Markus Hessen, b-tix Geschäftsführer © J. Rolfes/b-tix
  • Von Manila Klafack
  • 22.06.2022 um 11:39
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lesedauer Lesedauer: ca. 03:55 Min

Eine Software, die einem Makler sagt, dass der Kunde mit einer Wahrscheinlichkeit von 88 Prozent demnächst kündigen wird – das ist künftig möglich, meint Markus Heussen, Gründer und Geschäftsführer der Plattform b-tix. Warum miteinander verknüpfte Daten für die Versicherungsbranche immer wichtiger werden und welche Vorteile sich daraus für Vermittler und Kunden ergeben, schildert Heussen im Interview.

Pfefferminzia: Mit ihrer neuen Vernetzungsplattform b-OX LD erheben Sie den Anspruch auf eine vollkommen neue Art des Datenaustauschs – und damit der Kommunikation zwischen Kunde und Makler und Versicherer. Wie sieht das aus?

Markus Heussen: Das möchte ich gern mit einer Gegenfrage beantworten: Wie wäre es, wenn Ihnen als Makler eine Software sagt, dass sich zwei Kunden kennen und dass sich daraus neue Geschäfte ableiten lassen? Was wäre, wenn diese Software Ihnen auch sagt, dass der nächste Geschäftsvorfall Ihres Kunden mit einer Wahrscheinlichkeit von 88 Prozent eine Kündigung sein wird? Wenn sie Ihnen sagen würde, dass zu Ihrem Kunden eine Information beim Versicherer im Extranet liegt oder im Maklerverwaltungsprogramm oder in einem sozialen Netzwerk? Und wenn Sie direkt an die richtige Stelle springen könnten, um die Daten einzusehen, und die dort vorhandenen Prozesse auf diesen Daten auszuführen?

All das ist mit dem Ansatz der verlinkten Daten und unserer Plattform künftig möglich. Im Kern ist unsere Plattform seit jeher eine so genannte BiPRO-Middleware zwischen Makler und Versicherer, Assekuradeur oder Pool mit dem Ziel, die BiPRO-Datenkommunikation und -prozesse aus Vermittler- und Versicherersicht zu übernehmen, ohne dass man sich selbst mit dem Thema BiPRO auseinandersetzen muss. Jetzt haben wir unsere Plattform um eine neue Art der Datenverlinkung erweitert.

Warum ist es heute so wichtig, die Daten nicht nur zu sammeln, sondern sie auch in Beziehung zueinander zu setzen?

Besonders erfolgreiche Vermittler sind wahre Netzwerker in ihrem Kundenkreis. Sie wissen allerlei über ihre Kunden, kennen nicht nur Versicherungsverträge, Familienstand oder, ob ein Kunde in einem Haus oder einer Wohnung lebt. Sie kennen weitere Kontakte ihres Kunden, seine Probleme oder Leidenschaften und vieles mehr. Aus einigen dieser Kenntnisse lassen sich neue Informationen ableiten. Die b-OX LD ist eine Vernetzungsplattform und unterstützt den Makler hierbei. Sie bezieht Daten aus allen möglichen Quellen, die ihr zur Verfügung stehen, etwa per BiPRO, Maklerverwaltungsprogramm, Extranet von Versicherern und Pools und setzt sie miteinander in Beziehung. Daraus baut sie schließlich nach und nach ein kundenorientiertes Datennetz auf und ermöglicht datenbasierte Entscheidungen. Denn aktuelle Studien belegen, dass datengetriebene Unternehmen deutlich erfolgreicher sind als andere.

Für Sie geht es nicht mehr nur darum, Prozesse immer weiter zu optimieren, um die Digitalisierung umzusetzen. Das Nutzen der vorhandenen Daten bekommt einen größeren Stellenwert. Wieso?

Weil man durch Daten Zusammenhänge erkennen kann. Großkonzerne wie Google, Amazon und Co. wissen das längst und drängen Stück für Stück in den Versicherungsmarkt. Aus der Sicht dieser Unternehmen liegt der eigentliche Wert der Daten in deren Verknüpfung. Dieses Datennetz lässt sich zum Beispiel für eine investigative Recherche, für mehr Kundenzufriedenheit oder zur Vermeidung von Storno und für neues Geschäft nutzen. Die Versicherungsbranche hängt aus unserer Sicht im Vergleich zu anderen beim Thema Linked Data hinterher. Inzwischen arbeitet fast jede Webseite mit den Grundprinzipien hinter Linked Data, um zum Beispiel bei Google eine bessere Position im Ranking zu erzielen. Man webt für Menschen nicht sichtbare Informationen in eine Webseite hinein, um der Suchmaschine zu helfen, Daten besser zu verstehen. Dadurch wird eine Website zu einer Art Datenschnittstelle und man trägt indirekt dazu bei, das so genannte Web of Data aufzubauen. Das Internet wandelt sich seit Jahren zu einem Netz, das nicht länger nur für Menschen da ist, sondern für Maschinen. In diesem Internet bewegen sich Computerprogramme von einem Datensatz zum anderen und greifen auf verlinkte Daten zu, können sie immer besser verstehen und treffen datenbasierte Entscheidungen.

