- Von Lorenz Klein
- 28.04.2022 um 15:27
Informationslücken und unbeantwortete Fragen erschweren Umsetzung – so lautet eine Kernerkenntnis, die der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) aus einer aktuellen Online-Umfrage zum Thema Nachhaltigkeit gezogen hat, an der auch das German Sustainability Network (GSN) beteiligt war. Demnach zeigen sich drei Viertel der rund 300 befragten Versicherungsvermittler (davon 83 Prozent gebundene Vermittler), am „Themenkomplex Nachhaltigkeit“ interessiert. Jedoch bestehen hier zugleich noch „Informationsdefizite und Unsicherheiten“, wie der BVK auf Basis der Umfrage mitteilte.
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„Neugierde und eine volle Überzeugung, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, sind handlungsleitendes Motiv“, hebt der BVK den positiven Aspekt der Umfrageergebnisse hervor. Demnach geht die „überwiegend intrinsische Motivation“ der befragten Vermittlerinnen und Vermittler Hand in Hand mit der Einstellung, dass die Beschäftigung mit Nachhaltigkeit keineswegs als reine Pflichtübung angesehen wird. So bezeichnen 62 Prozent der Befragten das Interesse an Nachhaltigkeitsthemen als „selbstverständlich“ für die eigene Geschäftsstrategie – nur 15 Prozent stufen diese Berücksichtigung als „überflüssig“ ein.
Der Haken an der Sache: Die Umsetzung ins operative Geschäft gestaltet sich vielerorts mühsam. So gaben 62 Prozent der Befragten an, dass sie keine Selektion nachhaltigkeitsaffiner Zielgruppen vornehmen. Rund die Hälfte äußerte zudem, dass sie sich „nie oder selten mit der Weiterentwicklung des eigenen Geschäftsmodells in Bezug auf die Nachhaltigkeit beschäftigt“, wie es seitens des BVK heißt.
Stichtag 2. August – allmählich drängt die Zeit
„Die Umfrage zeigt, dass noch viel zu tun ist, bis die Umsetzungsfähigkeit sichergestellt ist“, kommentiert BVK-Präsident Michael Heinz die Stimmungslage in der Vermittlerschaft. Gelinge es aber, „den Blick auf die aus der Nachhaltigkeit resultierenden Chancen für die Vermittlerbetriebe zu schärfen, wäre mehr gewonnen, als jede weitere Regulierung bewirken könnte“, ist Heinz überzeugt.
Allmählich drängt die Zeit: Denn ab dem 2. August wird die IDD-Änderungsverordnung praxiswirksam. Sie verpflichtet alle Versicherungsvermittler, Kunden nach ihren Nachhaltigkeitspräferenzen zu befragen.
Vermittler warten auf „zuverlässige Informationen“
Dennoch gibt sich Timo Biskop, GSN-Fokusbereichsleiter für „Beratung & Vertrieb“, gelassen: „Die aktuelle Blitzumfrage stützt das Bild einer unsicheren Branche, das jedoch nicht überrascht.“ Biskop führt dies darauf zurück, dass die konkreten Merkmale für einen nachhaltigen Beratungsprozess noch nicht final seien – zumal auch die Produktzuordnung zu etwaigen Nachhaltigkeitspräferenzen „weiterhin mit Unsicherheit behaftet“ seien. Vermittlerbetriebe könnten daher noch gar nicht auf zuverlässige Informationen zurückgreifen, meint Biskop. Jedoch dürfe die Versicherungswirtschaft „keine Zeit verlieren, Wissensdefizite abzubauen. Das Ziel sollte sein, die Vermittler kurzfristig und soweit es geht aufzuklären, damit die Grundlagenarbeit bereits getan ist, wenn die konkreten Prozesse stehen“.
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