- Von Lorenz Klein
- 16.03.2022 um 15:51
Die privaten Krankenversicherer in Deutschland haben ihre digitalen Gesundheitsservices im zweiten Corona-Jahr 2021 deutlich ausgebaut und insgesamt um 20 Prozent gesteigert. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Strategie- und Managementberatung Zeb, die 29 Anbieter privater Krankenversicherungen zu Anfang des Jahres näher untersucht hatte.
Während die Studienautoren im Rahmen der Ersterhebung im Jahr 2020 insgesamt 304 Services verzeichneten, waren es Anfang 2022 insgesamt schon 365. Am stärksten stieg demnach das Angebot akuter Services für PKV-Kunden mit 38 Prozent, was einer Zunahme um 26 Angebote entspricht. Es folgen präventive Services mit einem Wachstum von 28 Prozent beziehungsweise einem Plus von 16 Angeboten. Aber auch allgemeine Services der PKV-Anbieter sind laut ZEB-Studie gewachsen – hier kamen 19 Angebote hinzu, was einem Plus von 11 Prozent entspricht.
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Allgemeine Services wie Rechnungs-Apps oder Gesundheitsportale seien inzwischen weitläufig in der Branche etabliert, berichtet Studienautor Kilian Gundlach. Felder wie die Telemedizin oder Services rund um Zweitmeinungsangebote verzeichneten wiederum einen „nach wie vor soliden Anstieg“. Deutlich stärker wuchsen demnach präventive und akute Services wie etwa Angebote rund um Schlafstörungen oder Ernährung. „Diese wurden vor allem über Kooperationspartner und Netzwerke ausgebaut und dürften auch in Zukunft an Bedeutung zunehmen“, prognostiziert Gundlach.
Die Branche setze damit sie ihren Weg vom Abrechner von Gesundheitskosten hin zum lösungsorientierten Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen ungebrochen fort, lautet die Einschätzung der Autoren. Getragen werde dieser Trend vor allem durch die Big Player im Markt sowie eine Gruppe von innovativen mittelständischen Akteuren.
Was die „Slow Mover“ nun anpacken müssen
So seien die Haupttreiber der neuen Angebote die „Top-PKV-Anbieter“ der Branche mit durchschnittlich 2,6 neuen Services seit 2020. Die Gruppe „mittelständischer Challenger“ verzeichnete einen Anstieg von durchschnittlich 2,3 zusätzlichen Services – nach absoluten Zahlen liegen sie damit gleichauf mit den Großen der Branche.
Zugleich habe sich der Abstand der Nachzügler zum Marktumfeld vergrößert, konstatieren die Autoren, die auch die Gruppe der „Slow Mover“ eingehend analysiert haben. Die Unternehmen aus dieser Gruppe seien seit dem Jahr 2020 im Durchschnitt kaum gewachsen, was digitale Serviceangebote angehe. „Auch wenn es einigen gelang, die Gesundheitsservices für die eigenen Kunden beachtlich auszubauen, ist der Anstieg um durchschnittlich einen Service zu gering, um auf Dauer mithalten zu können“, heißt es seitens der Autoren.
PKV-Anbieter seien vor allem dann erfolgreich, „wenn sie ihre Gesundheitsservices mithilfe eines ganzheitlichen Leistungsmanagements gesteuert haben“, wie Zeb-Manager Mirko Theine sagt. Entscheidend sei hier nicht die Anzahl der Services, sondern vielmehr ihr gezielter Einsatz. Und das macht aus Theines Sicht „Hoffnung für die bisherigen Slow Mover der PKV-Branche“. Ihnen könne es mit den richtigen Stellhebeln gelingen, „zum Kern der Branche“ aufzuschließen und wieder nachhaltig an Attraktivität für ihre gesundheitsbewussten Kunden zu gewinnen, so Theine.
Weitere Details und Zahlenmaterial zur Zeb-PKV-Studie 2022 sind hier abrufbar.
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