- Von Lorenz Klein
- 03.03.2022 um 14:25
Die Zahl der im sogenannten Notlagentarif der privaten Krankenversicherung (PKV) versicherten Personen ist auf den niedrigsten Stand seit Einführung des Tarifs im Jahr 2013 gesunken. Das gab der PKV-Verband am Donnerstag bekannt.
Danach befanden sich zum Jahresende 2021 insgesamt 83.500 Versicherte in diesem brancheneinheitlichen Tarif. Das entspreche einem Rückgang von rund 4.600 Versicherten beziehungsweise 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr, so dass sich insgesamt weniger als 1,0 Prozent aller PKV-Versicherten im Notlagentarif befänden. Den bisherigen Höchststand verzeichnete der PKV-Verband nach eigenen Angaben kurz nach dem Start des Sozialtarifs zum Jahresende 2014 mit damals 114.400 Versicherten.
Große Koalition plant Reform des Notlagentarifs
Notlagentarif der PKV mit großem Zulauf
„Die Entwicklung zeigt, dass der Notlagentarif – wie vom Gesetzgeber beabsichtigt – den Betroffenen hilft, ihre vorübergehende Notlage zu überwinden und ihre Schulden zu tilgen“, heißt es verbandsseitig. Eine Prognose der Bundesregierung, wonach bis zu 290.000 der etwa eine Million privatversicherten Selbstständigen infolge der Corona-Krise Grundsicherung beziehen könnten – und folglich ihre regulären Krankenversicherungsbeiträge nicht mehr bezahlen könnten, habe sich somit nicht bewahrheitet, so der Verband. Dass dieses Szenario „nicht ansatzweise“ eingetreten sei, ist laut Verband auch auf die schnellen Hilfsangebote der Krankenversicherer zurückzuführen, wie etwa Stundungsvereinbarungen.
Notlagentarif – was er kostet, was er leistet
Beim Notlagentarif handelt es sich nicht um einen PKV-Tarif im eigentlichen Sinn, sondern um einen speziellen Tarif für Beitragsschuldner: Wer seinen Beitragsrückstand nach zweimaliger Mahnung des Versicherers nicht begleicht, wird dorthin automatisch umgestuft. Das hat zur Folge, dass der ursprüngliche Versicherungsschutz erst einmal ruht. Die Versicherten können während dieser Zeit nur Akuterkrankungen behandeln lassen, außerdem besteht ein Leistungsanspruch bei Schmerzen sowie rund um Schwangerschaft und Geburt.
Der Beitrag fällt dementsprechend mit durchschnittlich 120 Euro deutlich geringer aus als der vorherige Tarifbeitrag. Betroffenen sollen dadurch „schneller die Chance haben, ihre Schulden abzuzahlen und danach wieder in ihren Normaltarif zurückzukehren“, erläutert der PKV-Verband das Prinzip. Die durchschnittliche Verweildauer im Notlagentarif lag demnach im Jahr 2021 bei 22 Monaten.
Branche fordert Öffnung des PKV-Standardtarifs
Zugleich wirbt der Branchenverband auch weiterhin dafür, dass der Gesetzgeber den sogenannten PKV-Standardtarif auch für alle seit 2009 neu Privatversicherten öffnet. „Dieser bewährte PKV-Sozialtarif könnte gerade für ältere Selbstständige eine große Beitragsentlastung ermöglichen“, hieß es. Der durchschnittliche Zahlbetrag im Standardtarif liege bei etwa 390 Euro. Der PKV-Verband fordert deshalb, den „gut funktionierenden Standardtarif“ jetzt auch für alle jüngeren Privatversicherten zu öffnen, die sonst mit dem weniger leistungsstarken Basistarif vorliebnehmen müssen. Dieser Forderung habe sich auch der Bund der Versicherten (BdV) angeschlossen, betonte der PKV-Verband.
So viele Menschen sind im Standard- und Basistarif
Und so hat sich die Nachfrage nach dem Standardtarif sowie dem Basistarif zuletzt entwickelt. In beiden Tarifen habe es einen leichten Anstieg der Bestände gegeben, erklärte der Verband: 2021 waren 53.900 Menschen im Standardtarif versichert, das sind 1.300 mehr als im Vorjahr (2,5 Prozent). Der PKV-Basistarif verzeichnete 34.300 Versicherte, was einem Plus von 700 entspricht (2,1 Prozent). Insgesamt befinden sich in diesen beiden Sozialtarifen etwa ein Prozent aller Privatversicherten, so der Verband.
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