Warum reichen die bisherigen Datenquellen nicht aus, um den Vermittler in die Lage zu versetzen, alle relevanten Informationen über einen Kunden zu haben? Warum muss es eine weitere Plattform geben?

Tatsächlich ist es keine weitere Plattform. Unsere b-OX Cloud wurde in der Vergangenheit von vielen Marktteilnehmern für die BiPRO-Kommunikation eingesetzt. Die Daten, die zum Beispiel über BiPRO fließen, können jetzt zusätzlich miteinander in Beziehung gebracht und mit Daten aus anderen Systemen verlinkt werden. Das gelingt auch dann noch, wenn die anderen Systeme kein BiPRO sprechen, also keine standardisierten Daten vorhanden sind. Als Freund der Standardisierung ist mir die Erkenntnis schwergefallen, dass es nicht immer nur darum geht, Uneinheitliches einheitlich zu machen. Vielmehr muss man das Uneinheitliche ein Stück weit akzeptieren und versuchen, trotzdem damit klarzukommen. Das bedeutet, dass Daten überall in unterschiedlichen Systemen verteilt liegen und es auch unterschiedliche Prozesse darauf geben kann. Häufig will man allerdings alle Daten in einem einzigen System unterbringen. Aus unserer Sicht ist das nicht immer nötig. Vielmehr besteht die Kunst darin, diese Daten trotzdem miteinander in Beziehung zu bringen.

Beim Daten sammeln und benutzen, wird man schnell hellhörig hinsichtlich des Datenschutzes. Wie handhaben Sie das?

Wie schon in der Vergangenheit rufen wir Daten ab und geben sie auf Wunsch auch an Drittsysteme weiter, die unsere API-Schnittstellen nutzen. Im Sinne des Datenschutzes sind wir dabei als Auftragsverarbeiter, also im Namen und Auftrag des Maklers tätig. Es sind also seine Daten und auch das kundenorientierte Datennetz gehört nicht uns, sondern ihm. Wir selbst sammeln und verwenden diese Daten nicht. Wir rufen Daten ab, veredeln sie und leiten sie weiter.

Wie kann ein Makler denn Ihre Plattform nutzen, und was kostet ihn das Ganze?

Jeder Makler kann unsere Cloud-Plattform zum Beispiel für seinen BiPRO-Datenaustausch in Zusammenspiel mit seinem Maklerverwaltungsprogramm nutzen. Die Registrierung erfolgt über unsere Website. Sobald Daten eingehen, werden automatisch Beziehungen hergestellt, ohne dass ein Makler dafür etwas tun muss. Irgendwann wird er überrascht sein, welche Erkenntnisse in seinen Daten liegen. Damit können Makler ihre Kunden ohne Aufwand besser betreuen. Für kleinere Maklerunternehmen steht eine kostenfreie Community-Edition zur Verfügung – die Datenverlinkung gibt es dann allerdings nicht. Diesbezüglich befinden wir uns aktuell in der Pilotphase, für deren Teilnahme man sich als Makler gerne bewerben kann. Voraussetzung ist unsere kostengünstige Premium-Edition, bei der man nur das zahlt, was man auch wirklich nutzt. Für viele Makler sind es höchstens 15 Euro im Monat, und damit die Mindestnutzungsgebühr. Für größere Maklerhäuser, Assekuradeure, Pools und Versicherer steht mit der Enterprise-Edition eine exklusive Cloud-Umgebung zur Verfügung. Die wird zum Beispiel von Kunden wie Aon und Ecclesia genutzt.

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Manila Klafack

Manila Klafack war bis März 2024 Redakteurin bei Pfefferminzia. Nach Studium und redaktioneller Ausbildung verantwortete sie zuvor in verschiedenen mittelständischen Unternehmen den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.

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LinkedData in der Assekuranz – b-OX LD
Vor 2 Jahren

[…] Am 23. Juni 2022 erschienen: Eine Software, die einem Makler sagt, dass der Kunde mit einer Wahrscheinlichkeit von 88 Prozent demnächst kündigen wird – das ist künftig möglich, meint Markus Heussen, Gründer und Geschäftsführer der Plattform b-tix. Warum miteinander verknüpfte Daten und LinkedData für die Versicherungsbranche immer wichtiger werden und welche Vorteile sich daraus für Vermittler und Kunden ergeben, schildert Heussen im Interview. […]

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