitag in München. „Wer so einem Systemwechsel zur Honorarberatung das Wort redet, treibt die Kunden von den beratenden Banken hin zu digitalen Anbietern, die keine Beratungsleistung erbringen.“
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„Das glatte Gegenteil von Verbraucherschutz“
Nicht jeder könne und wolle sich, insbesondere bei niedrigen Anlagebeträgen, Honorarberatung leisten, so der GVB-Präsident. In der Folge seien die Menschen „sich selbst und beratungsfreien digitalen Angeboten überlassen“. Das sei „das glatte Gegenteil von Verbraucherschutz“, konstatierte Gros.
Zudem bezeichnete er es als „weltfremd“, wenn er die Argumentation höre, dass Beratung für Verbraucher dann nicht teurer würde. „In einem freien Markt muss es den Kundinnen und Kunden überlassen bleiben, wofür sie sich entscheiden. Ständige staatliche Bevormundung bringt kein Mehr an Verbraucherschutz“, so der GVB-Präsident weiter. „Anstatt einen Helikopterstaat zu pflegen, sollte es Verbraucherinnen und Verbrauchern freigestellt bleiben, ob sie sich für Provisions- oder Honorarberatung entscheiden“, ergänzte Gros.
Kritik kommt auch vom Sparkassenverband
Widerstand gegen eine womöglich stärkere politische Hinwendung zur Honorarberatung zulasten der Provisionsberatung kommt auch vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV). „Wenn ein Kleinanleger für eine Erstberatung von zwei Stunden erst einmal die tatsächlichen Kosten von durchschnittlich 360 Euro als Honorar auf den Tisch legen muss, nehmen die meisten keinerlei Beratung mehr in Anspruch“, sagte DSGV-Präsident Helmut Schleweis der Deutschen Presse-Agentur. Eine solche Vorgabe schließe große Teile der Bevölkerung vom Zugang zu guter Beratung aus und sei deshalb unsolidarisch, betonte Schleweis.
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