- Von Andreas Harms
- 15.06.2022 um 11:33
Die gestiegenen Zinsen für Baukredite und die Inflation hinterlassen Spuren im Kreditverhalten der Menschen. So beobachtet der Baufinanzierer Dr. Klein, dass seine Kunden ihre Kredite deutlich weniger forsch angehen als noch vor einem Jahr. Der durchschnittliche Tilgungssatz sank im Mai 2022 auf den tiefsten Stand seit Anfang 2014, nämlich auf 2,36 Prozent. Die Kennzahl gibt an, wie viel von der Kreditsumme die Kreditnehmer zu Beginn aufs Jahr gerechnet tilgen. Zusammen mit der Zinslast bildet der Tilgungssatz die Kreditrate (wie man die ausrechnet, erklären wir hier).
Bauzinsen steigen in Rekordtempo
Bei Immobilien braut sich was zusammen
Wie Baufinanzierer auf die höheren Zinsen reagieren sollten
Vor einem Jahr lag der Tilgungssatz im Schnitt noch bei 2,76 Prozent, also 0,4 Prozentpunkte höher. Auf einen Kredit über 300.000 Euro bezogen, betrüge der Unterschied damit in der Monatsrate genau 100 Euro. Das ist eine klare Reaktion darauf, dass die Zinslast gestiegen ist. Daraus ergibt sich der Trend, dass neue Kreditnehmer im Schnitt länger an ihren Schulden zu knabbern haben als noch jene, die vor einem Jahr abgeschlossen haben.
Parallel dazu ist der Kreditanteil beim Immobilienkauf gesunken. Brachten Hauskäufer im Mai 2021 noch 83,1 Prozent des Beleihungswerts per Kredit auf, beträgt dieser Anteil nun noch 79,8 Prozent. Heißt im Umkehrschluss, dass Hauskäufer wieder mehr eigenes Geld mitbringen. Dazu passt die Nachricht, dass die durchschnittliche Kreditsumme von 303.000 Euro vor einem Jahr auf nunmehr 296.000 Euro gesunken ist.
Und am Ende hat sich die Nachfrage nach Forward-Darlehen wieder etwas beruhigt. Das sind Kredite, mit denen man sich Zinsen für einen späteren Termin sichern kann – bis zu fünf Jahre im Voraus. Laut Dr. Klein liegt der Forward-Anteil am gesamten Kreditgeschäft bei knapp 8 Prozent, im Frühjahr waren es noch 10 Prozent, vor einem Jahr aber nur 6 Prozent.
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