Nur 18 Prozent der Versicherer verfügen laut Capgemini sowohl über die technologische Kompetenz als auch über die Unternehmenskultur und die Verhaltensmuster, um datengetriebene Programme erfolgreich einzusetzen. © picture alliance / Zoonar | Alexander Limbach
  • Von Lorenz Klein
  • 27.01.2022 um 15:37
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Je mehr Daten Versicherer auswerten können, desto besser können sie Risiken angemessen erfassen, bewerten und managen – doch bislang bezeichnen nur vier von zehn Gesellschaften ihre Preisgestaltung und ihr Underwriting als datengetrieben, wie eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung Capgemini ergab. Und die Kluft droht sich weiter zu vergrößern.

Versicherer, die in der Lage sind, große Mengen Daten zu verarbeiten und daraus die richtigen Entscheidungen abzuleiten, sind langfristig ihren Mitbewerbern überlegen, die das noch nicht zu leisten vermögen. Eine aktuelle Studie (Download hier), zu der 510 Führungskräfte aus 204 großen Versicherungsunternehmen (mit mindestens einer Milliarde US-Dollar Umsatz) in weltweit 13 Ländern befragt wurden, zeigt nun, dass ein solch datengetriebener Ansatz in der Branche höchst unterschiedlich ausgeprägt ist – und die Kluft zwischen den Anbietern droht weiter zu wachsen.

Vorreiter seien hier die großen Versicherer, während viele kleinere Häuser in ihrer IT-Landschaft erst noch die nötigen Voraussetzungen dafür schaffen müssten, berichtet Joachim Rawolle, IT-Experte für Banken und Versicherungen bei der Unternehmensberatung Capgemini, auf Basis der hauseigenen Studie.

Wie Versicherer wettbewerbsfähig bleiben

Demzufolge werden nur jene Versicherer in der Lage sein, die steigenden Kundenerwartungen an Komfort, individuelle Beratung und dynamische Preisgestaltung zu erfüllen, die mit Echtzeit-Datenquellen wie Telematik, Wearables und Social-Media-Daten umzugehen wissen, so die These der Berater. Diese von den Studienautoren als „Insurance Data Masters“ bezeichneten Vorreiter seien in ihrem Wettbewerbsumfeld „sehr gut aufgestellt und können mit Insurtechs konkurrieren, die fähig sind individuelle Einblicke zu erlangen.“ Und was ist mit den anderen, die noch nicht so weit sind?

Nun, während mehr als 90 Prozent dieser „Data Masters“ sich über gestiegene Prämieneinnahmen, eine verbesserte Schaden-Kosten-Quote und stärkere Net-Promoter-Scores freuen können, trifft das bei den „Nicht-Data-Masters“ nur auf jeden zweiten Versicherer zu. Als die wichtigsten Merkmale, die einen „Data Master“ auszeichnen verweisen die Berater auf drei wesentliche Punkte: 92 Prozent verfügen über ein zentrales Governance-Modell, 62 Prozent arbeiten mit Insurtechs zusammen und 97 Prozent haben offene Programmierschnittstellen (APIs) geschaffen, um Dritten Zugang zu ihren Daten zu ermöglichen.

„Klassische Versicherer müssen zunehmend mit Konkurrenz von Insurtechs, Big Techs und Herstellern rechnen“, fasst Rawolle die Herausforderung der Branche zusammen. „Um wettbewerbsfähig zu bleiben, brauchen sie einen datenbasierten Ansatz, der ihnen hilft, Marktanteile zu halten, Schlüsselkennzahlen zu verbessern und präzise Risikoanalysen zu erstellen.“

Größenvorteile machen sich deutlich bemerkbar

Das Problem: Nur 18 Prozent der Versicherer verfügen laut Capgemini sowohl über die technologische Kompetenz als auch über die Unternehmenskultur und die Verhaltensmuster, um datengetriebene Programme erfolgreich einzusetzen und Wettbewerbsvorteile aus den wachsenden Datenvolumina zu ziehen. Diese besagten „Data Masters“ sind laut der Studie deutlich größer als ihre Wettbewerber. So erwirtschafteten die meisten von ihnen einen Umsatz von über 20 Milliarden US-Dollar.

Im Rahmen der Studie „Insurance Data Masters Report 2022“ wurden Capgemini zufolge 510 Führungskräfte aus 204 Versicherungsunternehmen befragt – aus jedem Unternehmen ein Datenspezialist und eine Führungskraft für jede Geschäftssparte.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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